#94 Weltreise auf dem Fahrrad: „Ich bin einfach losgefahren!“

Shownotes

Wie sie auf die Idee gekommen ist, mit dem Fahrrad die Welt zu bereisen, was sie dabei erlebt hat und was ihr am meisten fehlt, darüber spricht Leoni mit WZ-Redakteur Mathias Ziegler, der gemeinsam mit WZ-Host Petra Tempfer durch diese Folge unseres Podcasts „Weiter gedacht“ führt.
Leoni kommt aus der Umgebung von Hannover und hat Sonderpädagogik und Sport studiert. Nebenher hat sie für die Caritas Menschen mit geistiger Behinderung betreut. Vor vier Jahren fasste sie den Entschluss, mit dem Fahrrad auf Weltreise zu gehen, ein Jahr später startete sie tatsächlich los, gemeinsam mit ihrem damaligen Freund. Die Beziehung ging jedoch unterwegs auseinander, sodass Leoni den Balkan allein durchquerte. Zwischendurch schloss sie sich mit anderen Radfahrer:innen zusammen. Ihre Reise hat sie zunächst aus ihren Ersparnissen finanziert, mittlerweile arbeitet sie für eine Reiseplattform und postet ihre Etappen täglich in den Sozialen Medien. Ihre Reiseroute kann man hier nachvollziehen.

Produziert von „hört hört!“.

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00:00:02: Und dann ist klar war, dass ich mein Studium jetzt beende.

00:00:05: Aber die Frage ist okay, soll ich jetzt einfach weiterarbeiten und noch mehr Geld verdienen, damit ich das Geld für Dinge ausgeben kann, die ich gar nicht brauche oder will.

00:00:17: Das war jetzt keine intensive Vorbereitung.

00:00:19: Ich habe nicht trainiert oder sonstiges.

00:00:21: Ich habe nur ein paar kleine Radtouren gemacht, einfach um so ein Gefühl dafür zu kriegen.

00:00:26: Vielleicht auch wichtig zu erwähnen, in Europa habe ich kein einziges Mal in einem Hotel geschlafen oder in einem Hostel, sondern habe ausschließlich im Zelt geschlafen, hatte ein Budget von sieben Euro pro Tag.

00:00:37: Der wichtigste Tipp ist, war los.

00:00:44: Petra, warst du schon noch mal in Iran?

00:00:46: Nein, war ich noch nie.

00:00:47: In Indien?

00:00:48: Nein, auch nicht.

00:00:50: Im Peru?

00:00:51: Peru war ich auch noch nicht, aber ich war schon einmal in Ecuador.

00:00:54: Aber wie kommst du auf genau diese Länder, Matthias?

00:00:57: Weil der Iran, Indien, Peru und übrigens auch Ecuador, vier von insgesamt six und dreißig Ländern sind, durch die Diratweltreise unseres heutigen Gastes führt.

00:01:07: Von wie vielen zurückgelegten Kilometern reden wir denn da eigentlich?

00:01:13: Meine Gesprächspartnerin, die Leonie Kohlberg, ist mittlerweile drei Jahre an einfach drauf losgeradelt und hat seither Europa, Weiterteile Asiens und bald ganz Südamerika durchquert.

00:01:23: Und dabei rund forty-fünfzeigtausend Kilometer zurückgelegt, habe ich mir ausgerechnet.

00:01:29: Das sind ein paar tausend Kilometer mehr als der Erdumfang.

00:01:32: Und das auf zwei Rädern, ohne Elektromotor und einen großen Teil davon allein.

00:01:38: Herzlich willkommen bei einer neuen Folge unseres FZ Podcasts.

00:01:40: zweite gedacht.

00:01:41: Mein Name ist Matthias Ziegler.

00:01:43: Und ich bin Petra Tempfer.

00:01:45: Und ich bin schon sehr gespannt auf diese Radweltreise und auf Leonis Geschichte.

00:01:51: Vor allem auch darauf, wie sie auf die Idee gekommen ist, einfach auf ihr Rad zu steigen und aussteigen quasi.

00:01:58: Begonnen hat die Reise zu zweit, aber dann, das sollen uns die Leonie am besten selber erzählen.

00:02:04: Ich habe sie wie Assume mitten in den Anden erwischt, auf halben Weg von Argentinien nach Kolumbien.

00:02:09: Und wir hatten Glück, dass sie dort gerade eine stabile Internetverbindung hatte, mitten in der Wildnis, muss man fast sagen.

00:02:16: Guten Morgen, Leonie, bei dieses gerade halb achtzehender Früh bei mir schon Nachmittag.

00:02:21: Deine Radtour ist ja alles andere als gewöhnlich.

00:02:24: Du fährst ja fast um die halbe Welt und das hat mittlerweile drei Jahren.

00:02:28: Wo bist denn?

00:02:28: du bist jetzt überall durchgekommen?

00:02:30: Also, ich bin in Deutschland gestartet.

00:02:33: Nach Österreich, Italien, Schweiz, Slowenien, basically ganz Europa, bis Griechenland, über Türkei, Georgien, Armenien, Iran, Pakistan, nach Indien, Nepal.

00:02:44: Und dann ging es nach Zentralasien, das heißt Uzbekistan, Tajikistan, Kyrgyzstan, Kazakhstan.

00:02:51: von dort relativ spontan einen Flug zurück nach Skandinavien gebucht, um mit meinen Eltern Urlaub zu machen, dann Skandinavien geradelt, zurück nach Deutschland und dann im Januar nach Südamerika geflogen.

00:03:05: Und seitdem hier in Südamerika unterwegs.

00:03:08: Wie kann ich mir das vorstellen?

00:03:09: Ich sehe da auf den Fotos, die ich mit einem Rad, hinten zwei Taschen, vorne zwei kleine Taschen und in der Mitte noch eine Tasche.

00:03:16: Was ist da alles drin?

00:03:17: Was hast du alles eingepackt?

00:03:18: und vor allem was hast du bewusst nicht eingepackt?

00:03:21: Alles, was man zum Überleben braucht und ein bisschen mehr, würde ich sagen.

00:03:25: Also klar, die ganzen Basics.

00:03:27: Ich habe einen Kocher, ich habe einen Topf, ich habe einen Zelt, Schlafsack.

00:03:30: All diese Sachen, wie man braucht, ich schlafe, ich würde sagen, neunzig Prozent der Zeit im Zelt.

00:03:36: Kleidung für Four Seasons, also Winter, Frühling, Sommer, Herbst, Regen, alles dabei.

00:03:42: Und dann noch ein paar Luxusartikel, die das Leben ein bisschen komfortabler machen, wie zum Beispiel ein E-Reader, ja, eine Bluetooth-Box, mit der ich Musik hören kann.

00:03:55: Was ich ausgepackt habe aus meinem Gepäck ist ein Campingstuhl, ein Laptop, ukulele, also solche Dinge haben sich herausgefildert, dass ich die nicht unbedingt brauche und dann lieber weniger Gewicht mittelrum schleppe.

00:04:07: Es mag vielleicht banal klingen, aber ich nehme an, die tägliche Hygiene ist schon auch ein Thema, weil man so lange unterwegs ist ohne Hotelzimmer.

00:04:13: Ja, das hängt natürlich immer ganz davon ab, wo ich unterwegs bin.

00:04:18: Es gibt Blender, die haben unfassbar viel Wasser.

00:04:20: Das heißt, Seenflüsse, die nutze ich gerne, um mich zu waschen.

00:04:24: Das macht tatsächlich auch mehr Spaß, als unter einer Dusche zu stehen.

00:04:28: Ansonsten ja mittlerweile check ich halt schon einmal die Woche irgendwo ein, um zu duschen.

00:04:33: Das tut gut.

00:04:35: Und früher habe ich so Webseiten wie Warm Shours, das ist eine Plattform ähnlich wie Couchsurfing genutzt.

00:04:42: Das ist eine Fahrrad-Community weltweit, wo Leute ihre warme Dusche anbieten und dann wirst du gehostet.

00:04:48: So pflege ich mich.

00:04:51: Wie viel Vorplanung ist dabei und wie viel Spontanität?

00:04:54: Ich plane überhaupt nichts.

00:04:56: Also ich plane immer so einen Tag im Voraus vielleicht und hier kannst du auch... passt nichts auf Google Maps finden.

00:05:04: Hier muss du vor Ort sein und gucken, wo ist das Schild, Hospitale.

00:05:09: Und dann klopft man da an und fragt, wie teuer ist der Raum.

00:05:12: Also das kann man gar nicht so wie in Europa irgendwie prebooken und auch nimmt den Spaß heraus, machen so intensive Plan.

00:05:21: Ich überlege, welchen Weg ich einschlage für die nächste Woche und dann jeden Abend liege ich im Selten Plan ungefähr für den nächsten Tag, um eine Idee zu haben.

00:05:31: War auch die Idee zu dieser Radweltreise eine spontane ursprünglich?

00:05:35: Bist du aus einer Lust und Laune herausgestartet oder hast du das schon gut überlegt?

00:05:39: Ja, da war schon ein bisschen mehr Tiefe drin, aber Lust und Laune spielte auf jeden Fall auch mit rein.

00:05:45: Also ich glaube auf jeden Fall, dass der Samen für so ein Abenteuer schon früh gepflanzt wurde in meiner Kindheit, weil ich immer mit meinen Eltern Zelten gefahren bin, Klettern, Kanu fahren, all diese Dinge waren Teil unseres Lebens, sind Teil unseres Lebens.

00:05:59: Da bin ich in die Stadt gezogen und während meines Studiums habe ich die ganze Zeit gearbeitet und seitdem ich sechzehn bin, habe ich eigentlich immer im Arbeitsverhältnis gestanden.

00:06:07: Ich habe in der Zeit viel Geld angespart, habe in der Sechser WG gewohnt und ja, schon immer das minimale Leben bevorzugt.

00:06:15: Und dann ist klar war, dass ich mein Studium jetzt beende, war die Frage so, okay, soll ich jetzt einfach weiterarbeiten und noch mehr Geld verdienen, damit ich ... das Geld für Dinge ausgeben kann, die ich gar nicht brauche oder will.

00:06:29: Und dann kam dieser Gedanke, okay, eigentlich wäre es cool, wenn ich jetzt mal komplett frei sein könnte, für längere Zeit.

00:06:35: Und dann habe ich ein Film gesehen, der heißt anderswo, allein in Afrika, von den Menschen aus Freiburg, der durch Afrika geradelt ist.

00:06:43: Und das war dann so der letzte Tropfen, den es brauchte, damit ich gesagt habe, okay, ich kündige den Job nach meinem Studium, ich kündige meine Wohngemeinschaft und ziehe aufs Fahrrad.

00:06:55: Ja, also es war so, so die Idee, wie kann ich ein Leben kreieren, was möglichst lange Freiheit generiert und wodurch ich halt möglichst wenig Geld ausgebe, damit ich auch mit den Ersparnissen so lange wie möglich klarkomme und was halt nachhaltig ist und Abenteuer und ich die Welt entdecken kann.

00:07:14: Ich habe vorher noch nie Europa verlassen und genau das waren alles so Dinge, die damit reingeflossen sind.

00:07:20: Deine Weltreise hast du also in erster Linie aus deinem Ersparten finanziert.

00:07:24: Die ersten zwei Jahre habe ich ausschließlich von diesen Ersparnissen gelebt.

00:07:28: Jetzt auch zwischendurch war ich drei Monate, bevor ich nach Südamerika gekommen bin in Deutschland und habe nochmal Vollzeit für meinen Arbeitgeber damals gearbeitet.

00:07:37: und mittlerweile kann ich mich glücklich schätzen, dass ich über Social Media Einkommen habe.

00:07:42: Ich bin vertraglich angestellt bei Polar Steps.

00:07:45: Das ist eine Reise-App und für die arbeite ich quasi im Auftrag als deren Ambassador, die unterstützen ein paar Reisende, die deren Reiseethik unterstützen wollen, ähnlich wie einen Sports Bonser Ship.

00:07:57: Und damit kann ich mir meine Reise finanzieren, das ist sehr schön.

00:08:04: Also Leonie finanziert ihre Weltreise jetzt mit ihrer Weltreise, dank sozialer Medien.

00:08:09: Damit ist sie eine Reiseinfluencerin mit einem sehr, sehr kleinen nekologischen Fußabdruck.

00:08:15: Ja, genau.

00:08:16: Sie würde sich selber zwar nicht so bezeichnen, sondern eher als Reisegeschichtenerzählerin.

00:08:21: Aber ich denke, ja, das trifft trotzdem zu.

00:08:24: Man kann die Leonie tatsächlich als Reiseinfluencerin bezeichnen.

00:08:28: Aber jetzt würde mich noch ein bisschen interessieren, was Leonie vorher gemacht hat.

00:08:31: Was hat sie studiert?

00:08:32: Wo kommt sie her?

00:08:34: Leonie kommt aus der Umgebung von Hannover.

00:08:36: Er ist achtundzwanzig Jahre alt und hat Sonderpädagogik und Sport studiert.

00:08:41: Nebenher hat sie für die Karre das Menschen mit geistiger Behinderung betreut.

00:08:45: Und ja, also den Job hat sie aufgegeben.

00:08:48: Also mehr oder weniger spontan.

00:08:50: Ja, und so wie sie darüber spricht, ist sie generell sehr locker an das Ganze herangegangen.

00:08:54: Auch schon in der Vorbereitung auf dieses große Abenteuer.

00:08:59: Also der Start, wo ich mir in den Kopf gesetzt habe, dass das jetzt ein neuer Lebensabschnitt sein wird.

00:09:06: Bis zur Umsetzung war ein Jahr, aber ich habe derzeit auch noch studiert und habe mein Studium abgeschlossen und noch weiter gearbeitet.

00:09:16: Und das war jetzt keine intensive Vorbereitung.

00:09:19: Ich habe nicht trainiert oder sonstiges.

00:09:21: Ich habe nur ein paar kleine Ratturen gemacht, einfach um so ein Gefühl dafür zu kriegen.

00:09:26: Ein bisschen das Material angeschafft, aber letzten Endes kannst du das auch in ein paar Tagen organisieren, wenn du willst.

00:09:33: Was die Kondition betrifft, da hast du wahrscheinlich schon eine gewisse Basis gehabt, wenn du aus einer Ort der Familie kommst.

00:09:38: Ja, aber weißt du, letzten Endes ist es gar nicht so wichtig, ob man Kondition hat.

00:09:43: Die ist ja frei überlassen, wie weit du fahren willst.

00:09:45: Du kannst zwanzig Kilometer am Tag fahren und dann dein Zelt aufbauen oder hundert.

00:09:50: Letzten Endes ist das alles bei dir und je länger du auf dem Fahrrad lebst, desto trainierter wirst du auch.

00:09:57: Und war das dann auch so anstrengend, wie du es erwartet hattest?

00:10:00: bzw.

00:10:01: hast du vielleicht manches unterschätzt gehabt?

00:10:03: Ich würde sagen, ich bin eine relativ naive Person, im Sinne, dass ich mir nicht groß Gedanken über die Probleme und Herausforderungen mache, sondern diese auf mich zukommen lasse.

00:10:15: Und ja, letzten Endes kann ich mir die Straßen auch selber aussuchen, ob ich den Berg auf der Gravelstraße hochfahren will oder ob ich offen als Falt den Highway langfahre.

00:10:27: Das sind ja alles meine freien Überlegungen.

00:10:30: Weiß ich nicht.

00:10:31: Ich genieße die Anstrengung, sagen wir so.

00:10:34: Ich liebe einfach die Ablegenheit und die Natur und nicht den ganzen Zeit den Auspuff der Autos einatmen.

00:10:41: Bisschen mehr Abenteuer, das macht schon Spaß.

00:10:45: Bist du dir immer alleine unterwegs oder hast du auch manchmal Reisegesellschaft?

00:10:48: Also ich bin gestartet damals in der Beziehung mit einem Partner.

00:10:52: Und mit dem bin ich vier Monate zusammen geradelt.

00:10:55: Und das war quasi der Startschuss.

00:10:56: Für den war das Leben aber überhaupt nichts.

00:10:58: Der ist dann zurück nach Deutschland und ich bin weiter Richtung Indien quasi.

00:11:03: Und das war dann auch eine ziemlich harte kurze Phase, weil ich das erste Mal in meinem Leben ganz alleine war im Balkan.

00:11:11: Und Balkan ist schon ein sehr spezieller Bereich Europas.

00:11:16: Wunderschön.

00:11:17: Aber er hat zum Beispiel deutlich mehr Männer zu sehen als Frauen.

00:11:21: Eigentlich war es gar keine Frauen und viele Straßenhunde, die sehr aggressiv scheinen.

00:11:26: Und da war ich das erste Mal alleine alleine.

00:11:29: Und hab dann auch gedacht so, ich weiß nicht, ob ich nach Indien alleine fahren will, weil dann noch viel mehr Herausforderungen auf mich zu kommen.

00:11:36: Ich hab mich noch nie herausforderungen wie Visa gestellt.

00:11:39: Und hab dann aktiv nach Leuten gesucht, die auch Richtung Indien radeln.

00:11:43: Und hab so einen anderen Menschen aus Österreich kennengelernt.

00:11:46: Mit dem hab ich mich dann zusammengetan, ab Griechenland.

00:11:50: In der Türkei haben wir einen dritten Menschen aus Frankreich getroffen, der hat sich angeschlossen, dann waren wir zu dritt.

00:11:55: Und an der Grenze zu Iran sind wir dann fünf Leute geworden.

00:11:58: zu fünf bis Pakistan unterwegs.

00:12:01: Das war dann schon eine richtige Radreisefamilie.

00:12:04: Das heißt, da war ich für eine lange Zeit nicht allein.

00:12:06: Und dann erst nach Indien-Nepal war ich wieder allein.

00:12:11: Und jetzt hier in Südamerika, würde ich sagen, bin ich sehr, sehr komfortabel damit allein zu sein.

00:12:16: Aber durch diese Alleinsein und die Einsamkeit weiß ich auch sehr zu schätzen, wenn dann mal Gesellschaft da ist.

00:12:25: Was machst du dann den ganzen Tag während du fährst?

00:12:28: Hängt von der Herausforderung der Straße ab.

00:12:32: Als ich weit viel so richtig anspruchsvolle Bikepacking-Routen fahre, da kann ich mich eigentlich gar nicht auf irgendwas anderes konzentrieren, außer auf mich selbst.

00:12:40: Weil der Puls so hoch schlägt und man krass bergauf entweder schieben oder fahren muss.

00:12:46: Aber ich brauche auf jeden Fall Unterhaltung, wenn ich so lange, hunderte Kilometer lange Asphaltstraßen gerade ausfahre und nicht viel passiert, zum Beispiel auf dem Altiplano.

00:12:56: Da höre ich mir gerne Podcasts an.

00:12:59: oder Musik, Musikpushed, Podcasts unterhalten mich.

00:13:02: Allerdings hält der so ein Handy Akku auch noch in der begrenzten Zeit.

00:13:06: Ja, leider.

00:13:08: Ja, ich habe zwei Powerbanks.

00:13:10: Damit komme ich nur Woche durch.

00:13:12: Aber wahrscheinlich gibt es auch Situationen, wo du es genießt, dass dein Handy gar nicht läuten kann und du alleine bist mit deinem Rad in der Natur.

00:13:19: Ich genieße das viel mehr als in einem Hotel zu sein, wo ich Internetverbindung habe.

00:13:24: Ich merke das an meiner Schlafqualität, dass wenn ich in einem Hotel mit Internetverbindung bin und an meinem Handy rum sitze, dass ich dann auf jeden Fall nicht gut einschlafen kann und mein Gehirn viel mehr Stressoren ausgesetzt ist.

00:13:38: Also ich genieße es total, keine Internetverbindung zu haben.

00:13:41: Aber man muss dazu gezwungen werden.

00:13:47: Also das beeindruckt mich jetzt schon total irgendwie, dass die Leonie diese minimalistische Lebensweise lebt und ganz unabhängig auch von Konsum, Gütern, durch die Wildnis der Anden radelt.

00:14:00: Im Eingang mit der Natur, ich habe das ein richtig romantisiertes Bild vor Augen, weil eigentlich das Einzige, was die Leonie braucht, ihr Fahrrad ist.

00:14:10: Ja, und weil sich derzeit dann eher das Equator ist, weil du sagst im Eingang mit der Natur, Erlebt sie auch frühe Sonnenuntergänge gegen achtzehn Uhr und wird dafür um sechs Uhr von der Sonne wieder aufgeweckt.

00:14:21: Das ist auch ein sehr interessantes Erlebnis, sagt sie.

00:14:23: Ich muss gestehen, für mich ist ja das Ganze ein persönlicher Albtraumurlaub.

00:14:27: Das Camp beim Zelt und dazwischen eine stundenlange Radfahren.

00:14:31: Also nicht die Anstrengung, aber wie wir so schnell fahren, wenn ich bloß auf dem Rad sitze, da bräuchte ich auch unzählige Höherbücher und wahrscheinlich wäre mein Akku viel schneller leer.

00:14:40: Ja, das könnte aber auch sein, weil du halt gerade festgefahren bist in diesem aktuellen Leben und nichts anderes kennst.

00:14:48: Aber nach einer gewissen Zeit und wenn du dich dann auch darauf eingelassen hast, könnt das schon total entspannend und auch ja romantisch sein.

00:14:57: Wenn man dann sitzt in der Finsternis, in der Abgeschiedenheit, in den Himmel schaut, die Sterne sieht.

00:15:04: Und irgendwo im Gebüsch im dunklen Geräusche hört von Tieren, wo man nicht weiß, was da gerade laut.

00:15:10: So wie z.B.

00:15:10: in Indien, da ist die Leonie vor den Tigern gewarnt worden, als sie in der Wildnis zelten wollte.

00:15:15: Okay, okay, okay, na gut.

00:15:16: Ja, das ist ein Punkt.

00:15:18: Aber auf jeden Fall, das stimmt schon, muss es sehr, sehr anstrengend sein für die Leonie, jeden Tag so viel zu radeln und auch gefährlich, weil was ist, wenn ein Teil bricht von hier am Fahrrad?

00:15:30: Ja, wobei, da hat das eben als Glück, hat sie gesagt.

00:15:33: Und selbst ein Unfall hat sie noch nicht bremsen können.

00:15:38: Es ist ja auch eine gewisse Belastung fürs Material, wenn du da jahrelang unterwegs bist.

00:15:42: Wie oft hast du da schon einen Platten gehabt?

00:15:44: Ja, also Platten, das kann ich dir nicht beantworten.

00:15:47: Ich habe das nicht mitgezählt.

00:15:49: Ich habe jetzt ein zweites Fahrrad.

00:15:51: Also das Fahrrad fährt seit Südamerika.

00:15:55: Da hatte ich, weiß ich nicht, kann man an zwei Händen abziehen, die Platten.

00:15:59: Mit dem vorherigen Fahrrad bin ich ja ganz, ganz lange gefahren, mit den gleichen Mänteln auch.

00:16:04: Und am Ende hatte ich teilweise fast täglichen Platten im Iran.

00:16:08: Und da war es auch gar nicht so leicht, neue Mäntel zu organisieren.

00:16:11: Aber abgesehen davon hatte ich wirklich keine Radprobleme, sowohl mit dem alten Fahrrad als mit dem neuen.

00:16:17: Da bin ich mit anderen Radreisenden gefahren, die hatten deutlich mehr Probleme mit Speichenbruch und sonstigen Dingen.

00:16:24: Da kann ich echt von Glück reden.

00:16:27: Und bei dir selber, ist dir körperlich schon was passiert?

00:16:30: Ja, also keine, keine bleibenden Schäden bis jetzt.

00:16:35: Es sind keine Brüche, keine großen Unfälle.

00:16:39: einmal.

00:16:40: Das war aber selbstverschuldet, wurde ich in der Türkei mit elf Stichen genäht an meinem Knie.

00:16:48: Das war aber, ja, es war ein kleines Abenteuer.

00:16:52: weil ich war an einem abgelegenen Strand mit Vanlifern und dann ging es auch einer Gravelstraße steil den Berg wieder hoch ein paar hundert Höhenmeter und weil ich zu faul war hochzufahren, haben wir uns überlegt, dass wir in Seil von dem Van an meinen Lenker binden und ich mich hochziehen lasse.

00:17:12: Hat sich so ein bisschen angefühlt wie mit einem Snowboard in einem Schlepplift zu sein.

00:17:17: Und ich konnte aber nicht so gut einsehen, wie die Straßenverhältnisse sind.

00:17:21: Und an einer Stelle gab es ein fettes Schlagloch, da bin ich dann reingefallen und wurde über die Schotterpiste gezogen und genau musste dann ins Krankenhaus.

00:17:31: Aber das war nicht weiter schlimm, es war nur die Haut.

00:17:34: Und es hat Spaß gemacht, ich würde es wieder tun.

00:17:38: War das dann der Aufregenste bzw.

00:17:39: gefährlichstes Erlebnis oder gab es noch andere Situationen?

00:17:43: Also es gab auf jeden Fall ein paar Situationen, die mich sehr ängstlich gemacht haben, würde ich sagen.

00:17:50: Vor allem am Anfang, wo ich das erste Mal alleine war, war es schwer für mich Situationen realistisch einzuschätzen.

00:17:57: Wie gesagt, im Balkan gab es viele Straßenhunde, die sehr, sehr aggressiv wirkten.

00:18:02: Und ich kenne auch keine Straßenhunde aus Deutschland, deswegen war das für mich ganz oft so... Panikmoment, wenn Hunde hinter mir hergelaufen sind und versucht haben, mit meinem Bein zu beißen oder ich mir das eingebildet habe.

00:18:15: Ansonsten gab es ein paar Situationen, wo Männer übergriffig geworden sind.

00:18:20: Aber letzten Endes war nichts nicht handhabbar und auch nicht unglaublich gefährlich, würde ich sagen.

00:18:28: Vielleicht auch wichtig zu erwähnen, in Europa habe ich kein einziges Mal in einem Hotel geschlafen oder in einem Hostel, sondern habe ausschließlich im Zelt geschlafen, hatte ein Budget von sieben Euro pro Tag.

00:18:38: Und deswegen habe ich an den ungewöhnlichsten und vielleicht auch manchmal sehr gruseligsten Orten geschlafen beim Zelt.

00:18:47: Hast du zu irgendeinem Zeitpunkt ans Aufgeben gedacht?

00:18:50: Ich habe einmal ins Aufgehen gedacht, das war aber geschuldet dessen, dass ich einen Parasiten hatte und anderthalb Monate Durchfall hatte und am Ende im täglichen mein Bewusstsein verloren hat, mir Schwarz vor Augen geworden ist, bis ich dann den Indien-Arzt gesehen habe, der mir Antibiotikum freischrieben hat und dann ging es mir wieder besser.

00:19:07: Aber anderthalb Monate war wirklich eine harte Zeit und da war ich mir nicht so ganz sicher, ob ich das, das war in Pakistan, ob ich das managen kann.

00:19:16: Wie lange willst du dieses Leben führen?

00:19:18: Also wie lange soll dieser Weltreise dauern?

00:19:21: Es ist eine gute Frage.

00:19:23: Also ich werde bis nach Kolumbien radeln.

00:19:24: Ich habe aber schon Rückflug nach Spanien gebucht Mitte Oktober, weil da sind die Herbstferien, meine Mama ist Lehrerin und ich treffe mich mit meiner Familie für die Herbstferien zum Klettern auf Salinien und habe auch für mich entschieden, dass das jetzt erstmal dann der Schritt ist, zurück nach Europa zu gehen und ein bisschen näher dran zu sein.

00:19:44: Und einfach ein bisschen mehr Community zu haben, Freunde, Beziehungen.

00:19:48: Ich würde gerne Partnerschaft wieder starten irgendwann.

00:19:52: Und das ist einfach schwer, wenn man so auf dem Fahrrad lebt.

00:19:55: Ich hätte nichts dagegen, wenn ich einen verrückten Partner finde.

00:19:57: Der Lust hat mit mir zum Beispiel Afrika zu dich queren.

00:20:00: Aber ich möchte nicht für ewig immer nur alleine rumdüsen.

00:20:04: Genau.

00:20:05: Mittlerweile lacht ein zwanzig Jahre alt.

00:20:08: Das spielt auf jeden Fall mit rein.

00:20:10: Also jetzt geht es erstmal nach Europa.

00:20:12: Ich sehe mich nicht unbedingt jetzt einfach in der Stadt leben, aber ich habe schon Lust auf beständigere Beziehungen und nicht nur alleine Abenteuer machen.

00:20:27: Also ich habe einfach als Mensch unfassbar viel gelernt, weil ich das erste Mal alleine war.

00:20:32: Ich war einsam oder auch habe gelernt, wie ich mit mir selbst klär komme.

00:20:38: Ganz viel, ja.

00:20:41: innere Stärke generiert, dadurch dass ich die unterschiedlichsten Herausforderungen meistern musste.

00:20:48: Körperlich, mental, genau unterschiedlichster Natur, haben Urvertrauen entwickelt, weil ganz, also wenn man nur in einem Ort wohnt und vielleicht nur Nachrichten lauscht, dann hat man viel Angst, wie ich auch am Anfang Angst hatte, als ich allein in meinem Zelt dann gewohnt habe.

00:21:10: Und mittlerweile, durch unfassbar viele Erfahrungen, habe ich einen Vertrauen in die Welt und in die Menschheit entwickelt.

00:21:16: Und in mich selbst, dass ich Situationen händeln kann.

00:21:20: Und ja, Verbundenheit zur Natur.

00:21:23: Ich sehe mittlerweile, egal wo ich bin, sehe ich überall.

00:21:28: Hier könnte ich schlafen, das wäre ein wunderbarer Platz für mein Zelt und unter diesem Wasserfall zu duschen, das wäre ein Traum.

00:21:35: Ja, und auch so in unterschiedlichsten Kulturen aufgenommen zu werden von den Leuten, bei denen zu Hause einmal einen Einblick zu kriegen für einige Stunden, vielleicht auch über Nacht und dann wieder rausgesetzt zu werden.

00:21:49: Und vielleicht noch das letzte, das Kontrolle nicht so viel bringt.

00:21:52: Also man kann nur bis zu einem gewissen Grad kontrollieren und eigentlich lernt man loszulassen und mit dem zu gehen, was gerade passiert.

00:22:02: Also ich bin als Mensch gewachsen.

00:22:04: Wenn ich jetzt auch mit dem Fahrrad um die Welt reisen möchte, was wäre der wichtigste Tipp für mich und was wäre der dümmste Fehler, den ich vermeiden sollte?

00:22:13: Okay, der wichtigste Tipp ist, fahr los.

00:22:17: Mach dein Trip, muss ja auch gar nicht direkt für drei Jahre sein, sondern kann ja auch für eine Woche sein oder ein langes Wochenende.

00:22:25: Mach deine Erfahrungen und guck, wie es dir gefällt.

00:22:27: Und was man auch gar keinen Fall machen sollte.

00:22:30: Zählte nicht in einem Industriegebiet hinter einem Supermarkt.

00:22:34: Könnte Schwierigkeiten geben und zählte auch nicht in einem Stadtpark, wo vielleicht Leute betrunken nachts abhängen.

00:22:41: Das sind so Sachen, die man vielleicht vermeiden könnte.

00:22:44: Aber letzten Endes wirst du auch nicht sterben, sondern wirst danach nur schlauer sein und vielleicht mehr kurze Nacht gehabt haben.

00:22:54: Fahr los, sagt Leonier, das ist der wichtigste Tipp.

00:22:57: Mir gefällt wirklich, dass die Leonid tatsächlich so ohne große Planung einfach losgeradelt ist.

00:23:04: Ein bisschen naiv, wie sie sich ja auch selbst bezeichnet, aber genau so denke ich, man kann es funktionieren, weil ich persönlich wahrscheinlich, wer schon allein von der riesigen Planung einer Weltreise überfordert und dann würde ich jetzt gar nicht losfahren oder losradeln, weil ich mir denken würde, boah, ich bin schon so fertig allein von diesen ganzen Dingen, die man bedenken muss.

00:23:26: Aber für Leonie steht eben genau diese Freiheit im Vordergrund, die sie angesprochen hat.

00:23:31: Und die lebt sich dann auf ihre Art und Weise auch wirklich aus.

00:23:36: Schränkt sich selbst auch durch keine zu enge Planung ein.

00:23:39: Ich habe auch absolute Hochachtung für ihr und für ihre Leistung.

00:23:42: Ich habe sie am Anfang schon gesagt.

00:23:44: Ich habe es mir ausgerechnet auf Basis von der Website Polasteps, wo man ihr folgen kann, ihrer Route.

00:23:52: Die Leonie hat der gefahrene Strecke nach tatsächlich die Erde umrundet.

00:23:56: und sich dabei alleine in Gegenden gewagt, die andere vielleicht nicht einmal mit Begleitschutz im Auto durchqueren würden.

00:24:02: Und ja, auf jeden Fall ist es eine billige und klimaschonende Art, die Welt kennen zu lernen, wenn man etwa seine geputztige Nepal verbringt, so wie es bei Leonid der Fall war einmal.

00:24:11: Ja, billig auf jeden Fall, weil wenn man denkt, dass sie ein Budget von sieben Euro pro Tag hatte, ist das wirklich nicht viel.

00:24:19: Sicher, die Leonid musste keine Miete bezahlen, hat.

00:24:22: Kein Geld für Konsumgüter ausgegeben, aber allein für Lebensmittel gebe ich schon oft vor den Mittagessen ein Vielfaches aus.

00:24:28: Und erst recht im Urlaub.

00:24:30: Ich schlafe da ja allerdings auch nicht im Zelt, sondern in einem weichen Hotelblät mit Frühstücksbefehl, wenn ich auf Urlaub bin.

00:24:36: Aber ich glaube, ich werde mir trotzdem ein Beispiel nehmen und mich wieder mehr aufs Rad setzen.

00:24:40: Mein Sohn hat sich eh schon beschwert, weil wir halt so wenig Rad gefahren sind.

00:24:43: Vielleicht mache ich das jetzt öfter.

00:24:44: Und wer weiß, wo ich damit hinkomme.

00:24:47: Aber seid bitte nächste Woche wieder da Matthias, weil sonst versäumst unsere nächste Folge.

00:24:51: Oh, das wäre natürlich ganz böse, da bin ich auf jeden Fall wieder da.

00:24:54: Ja, da geht es nämlich um jemanden, der fünf Jahre nichts von sich hören hat lassen

00:24:59: und einfach

00:25:00: weg war.

00:25:01: Ich bin schon gespannt, ihr hoffentlich auch.

00:25:03: Vielen Dank fürs Zuhören heute.

00:25:05: Wir hören uns nächste Woche.

00:25:06: Ciao.

00:25:07: Ciao, bis dahin.

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