#96 Tausche Hörsaal gegen Nordpol
Shownotes
Als Jonathan Fipper zum ersten Mal das Eis des norwegischen Gletschers Hardangerjøkulen unter seinen Füßen spürte, wusste er: Es werden weitere Gletscher folgen. Das war vor einigen Jahren im Zuge eines Studienpraktikums in Oslo. Mittlerweile hat er drei bis vier Wochen in Nordost-Grönland verbracht, um Feldforschung für seine Masterarbeit zum Thema Klimawandel zu betreiben. Anschließend fuhr er für drei Monate nach Spitzbergen in der Arktis, unweit des Nordpols. Die Kälte mit Temperaturen von minus 20 bis minus 30 Grad Celsius sei eine der größten Herausforderungen gewesen, sagt der 26-Jährige, der gerade sein Masterstudium in Physischer Geographie an der Universität Graz abschließt, in dieser Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht“. „Und, dass es sehr einsam sein kann.“
Dennoch möchte er auch nach dem Master wieder auf einen Gletscher, um auf diesem Gebiet weiterzuforschen, sagt Jonathan zu WZ-Host Petra Tempfer, die gemeinsam mit Mathias Ziegler durch die Folge führt. „Mir ist klar geworden, dass gerade die Arktis sehr sensibel auf den Klimawandel reagiert – und, welchen Einfluss das auf das Weltklima hat.“
Produziert von „hört hört!“.
Weiterführende Links:
Sermilik-Forschungsstation der Universität Graz in Grönland
Geomorphologie der kalten Bergregionen
zu den Gletschern in Nordost-Grönland
Transkript anzeigen
00:00:05: Ich hatte zum Glück keine Erfrierungen, bin ohne das Ausgekommen, aber es gab doch einige, die so leichte Erfrierungen hatten.
00:00:14: Bei den ersten Schritten war ich vor allem fasziniert von der Konsistenz des Eises.
00:00:22: Eine der ersten Dinge, die man dort beigebracht wird und ein kleines Training für bekommt, ist der Umgang mit einer Schusswaffe, um sich von Eisbären zu verteidigen.
00:00:31: Und für mich dann, glaube ich, da auch sehr klar geworden ist, dass die Arktis Als Teil des Klimasystems, auch sehr, sehr sensibel, reagiert auf den Klimawandel.
00:00:44: Am zwanzigsten September hat der Herbst angefangen, Peter.
00:00:47: Weißt du, was das heißt?
00:00:49: Es wird wieder Winter.
00:00:50: Ja, es wird wieder kalt.
00:00:52: Und das finde ich überhaupt blöd.
00:00:53: Also, Skifahren ja, super.
00:00:54: Aber ich muss ehrlich gestehen, je älter ich werde, desto mehr hasse ich Kälte.
00:01:00: Dabei, Matthias, weißt du nicht einmal, wie sich echte Kälte anfühlt, oder?
00:01:05: Was meinst du, das ist mit echter Kälte?
00:01:07: Also so, dass es auf der Haut brennt und richtig wehtut bei Temperaturen von minus zwanzig bis minus dreißig Grad, hast du das schon mal gespürt?
00:01:16: Nein, Gott sei Dank nicht und ich glaube, ich will es auch nicht wirklich spüren, aber wie kommst du jetzt auf minus dreißig Grad?
00:01:21: Ja, das hat mit meinem heutigen Gesprächspartner zu tun.
00:01:24: Mein Name ist Petra Tempfer
00:01:26: und ich bin Matthias Ziegler und ihr hört wieder eine neue Folge von weitergedacht, dem Podcast TVZ mit einem ganz persönlichen Wendepunkt.
00:01:35: und einer offenbar sehr kalten Geschichte, die die Petra heute für uns hat.
00:01:40: Ja, also Eis und Schnee prägen die Geschichte meines heutigen Gesprächspartners.
00:01:47: Er ist sechsundzwanzig Jahre alt.
00:01:49: Er heißt Jonathan Fippa und ist Student.
00:01:52: Er schließt gerade das Masterstudium an der Universität Graz ab und zwar in physischer Geografie.
00:01:58: Und das ist auch der Grund, warum er den warmen.
00:02:01: Manchmal vielleicht auch ein bisschen stickigen, aber trotzdem auf gemütlichen Uni-Hörsaal gegen eine Forschungsstation auf einem arktischen Gletscher getauscht
00:02:09: hat.
00:02:10: Gut, das klingt wieder sehr spannend.
00:02:12: Da würde ich vielleicht sogar die Kälte in Kauf nehmen, wenn ich da für ein Abenteuer erleben durfte.
00:02:16: Ja, also, bei Miona dann ist es nicht nur bei einem Abenteuer geblieben, sondern es hat ihn nach diesem einen Gletscher auf immer weitere gezogen.
00:02:24: Warum das so ist und wie es dazu gekommen ist, soll euch aber am besten selbst erzählen.
00:02:31: Jonathan, worum genau geht es bei deiner Forschung fürs Studium?
00:02:36: Und warum bist du deshalb im ewigen Eis?
00:02:39: In der Forschung für mein Studium geht es darum, wie die Gletscher, vor allem der Arktis, sich zurückziehen und genau genommen erforsche ich da den Nordosten Grönlands, zumindest jetzt in meiner Masterarbeit.
00:02:52: Also, dass Eis vielleicht gar nicht so ewig ist, wie wir oft sagen.
00:02:56: Welche Dinge sind dir als allererste durch den Kopf gegangen, als du zum ersten Mal auf den Gletscher gegangen bist?
00:03:04: Ich glaube, bei den ersten Schritten war ich vor allem fasziniert von der Konsistenz des Eises, als ich damals am Gletscher in Norwegen den betreten habe.
00:03:15: Da trägt man dann natürlich Steigeisen.
00:03:17: Und das war auch ein warmer Tag, wo die Gletscheroberfläche geschmolzen ist.
00:03:21: Und da fand ich es, also ein Gefühl, was ich noch nicht hatte mit den Steigeisen halt in dieses Eis.
00:03:25: einzudringen und halt zu spüren und auch zu merken, wie unter Schmelzbedingungen die Oberfläche das alles auch berös wird.
00:03:32: Das ging mir, glaube ich, an den ersten Schritten durch den Kopf.
00:03:34: und dann darauf folgen vor allem irgendwie, dass es sehr spannend ist, diese Gletscher Oberfläche zu sehen, mit den Bechen, mit den Spalten, mit den Gletschermühlen, also wo das Wasser, was auf der Oberfläche des Gletschers herunterrinnt, auf einmal in die Tiefe des Gletschers hinabstürzt.
00:03:50: Aber warum genau hat dich der Gletscher so gefesselt?
00:03:54: Ich glaube, zum einen einfach schon aus der landschaftlichen Faszination heraus, so die sommerliche Berglandschaft natürlich sowieso schön ist, aber der Kontrast, der dann so das Eis von einem Gletscher da reinbringt, dann doch auch noch mal ein besonderes Highlight irgendwie darstellt und dann auch auf dem Gletscher quasi zu gehen und zu sehen, wie riesig so ein Gletscher ist und wie dynamisch der sich auch verhält, also wie viel Wasser da auf verschiedenste Wege den Gletscher entlang hinunterläuft und Seen bildet, Beche bildet, die sie überall rauscht und Glück hat.
00:04:27: Und zum anderen glaube ich schon, dass es mein Interesse war, dass sie spannend fand, quasi einfach dieses wissenschaftliche Verständnis, auch der Wechselwirkung von Eis und Schnee und auch in einem sich erwärmenden Klima.
00:04:41: Wo genau warst du da jetzt bisher?
00:04:44: Das ist so, dass ich... Da habe ich schon immer so eine Affinität, hatte für Schnee und ich dann einen Auslandssemester gemacht habe in Oslo, wozu es recht zufällig gekommen ist.
00:04:54: Und da haben wir dann auch eine Exkursion gehabt auf einen norwegischen Gletscher und das war quasi mein erster Kontakt.
00:05:02: Und das hat mich eigentlich dann gleich sehr fasziniert.
00:05:04: Und seitdem habe ich dann geschaut, dass ich weiter irgendwie Dinge studiere und mich mit Sachen beschäftige, die damit zu tun haben.
00:05:11: Diese Exkursion, die ich in Bachelor Auslandssemester gemacht habe.
00:05:16: Die war zum Hadangayukylen.
00:05:18: Das ist eine größere Eiskappe, also so ein sehr platter Gletscher.
00:05:24: Und danach waren meine Aufenthalte in Nordostgrönland drei bis vier Wochen etwa, wo wir dann auch Feldforschung gemacht haben für meine Masterarbeit und also sehr weit oben in der Arktis.
00:05:37: Und dann war ich noch zum Studium auf Spitzbergen.
00:05:40: Und Spitzbergen, das ist so eine Inselgruppe, die noch mal nördlich von Nord-Norwegen liegt.
00:05:45: Das ist eine Tausend Kilometer etwa, weiter nördlich vom Nordcup.
00:05:50: Und in Spitzbergen war ich etwa drei Monate.
00:05:55: Wie kann ich mir so einen Tag deiner Forschungsarbeit bei minus zwanzig bis minus dreißig Grad vorstellen?
00:06:02: Das ist vor allem damit verbunden, dass man halt sehr viel logistischen Aufwand hat, dass man warm ist und dass man warmes Essen dabei hat, warmes trinken dabei hat und irgendwie auch sehr viel Sicherheitsausrüstung dabei hat für alle Eventualitäten, dass man weils ein Schneesturm gibt oder so, kaum mehr direkt zurückkommen kann und dass man da irgendwie auf das Schlimmste quasi vorbereitet ist und der Tag beginnt.
00:06:24: oder da kann ich dann vielleicht auch Spitzbergen erzählen, wo wir dann auch Felderweit gemacht haben bei minus zwanzig bis minus dreißig Grad, dass man sich in dem logistischen Zentrum der Universität, also dieses Vorschussinstituts, da trifft und dann ziehen sich alle erst mal irgendwie dort auch noch mal wärmere Kleidung an.
00:06:40: Das sind dann so Overwalls, die halt sehr warm sind für die Temperaturen gemacht sind.
00:06:45: Und man sieht sich auch Kleidung an, die das das gesamte Gesicht bedecken mit einer Brille.
00:06:51: Und dann trägt man auch erst mal ein Helm, weil wir dann meist mit Skidus, also quasi so Schneefahrzeugen herausgefahren sind, zu dem Ort, wo man dann die Forschung machen möchte.
00:07:02: Das wäre bei uns zum Beispiel dann am Rand von einem Gletscher oder auf dem Meereis, also auf dem zugefrorenen Fjord.
00:07:09: Und da nimmt man dann oben oder stellt Messgewerte auf, zum Beispiel eine Wetterstation und verrichtet da die Aufgaben, die es zu tun gibt.
00:07:18: Muss währenddessen schauen, dass man nicht auskühlt.
00:07:20: Vor allem, wenn man dann irgendwie mal kleinteilige Arbeit mit den Fingern macht, meine Schraube anziehen, meine Mutter anziehen, ist das irgendwie gleich eine schwierige Sache.
00:07:27: Mit dem Manschuh und wenn man mit dem nackten Finger dann daran geht, ist es auch so, dass man recht schnell sich auch verletzen kann, einfach wegen der Kälte und der Übertragung der Kälte durch Eisen, dass man damit der Haut berühren könnte.
00:07:40: Hast du auch einmal draußen geschlafen am Gletscher?
00:07:43: In der Arktis nie, aber diesen Sommer habe ich auf einem österreichischen Gletscher für eine Forschungsarbeit eine Woche etwa gezeltet und direkt auf dem Gletscher gelegen.
00:07:53: Wie kannst du dieses Gefühl der Kälte beschreiben?
00:07:57: Mir, die ich minus zehn Grad Celsius aufkenne?
00:08:02: Es ist unterschiedlich.
00:08:03: Ich glaube, was für mich am Eindrucklichsten war, ist, wenn es halt kalt ist und es weht ein Wind, dass es wirklich sich so sehr prickelnd auch im Gesicht anfühlt und auch so nach kurzer Zeit ein bisschen zu Schmerzen beginnen kann, dass man wirklich irgendwas vor die Haut geben muss, weil sonst irgendwie ja so ein prickelndes, stechendes Schmerzgefühl ist, was man, glaube ich, von minus zehn Grad mit wenig Wind noch nicht so erfährt.
00:08:25: Und das andere war, dass man dann doch mal mit den Händen handieren musste und aus dem Handschuh rausgehen musste, dass die Hände dann doch sehr schnell auskühlen können und die Hände dann wieder warm zu bekommen, auch wenn man sie in den Handschuh steckt.
00:08:35: Eine viel größere Herausforderung war, als ich es mir gedacht habe, ähnlich eigentlich auch mit den Füßen war die Erfahrung.
00:08:41: Also es mir wirklich auch schauen musste, dass man nicht, das riskiert, dass jetzt ein Körperteil wirklich doll auskühlen wird.
00:08:47: Hatte die irgendwelche Wärmequellen in den Handschuhen oder den Schuhen?
00:08:52: Was recht beliebt ist, sind so Pads, die man kaufen kann, und dann schüttelt man die.
00:08:57: Und durch das Schütteln werden die warm.
00:08:59: Und das nutzen viele Menschen für die Schuhe.
00:09:02: Aber das gibt es auch für die Handschuhe.
00:09:04: Genau.
00:09:04: Also, solcher Hilfsmittel gibt es dann schon auch, die genutzt werden.
00:09:07: Hattest du oder hatten deine Kolleginnen Erfrierungen?
00:09:10: Ich hatte zum Glück keine Erfrierungen.
00:09:13: Bin ohne das ausgekommen.
00:09:14: Aber es gab doch einige, die so leichte Erfrierungen hatten.
00:09:19: Also, nicht dass jetzt irgendwie zehn oder andere Extremitäten wirklich abgefroren sind, aber das ist halt ... Verbrennungsähnliche Dinge entstehen dann an der Haut, wenn die mit sehr kalten Temperaturen Kontakt kommen.
00:09:29: Und das hatten einige, ja.
00:09:34: Also Efferierungen sind wie Verbrennungen, sagt der Jonathan.
00:09:37: Ja, sie äußern sich eh nicht für Verbrennungen.
00:09:40: Also ganz konkret wird als alle erstes die Haut weich und sensibel.
00:09:46: Schließlich wird sie aber ganz hart und auch taub.
00:09:50: Und was die Farbe betrifft, wird sie zuerst rot.
00:09:52: Also eben, ähnlich wie bei Verbrennungen, dann wird es aber weisslich gelb oder sogar grau, dann bekommt sie Bläschen und stirbt schließlich ab.
00:10:02: Besonders gefährdet sind zuerst exponierten Körperteile, so wie die Finger, die Zehen, aber zum Beispiel auch die Nase, weil die grundsätzlich schon nicht so gut durchblutet sind und weil der ganze Körper, die durch Blutung dann auf die inneren Organe konzentriert und dadurch die Finger, die Zehen und die Nase als erstes abfreieren.
00:10:20: Aber das heißt, es tut dann auch gar nicht mehr weh, wenn den Finger abstirbt, weil er ja schon da ist.
00:10:25: Laut meiner Recherche nicht.
00:10:26: Also ich kann das auch nur nach erzählen, was ich recherchiert habe.
00:10:31: Was aber angeblich wirklich höllisch weh tut, das ist, wenn ein Körperteil schon Erfriggungserscheinungen hat, aber rechtzeitig aufgewärmt wird.
00:10:37: Ja, und da habe ich ein erstes Hilfekuss gelernt, man soll das ja auch nicht ganz schnell machen und zum Beispiel ja nicht reiben, sondern möglichst langsam und behutsam.
00:10:46: Genau, weil sonst kann man sterben, weil die Hitze in Kombination mit dem kalten Blut zu einem Blutgerinsel führen kann, das dann wiederum, wenn es ins Gehirn kommt, zum Tod führen kann.
00:10:56: Und weil ihr über so extreme Minusgrade gesprochen habt, an welche Temperatur erfrieren wir, wann wird es kritisch?
00:11:04: Grundsätzlich geht es immer darum, welche Körpertemperatur wir halten können, sobald sie unter dreißig Grad Celsius fällt, wird es wirklich kritisch.
00:11:13: Da werden wir bewusstlos und bei unter achtundzwanzig Grad Celsius kommt es zu schweren Herzrückungsstörungen, die dann schließlich zum Tod führen können.
00:11:21: Also eigentlich eine enorme Gefahr, in die sich der Jonatan da freiwillig Tag für Tag begeben hat in der Arktis.
00:11:27: Ja, auf Jonatan hat allerdings noch eine weitere Gefahr gelauert, zusätzlich zur Kälte.
00:11:36: Gibt es irgendwelche Gefahren, auf die man besonders achten muss, wenn man da im ewigen Eis unterwegs ist?
00:11:42: Ja, das...
00:12:02: Ich bin noch beim Eisbären hängen geblieben.
00:12:04: Bist du persönlich einmal einem Eisbären begegnet?
00:12:08: Ja, zum Glück nur auf größere Distanz, aber es kam tatsächlich an einem Tag der Feldarbeit in Spitzbergen dazu, dass wir rausgefahren sind, waren dann auf dem Meer ice in einem Fjord und dann gab es schon eine andere Gruppe, die in der Nähe war.
00:12:24: Ich glaube, das war eine touristische Gruppe, die zu uns kam und gesagt hatte, ja, da hinten sind Eisbären, eine Mutter mit Kindern und dann haben wir die in recht großer Distanz gesehen.
00:12:33: Und dann galt es natürlich immer, die im Blick zu behalten.
00:12:36: Später wurden es dann doch recht mulmig, als wir zurückfahren wollten.
00:12:41: Und es dann doch recht stürmisch war und zu schneiden begann.
00:12:43: Und dann hat man, wenn halt alles weiß ist, dass wir nur mehr in das White Outs, also dass man quasi kaum mehr weiß, wo unten und oben ist.
00:12:51: Und dann wird es auch gefährlich, wenn man sich jetzt auf den Skidoo weiter.
00:12:55: in der Landschaft bewegt.
00:12:57: Und da gab es noch an ein, zwei Punkten die Situation, dass wir doch noch mal ein bisschen abwarten mussten und die Gruppe wieder sammeln mussten.
00:13:04: Und in diesen Phasen, wenn wir doch noch mal abwarten mussten und man gar nichts gesehen hat, konnte man natürlich auch nicht sicherstellen, dass die Eisbären noch auf Distanz sind.
00:13:12: Hast du dir da manchmal gedacht, warum mache ich das ja eigentlich?
00:13:15: Ich glaube, in der Situation wenig.
00:13:18: Also natürlich ist es mit einem... großen Diskomfort verbunden, wenn man dann im Schneestürm da sitzt und nicht weiter kommt und die Gruppe muss sich immer wieder sammeln und finden.
00:13:27: Aber es war in der Situation auch irgendwie ein spannendes Abenteuer.
00:13:32: Aber es gibt sicher auch andere Situationen, gerade bei der Felderbeit, wo es wirklich unangenehm ist und man sich auch einfach wieder wünscht, um warm zu sein und die Arbeit geschafft zu haben.
00:13:40: Da gab es schon Momente, wo ich mir gedacht habe, was soll das denn?
00:13:43: Wie warm war es in der Station Indoor?
00:13:46: Da war es schon warm, also gut zwanzig Grad ähnlich wie die meisten Wohnungen in Österreich wahrscheinlich temperiert sind.
00:13:54: Da hat man das eigentlich wenig gespürt, dass man gerade sehr hoch in der Arktis unterwegs ist.
00:13:58: Sogar mit heißer Dusche.
00:14:00: Ja, nicht unbedingt sonderlich viel Wasser.
00:14:02: Also teilweise gab es auch kein warmes Wasser, aber wir hatten sogar eine heiße Dusche da.
00:14:07: Wenn du heute zurückblickst auf deine Forschungsaufenthalte, welche waren die größten Herausforderungen für dich?
00:14:14: Ja, die Herausforderungen sind sehr unterschiedlicher Natur, was die Arbeit selbst betrifft.
00:14:19: würde ich sagen, ist vor allem die Unvorhersehbarkeit der Feldarbeit, die eine große Herausforderung darstellt, dadurch, dass man dem Wetter ausgesetzt ist, was man nicht vorhersehen kann, dadurch, dass man dann auch einfach an sehr herausfordernden Geländebedingungen unterwegs ist, wo es irgendwie... nass sein kann, wo Flüsse fließen, wo es matschig ist, dass man dann oft umplanen muss, auch weil irgendwie mit dem technischen Ding etwas vielleicht nicht funktioniert, was man im Feld dann nicht direkt beheben kann, sei es mit dem GPS oder weiß es, dass man dann doch nochmal Internet braucht, um was technisches zu verändern.
00:14:50: Und das zweite ist natürlich die Kälte, wenn man im Winter in der Arktis forschen möchte, dass das ja herausfordernd ist, einfach warm zu bleiben und was dann irgendwie... Eine sehr andere Herausforderung ist, dass es sehr einsam sein kann.
00:15:06: Also zum Beispiel an der Forschungsstation, in der wir in Nordost-Grönland waren, und dass da auch ein sehr begrenzter Kreis an Menschen halt über den Zeitraum vor Ort ist.
00:15:17: Und man sich da schon auch sehr abgeschottet fühlt von den Menschen, die ein Wünscht umgeben und auch von der Welt, wenn man dort für drei, vier Wochen keinen Zugang zum Internet hat.
00:15:26: Wie viele wartet da in der Gruppe?
00:15:28: Da waren wir so um die... zwanzig Studierenden, etwas weniger vielleicht.
00:15:34: Und wenn wir dann ins Feld rausgefahren sind, zu Exkursionen, zur Felderbeit da, sind dann aber doch noch einige andere mitgekommen, die für Logistik zuständig waren, für die Sicherheit zuständig waren und für die Lehre im Feld zuständig waren.
00:15:47: Insgesamt waren das dann, wie ich es sage, Gruppengrößen von so, twenty-fünf Personen etwa.
00:15:52: Was habt ihr dann an den Abend nur so gemacht?
00:15:55: Teilweise noch ein bisschen gearbeitet, also ... geschaut, dass wir die Daten irgendwie gut eingesammelt haben, die Daten vielleicht schon mal ein bisschen prozessiert haben, also aufbereitet haben und vor allem gut gesichert haben.
00:16:10: Und wenn das getan war, dann natürlich Abendessen, das ist dann schon auch irgendwie eine sehr gemütliche Angelegenheit gewesen bei diesem Feld, auf dem Teil, weil wir da schon teilweise mit anderen Wissenschaftlerinnen gekocht wurden von einer dänischen Militärbasis, die da ist, die da eine Küche hat und konnten dann quasi einigen anderen Menschen zusammen Abendessen, die Wissenschaftlerinnen sind oder auch zum dänischen Militär gehören.
00:16:35: Teilweise gab es auch Abende, die etwas länger gingen, wo man mit denen auch noch mal was getrunken hat und länger gequatscht hat.
00:16:41: An vielen Abenden sind wir dann aber in dem Fall auch zurückgegangen in die Forschungsstationen und haben dann noch etwas gelesen, etwas gequatscht, noch ein Teel getrunken.
00:16:51: Und man geht dann auch oft, wer hätte ich gesagt, relativ früh ins Bett nach einem anstrengenden Tag.
00:16:56: Und da komme ich, glaube ich, auch noch auf eine Herausforderung oder etwas, was in der Arktis gerade im Sommer was Ungewöhnliches ist, was mir gar nicht so leicht gefallen ist, dass man gut schlafen kann.
00:17:07: Dadurch, dass es halt rund um die Uhr hell ist und auch rund um die Uhr und auch mitten in der Nacht die Sonne scheint, kann, dass man das Zimmer gut abdunkeln sollte.
00:17:17: Das
00:17:17: kann ich mir gut vorstellen.
00:17:18: Hast du die Polarlichter auch gesehen?
00:17:21: Ja, in Spitzbergen, als ich im Winter da war, da habe ich Polarlichter gesehen.
00:17:26: Sehr toll und sehr eindrücklich ist halt vor allem, dass sie sich bewegen und Lichter am Himmel sind, die war man.
00:17:32: Welche waren dann deine schönsten Erlebnisse?
00:17:35: Ich glaube, die schönsten Erlebnisse waren wahrscheinlich die Tage, an denen das Wetter dann auch wirklich gut war.
00:17:41: Die Sonne schien es nicht so kalt war, dass man sich ständig Sorgen machen muss, dass man zu kalt wird und man dann einen Ausflug macht und einfach die Landschaft auch genießen kann.
00:17:49: Und dann ist es einfach... sehr beeindruckend und diese weite die Entlegenheit, dass man einfach keinerlei menschliche Infrastrukturen sieht.
00:17:58: Ja, auch die die Dimension von Gletschern, von Tellern, von Flüssen, die einfach ohne jegliche Befestigung durch die Teller fließen und das damit anderen Menschen zu erleben.
00:18:08: Ich glaube, das war das war immer das Schönste.
00:18:13: Naja, viele Menschen gibt es nicht in der Arktis, mit denen man gemeinsam die Polarlichter sehen kann.
00:18:18: Dicht besiedelt ist das Gebiet ja überhaupt nicht.
00:18:20: Nein, das ist so spannend, wenn man das wirklich vergleicht mit Europa zum Beispiel.
00:18:25: Die Arktis selbst ist nämlich zwanzig Millionen Quadratkilometer groß.
00:18:30: Es ist allerdings so, dass nur die Hälfte Festland und Inseln sind, also zehn Millionen Quadratkilometer, der Rest ist der arktische Ozean und Europa ist ebenfalls zehn Millionen Quadratkilometer groß.
00:18:44: Und in der Arktis leben etwa Vier Millionen Menschen.
00:18:48: in Europa sind es mehr als siebenhundertfünfzig Millionen Menschen.
00:18:53: Also nein, die Arktis ist nicht sehr dicht besiedelt.
00:18:56: Das ist wirklich ein riesengroßer Unterschied.
00:18:59: Ja, und ganz kurz einmal zur Einordnung.
00:19:01: Die Arktis ist die Region rund um den Nordpol, wo es übrigens keine Pinguine gibt.
00:19:06: Die gibt es nämlich in der Arktis, am Südpol.
00:19:09: Dafür gibt es in der Arktis ca.
00:19:12: zwanzig bis dreißigtausend Eisbeeren.
00:19:15: Und wenn du von Europa dann auf einmal in der Arktis bist,
00:19:18: dann
00:19:18: ist das natürlich ein Eindruck, den du erst einmal verarbeiten musst.
00:19:22: Und auch für Jonathan waren seine Aufenthalte absolut prägend, sagt er.
00:19:29: Haben Erlebnisse wie diese auf den Gletschern deine generellen Blick aufs Leben verändert?
00:19:36: Mit Sicherheit haben sie das.
00:19:37: Ich finde es schwer zu sagen, wie genau.
00:19:40: Also ich würde auf jeden Fall sagen, dass es sehr prägende Erlebnisse waren, vor allem auch so für eine wissenschaftliche Perspektive auf diese Systeme und die Zusammenhänge.
00:19:51: Gerade in Spitzbergen kann man da vielleicht sagen, dass es der Ort ist, der sich sechs bis sieben Mal schneller erwähnt als der globale Durchschnitt und dass man da natürlich auch viele Prozesse sieht.
00:20:02: Und für mich dann, glaube ich, da auch sehr klar geworden ist, dass die Arktis als Teil des Klimasystems auch sehr, sehr sensibel reagiert auf den Klimawandel, sich sehr schnell erwärmt, die Veränderungen dort sehr rapide ablaufen und das aber auch in Einfluss auf das globale Klimasystem hat, weil die Arktis da die eine oder andere Funktion einnimmt, die halt für das Weltklima auch sehr bedeutend ist und quasi so eine Kippfunktion einnehmen kann und das ist schon sehr prägend.
00:20:32: Welche waren die Ergebnisse der Forschungsarbeit?
00:20:35: ganz kurz erklärt?
00:20:37: Ja, also wir sind im Rahmen meiner Master, da wird in dieser Feldforschung in Nordost Grönland mit kleinen Drohnen vor allem vertikal auf und abgeflogen, also vom Boden gestartet und dann in die Höhe geflogen und haben da vor allem die Lufttemperatur in verschiedenen Höhen gemessen, zum Beispiel über der Tundra und auch über dem Eis und konnten feststellen, dass natürlich eine Tundra Fläche, kann man sich vorstellen, wie viele Steine, die eher dunkel sind, und dass wir dann einen großen Unterschied sehen können im Vergleich zu den Temperaturen, die sich oberhalb des Eises einstellen.
00:21:12: Und wir dann natürlich sehen können, dass wenn zum Beispiel die Schneebedeckung in der Arktis abnimmt, falls es immer wärmer wird oder auch woanders, dass das nicht nur dann zur Folge hat, dass es weniger Schnee gibt, sondern auch, dass die Lufttemperaturen zusätzlich sich erwärmen.
00:21:27: Und da konnten wir dann sehen, dass solche Großwetterlagen häufiger werden, die zu einer besonders starken Schmelze führen.
00:21:35: Was planst du als Nächstes nach deiner Masterarbeit?
00:21:39: Die Erfahrung der Masterarbeit ist für mich eine sehr positive insgesamt.
00:21:43: Es hat mir Spaß gemacht, zu gucken, was man lernen kann von diesen Umwelt- und Klimadaten.
00:21:48: Und ich würde das gerne noch ein bisschen weitermachen.
00:21:51: Und da ist der logische Weg dann eigentlich für Menschen nach dem Master zu schauen, ob man movieren kann, also ein Doktoratsstudium beginnen kann.
00:22:01: Und da bin ich gerade Auf der Suche, was geeignetes zu finden.
00:22:05: Wieder auf einem Gletscher.
00:22:07: Im Idealfall auf jeden Fall.
00:22:12: Also hat der Jonas dann noch lange nicht genug von den Gletschern und vom ewigen Eis.
00:22:16: Ja, wobei das ewige Eis eben ja gar nicht so ewig ist, wie er sagt, weil die Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung schmelzen, mehrere Spiegel steigt.
00:22:25: Und das finde ich auch so faszinierend, allein diese wissenschaftliche Sicht, weil gerade die Gletscher ja so wichtig sind, was die zusammenhängen des globalen Klimas betrifft, das ist uns wahrscheinlich gar nicht so bewusst hier in unserem Breiten.
00:22:38: Und was mich noch so fasziniert hat, ist, dass die Menschen dort eigentlich nur... Pünktchen sind in der Landschaft und diesen Wetter, Umschwüngern und Schneestürmen so ausgeliefert sind.
00:22:49: Ja, und trotzdem gibt es Leute, so wie Freunde von uns, die tatsächlich im Sommer ans Nordkopf fahren in die Kälte.
00:22:54: Das habe ich selber überhaupt
00:22:55: nicht verstanden.
00:22:56: Ja, immer mehr.
00:22:57: Die fliehen vor der Hitze im Süden, vor der Hitze der Stadt und wahrscheinlich auch vor den vielen Menschen.
00:23:03: Da ist das Nordkopf halt eine ganz, ganz andere Erfahrung und bestimmt auch Erholung dagegen.
00:23:07: Der vor allem, wenn ich auch den Handy eh nicht stören kann, weil ich schätze, der Empfang dort ist nicht so gut.
00:23:11: Im Gegensatz zu unseren Breiten, wo er so gut ist, dass er auch nächste Woche wieder der neue Folge unseres VZ Podcasts weitergedacht hören
00:23:18: könnte.
00:23:18: Wir würden uns freuen, wenn ihr wieder dabei seid und auch, wenn ihr uns abonniert.
00:23:23: Bis dahin,
00:23:24: ciao.
00:23:31: Ciao.
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