#97 Diplomatenkind zwischen Wien, Los Angeles und Nikosia

Shownotes

Was es bedeutet, als Diplomatenkind regelmäßig den Lebensmittelpunkt und Freundeskreis zu wechseln, und wie sich der Alltag zwischen internationalen Schulen, ständigen Ortswechseln und offiziellen Empfängen anfühlt, erzählt der heute 31-jährige Nik im Gespräch mit WZ-Redakteur Mathias Ziegler. Gemeinsam mit WZ-Host Petra Tempfer führt dieser durch die neue Folge unseres Podcasts „Weiter gedacht“. Und Nik erzählt auch, dass er bei der Rückkehr nach Wien als junger Erwachsener mit seiner Geburtsstadt ein wenig gefremdelt hat. Heute liebt er Wien als seine alte neue Heimat.

Produziert von „hört hört!“.

Daten und Fakten

Während in Österreich knapp 13.000 Angehörige von ausländischen Botschaften und internationalen Organisationen wie UNO, OPEC, IAEO oder OSZE leben und diplomatische Immunität genießen, hat Österreich in den 196 Staaten, mit denen es diplomatische Beziehungen unterhält, nur 83 Botschafter:innen. Daneben gibt es österreichische Botschafter:innen bei der UNO in New York und bei der EU in Brüssel sowie zehn Generalkonsul:innen, die jeweils nur für eine Region innerhalb eines Landes zuständig sind, sowie mehr als 300 Honorarkonsul:innen, die in 130 Staaten ehrenamtlich tätig sind, um die Landsleute im Ausland zu unterstützen.

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00:00:04: Ich war, glaube ich, genau drei Wochen alt, wie die Eltern mit mir zum ersten Mal nach Washington,

00:00:09: D.C.

00:00:09: geflogen sind.

00:00:12: Ich würde Englisch als meine Muttersprache bezeichnen.

00:00:16: Ich glaube, ich bin mit den Umstellungen recht gut zurechtgekommen.

00:00:21: Aber ich habe von anderen Diplomatenfamilien mitgekriegt, dass das nicht immer der Fall ist.

00:00:26: Wir hatten weder noch irgendwie großartig Bodyguards oder Wächter oder irgendwas.

00:00:32: Grundstück zu Hause hat einen Zaun, so ungefähr anders war es.

00:00:37: Ich hatte damals witzigerweise eine sehr schlechte Beziehung zu Wien.

00:00:48: Meister Petra, manchmal hätte ich schon gerne so ein CD-Pickl auf dem Auto.

00:00:52: Ein CD-Pickl, also altes Auto.

00:00:55: Hallo, ich habe noch ein CD-Player, bei mir könnte noch eure CDs anhören.

00:00:59: Nein, ich kenne den Titel.

00:01:01: Also CD steht ja für Core Diplomatik.

00:01:04: Genau.

00:01:05: Das diplomatische Chor, also knapp dreizehntausend Angeregte von Botschaften, von Staaten und diversen internationalen Organisationen, die in Wien angesiedelt sind und bei uns strafrechtliche Immunität genießen.

00:01:18: Aber eigentlich geht es ja um etwas ganz anderes in unserer heutigen Folge.

00:01:21: Also schon um das Thema Diplomatie, aber darum, wie es eigentlich ist, als Kind eines Botschafters aufzuwachsen, der alle paar Jahre waren, dass ihm beordert wird.

00:01:30: Das heißt, du hast so jemanden getroffen.

00:01:32: dessen Lebensmittelpunkt in der Kindheit immer wieder gewechselt hat, offenbar.

00:01:37: Hallo und herzlich willkommen bei unserer heutigen Folge des WZ Podcasts weitergedacht.

00:01:43: Mein Name ist Petra Tempfer

00:01:45: und ich bin Matthias Ziegler und mein Gesprächspartner ist Annik Weiß, dessen Vater Martin Weiß war österreichischer Generalkonsul in Los Angeles, dann Botschafter auf Zypern, dann Botschafter in Israel und dann Botschafter in Washington.

00:02:00: wobei den größten Wendepunkt für den Nick interessanterweise nicht die vielen Wechsel des Wohnorts in seiner Kindheit ausgemacht haben, sondern die Rückkehr in seine Geburtstadt Wien.

00:02:09: Aber zunächst lass ich nochmal erzählen, wo und wie er aufgewachsen ist.

00:02:16: Hallo Nick, du bist in Wien geboren, lebst und arbeitest auch in Wien, aber dazwischen liegt eine kleine Weltreise.

00:02:22: Da stimmt.

00:02:23: Weil dein Vater war ein österreichischer Botschafter, wo überall hast du deine Kindheit und Jugend verbracht?

00:02:28: Es hat angefangen... in Wien.

00:02:31: Aber sehr lange hat das eben nicht gehalten.

00:02:32: Ich war, glaube ich, genau drei Wochen alt, wie die Eltern mit mir zum ersten Mal nach Washington D.C.

00:02:38: geflogen sind.

00:02:39: Damals war mein Vater noch nicht Botschafter, sondern hat an der Botschaft in Washington gearbeitet.

00:02:45: Und das war ein bisschen ein Hin und Her zwischen Wien und Washington D.C.

00:02:49: alle paar Jahre.

00:02:51: Danach war der eine Abschnitt, wo ich wirklich ein paar Jahre im Stück in Wien gelebt habe.

00:02:57: Das war so... Volksschulalter, ich habe gerade genau noch ein paar Monate das Gymnasium begonnen und bin dann eben im Herbst von dem Jahr nach Los Angeles mit der Familie gegangen und dort waren wir fast fünf Jahre, bevor es zurück ging nach Europa und wir haben also als Familie dann drei Jahre in Zypern verbracht.

00:03:21: Und dann ging es für mich mit achtzehn direkt zurück nach Wien, weil ich eigentlich vor hatte, international zu studieren, in Amerika oder in England.

00:03:29: Aber ich wollte unbedingt meinen Zivilinst vorher balledigen.

00:03:33: Und dann bin ich aber bicken geblieben.

00:03:35: Den Vater ist er von Zypern dann noch Israel, glaube ich, gegangen?

00:03:38: Nicht direkt, sondern dazwischen war noch eine Station in Wien.

00:03:42: Also ich war dann ein paar Jahre noch mit der Familie gemeinsam in Wien, habe aber dann vor... im Studiumbeginn ein halbes Jahr sozusagen Zeit gehabt und bin zurück nach Zypern gegangen alleine und habe dort eine Praktikum gemacht.

00:03:57: Meine Schwester ist dann nach Mailand gegangen zu studieren und die Eltern sind dann eben nach Israel weitergegangen nach ein paar Jahren in Wien.

00:04:04: Wie war das für dich als Kind?

00:04:05: Alle paar Jahre nicht nur den Wohnort zu wechseln, sondern eigentlich das komplette Lebensumfeld.

00:04:10: Hast du da jedes Mal Freundschaft neu aufbauen müssen und vor allem Freunde verloren?

00:04:15: Oder war das Kontakt halten doch irgendwie möglich?

00:04:18: Es war jetzt zwar die Geschichte kompliziert vom ganzen Hin und Her, aber wenn man jetzt sagt jedes Mal, waren es für mich de facto nur eigentlich eine kleine Handvoll an großen Umzügen, wo ich, sagen wir mal, in einem Alter war, wo man schon ernsthafte Freundschaften hat und so weiter.

00:04:35: Also der erste große Umzug war Wien Los Angeles, dann Los Angeles Zypern und dann Zypern wieder zurück nach Wien, also sozusagen drei für mich große Umstellungen.

00:04:48: Die ersten davon haben natürlich in einem Zeitalter stattgefunden, wo es noch die Kommunikation nicht so einfach war, wie es heutzutage ist mit Handy und WhatsApp und Messenger und Social Networks und so weiter.

00:05:02: Also habe ich natürlich Freundschaften zumindest temporär verloren, besonders nach dem ersten Umzug von Wien nach Hauseinjournalist, da war der Kontakt zu halten eigentlich fast unmöglich.

00:05:15: Und es ist natürlich eine große Umstellung, aber ich würde meinen, man steckt es als Kind wahrscheinlich besser weg als die Eltern.

00:05:23: in Wahrheit, weil aus meiner Sicht ist das schwierigste an so einem kompletten Umzug, das Sozialleben neu aufzubauen, neue Freunde zu finden und so weiter.

00:05:33: Und dadurch, dass man als Kind einfach sofort in einer Schule landet, umrundet mit anderen Kindern im gleichen Alter, hat man halt irgendwie diese soziale Anknüpfung mit einem... leicht gemacht.

00:05:44: Nicht zu sagen, dass es jedes Kind immer leichter in der Schule, aber ich habe relativ schnell neue Freunde gefunden.

00:05:50: Also ich glaube, ich bin mit den Umstellungen recht gut zurechtgekommen, aber ich habe von anderen Diplomatenfamilien mitgekriegt, dass das nicht immer der Fall ist.

00:06:01: Wie war es generell von den Gefühlen her, um zu sehen nach Übersee von Übersee zurück?

00:06:07: Hat er bei dir die neue Idee überwogen oder doch die Traurigkeit, dass du jetzt alles hinter dir lassen musst?

00:06:13: Ich denke jetzt an den Umzug von Los Angeles nach Zypern, da war ich fünfzehn Jahre alt.

00:06:17: Also sagen wir mitten im Teenager-Alter.

00:06:20: Man ist dann im Schulleben, man findet gerade neue Freunde, man ist so abgelenkt in dem Alter.

00:06:25: Da hatte ich nicht wirklich großartig viel Zeit traurig zu sein.

00:06:28: Es war eher vor der Abreise in Los Angeles, dass ich nervös war.

00:06:33: Natürlich, ich wusste nicht genau, was auf mich zukommt in Zypern.

00:06:36: Ich hatte keine Lust, meine Freunde zu verlassen.

00:06:38: Also das war sicher.

00:06:39: fffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffffff.

00:06:46: von all den Umzügen der Schwierigste, weil ich da auch einfach schon am ältesten war.

00:06:49: Aber ich würde auch sagen, dass das eigentlich relativ gut hingehaut hat.

00:06:50: Wo ich schon sehr froh bin, dass ich in dem Alter nach Zypern gekommen bin, ist die Freiheit, die ich als Teenager hatte, die ich in Los Angeles wäre, ist einfach völlig unmöglich von fehlenden öffentlichen Verkehrsmitteln.

00:07:02: Bis hin zu es wäre völlig unsicher, Kinder auf diesen öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Gegend fahren zu lassen.

00:07:08: Ja, ist das einfach meiner Meinung nach keine Stadt, die wirklich für Teenager gut geeignet ist.

00:07:15: Das wäre ein sehr, wie man so auf Englisch sagt, ein sheltered Lifestyle gewesen.

00:07:20: Genau zu Hause, zur Schule und dann vielleicht ab und zu mal zu Freunden hin zu entdecken, feiern.

00:07:27: Im Vergleich mit Süpern Nikosir eine extrem, extrem sichere Stadt.

00:07:32: Du hast fast komplette Bewegungsfreiheit als Jugendlicher.

00:07:37: Also das war in dem Alter, glaube ich, der richtige Zeitpunkt, um wieder in Europa zu sein und besonders auch in Zypern zu sein.

00:07:47: So wenig das erzählt, waren wir ständigem Wohnortwechsel.

00:07:50: Für ihn gar nicht wirklich schlimm.

00:07:52: Zumindest wirkt das jetzt so auf mich.

00:07:55: Offenbar war es wirklich in erster Linie aufregend und spannend für ihn.

00:07:58: Wobei man natürlich auch bedenken muss und er sagt auch selbst, er ist in einer privilegierten Situation aufgewachsen.

00:08:04: Er war jetzt kein Flüchtlingskind, das bei jedem Ortswechsel so gut wie alles verloren hat, sondern es waren ganz normale Umzüge nur halt über tausende Kilometer in Distanz.

00:08:13: Da stimmt natürlich das einzige, was ich mir halt auch wirklich denke, ist, dass die vielen Schulwechsel schon ein bisschen schwierig für ihn gewesen sein könnten, weil ja doch die Schulsysteme andere sind jeweils auch der Lernstoff ein anderer, da hat er sich immer wieder einfinden müssen.

00:08:27: Na ja, in dem Fall auch nicht so unbedingt, glaube ich, weil ja eben die Volksschule hat er komplett in Österreich absolviert.

00:08:33: Dann unter Stufe Gymnasium sozusagen, also die Middleschool war eigentlich wieder fast alles in den USA.

00:08:40: Und die Oberstufe dann wieder auf Zypern.

00:08:43: Also ich glaube, da war es jetzt nicht so schlimm von der Umstellung.

00:08:45: Und vor allem, der Nick hat von Anfang an Englischsprachige Schulen besucht, auch schon in Wien.

00:08:57: Also so weit ich weiß, gibt es in den USA ja nicht, so wie bei uns eine Trennung.

00:09:01: wie sie stattfindet nach der Volksschule, dass du entweder in der neuen Mittelschule oder in die AAS gehst, sondern in den USA hast du ein System, wo du einfach dann Punkte sammeln musst mit verschiedenen Fächern, die natürlich eigentlich bundzusammen überführen kannst.

00:09:13: Also meiniges flexibler.

00:09:15: Das ja.

00:09:16: Und demnig ist auch noch aufgefallen, dass es doch einen Unterschied gibt, wie in den USA im Vergleich zu Österreich mit den Leistungen von Schülerinnen umgegangen wird.

00:09:28: einer der großen Unterschiede, die ich auf jeden Fall sehe zwischen unserer Bildung und der amerikanischen Bildung, ist die Einstellung zur Leistung.

00:09:37: In Amerika wird mit Leistung eher in einem positiven Sinne umgegangen.

00:09:43: Du wirst ermutigt, dein Bestes zu geben und das Ganze wird immer eher aus der positiven Reward-Schiene betrieben sozusagen.

00:09:52: Und ich habe den Eindruck, dass das bei uns genau das Gegenteil ist.

00:09:55: Bei uns heißt es ungefähr Du bist der Depf, warum hast du das nicht richtig gemacht?

00:09:59: Und alle, die es gut machen, so ja, ja, super, erledigt, gehört eh so.

00:10:03: Und in Amerika ist es genau das Gegenteil.

00:10:06: Also das sehe ich als kritischer Punkt, warum das in Amerika besser hinhaut, trifft meiner Meinung nach übrigens auch auf den Sport dazu.

00:10:13: Vom sozialen Systeme aber ist Österreich mit den USA wahrscheinlich nicht zu vergleichen.

00:10:18: Nicht zu vergleichen, auch was man zum Beispiel an... Ungleichheit hat in Städten wie Los Angeles nicht so vergleichen wie Wien.

00:10:28: Mir ist ganz klar, dass ich als Diplomatenkind in einem sehr privilegierten Umfeld dort aufgewachsen bin.

00:10:33: Die Chance hatte auf gute Schulen zu gehen.

00:10:36: In Los Angeles gibt es auch sehr arme Kinder, die in ganz anderen Umfeldern aufwachsen, die auf extrem schlechte, unsichere Schulen gehen.

00:10:43: Und diese Schulen sind in keiner Weise vergleichbar mit der allerschlechtesten Schule, die du irgendwo in Wien findest.

00:10:50: Wer waren deine Klassenkolleginnen?

00:10:52: Waren das auch andere diplomaten Kinder?

00:10:55: Also in Amerika waren wir einfach auf normalen amerikanischen Schulen, teilweise öffentlich, teilweise privat.

00:11:00: Dort waren es amerikanische Kinder.

00:11:03: In Wien waren wir auf billigwahlen öffentlichen Schulen.

00:11:08: Großteils auch Wiener Kinder.

00:11:11: Aber zum Beispiel in Zypern waren wir dann auf einer American International School.

00:11:15: Und dort war es eine Mischung aus Zyprioten, wo die Eltern wollten, dass sie gut Englisch sprechen und eben Diplomatenkinder bzw.

00:11:24: in Zypern hat man ja auch relativ viele Unufvertreter durch die getrennte Hauptstadt in Nicosia und die Pufferzone dort.

00:11:32: Wie kann man sich das vorstellen als Diplomatenkind?

00:11:36: Was da gewisserweise abgeschottet?

00:11:38: oder hast du ein ganz normales Kinderleben führen können mit Freunden nach Hause einladen, andere Freunde besuchen?

00:11:45: Wir waren natürlich zu einem gewissen Grad Besonders und anders, aber nicht unbedingt auf einer schlechten Weise.

00:11:51: Und da muss ich auch sagen, da hat man als Österreicher vielleicht ein Privileg im Vergleich zu anderen Ländern.

00:11:59: Also, als österreichischer Diplomat geht man in den meisten Ländern, aber damals in Amerika überhaupt nicht von irgendeiner besonderen Sicherheitsrisikolage aus.

00:12:08: Also, wir hatten weder noch irgendwie großartig Bodyguards oder Wächter oder irgendwas.

00:12:14: Grundstück zu Hause hat einen Zaun, so ungefähr.

00:12:16: Und das war es.

00:12:18: Also da war alles komplett normal von der Perspektive her.

00:12:22: Was ein bisschen dazukommt, ist, dass man natürlich als Ausländer in der Schule, als Österreicher halt eben, wie gesagt, ein bisschen was anderes ist.

00:12:29: Die Leute fragen einen Sachen, wie das dann in Österreich ist und so weiter und so fort.

00:12:34: Aber da muss ich auch eben wieder sagen, sicher als Österreicher privilegiert.

00:12:38: Österreicher hatten Status als reiches, wohlhabendes Land, dass es immer sozusagen aus Kuriosität und eigentlich wird positiv gesehen, wenn man sagt, dass man Österreicher ist.

00:12:49: Ich bin mir sicher, das wäre sehr anders gewesen mit gewissen anderen Herkunftsländern oder gewissen anderen Hautfarben oder wie auch immer.

00:12:57: Da habe ich natürlich großes Glück gehabt.

00:12:59: Du hast von Kindesbeinern andere, die fließend englisch sprechen müssen für die Schule.

00:13:03: Ja.

00:13:04: Ich würde Englisch als meine Muttersprache bezeichnen.

00:13:08: Ich drücke mich einfacher und besser auf Englisch aus.

00:13:11: Klingt vielleicht komisch, wenn ich jetzt mit, sag ich mal, perfekten österreichischen Deutsch spreche, aber für mich ist trotzdem Englisch die Sprache, wo ich mich wohler fühle.

00:13:19: Habt ihr daheim aber Deutsch gesprochen mit den Eltern oder haben die von Anfang an versucht, auch Englischsprach zu erziehen?

00:13:25: Die Gefahr war viel eher, dass wir Deutsch komplett verlernen.

00:13:29: Das Englisch nimmt man so schnell mit als Kind in der Schule.

00:13:32: Also das geht unglaublich schnell bei Kindern in einer Schule, in einem jungen Alter, wenn die wirklich komplett in dieser Sprache vertieft sind.

00:13:39: Und wir hatten ja auch nicht irgendwie die Möglichkeit in der Pause mit anderen deutschsprachigen Kindern.

00:13:43: Deutschsprachigen gab keine.

00:13:45: Also Englisch war eh die einzige Möglichkeit, die wir hatten fast den ganzen Tag lang.

00:13:49: Und da ging es eher eben darum, zu Hause das Deutsch am Leben zu halten.

00:13:55: Wir sind auch in den Sommerferien.

00:13:56: Meistens komplett wieder zurück nach Europa gegangen, irgendwo in Österreich, Norditalien unterwegs gewesen mit der Mama.

00:14:03: Ja, das hat mir sehr geholfen, das Deutsch auch aufrechtzuhalten.

00:14:06: Aber es war trotzdem schwierig, wie ich dann zum ersten Mal in Wien zum Arbeiten und zum Studieren begonnen habe auf Deutsch und die ersten Aufsätze auf Deutsch oder E-Mails auf Deutsch schreiben musste.

00:14:16: Das war am Anfang natürlich schrecklich, weil gesprochenes Deutsch ist dann doch noch mal ein bisschen was anderes als grammatikalisch korrektes geschriebenes Deutsch.

00:14:24: Wie sehr hast du als Kind Eines Diplomaten, die Arbeit des Vaters als Diplomat gespürt.

00:14:30: Warst du im Weißen Haus?

00:14:31: Ich war nie im Weißen Haus, aber was man am ersten mitgekriegt hat, sind die Events, die bei einem Zuhause in der offiziellen Residenz dann stattgefunden haben.

00:14:42: Das ist natürlich in der jüngeren Karriere meines Vaters nicht der Fall gewesen, aber dann besonders ab dem Zeitpunkt, wo er Generalkonsol in Los Angeles war und dann Botschaft an Zypern sowieso.

00:14:52: waren das halt offizielle österreichische Residenzen, wo wir gewohnt haben.

00:14:55: Und die waren eben auch maßgeblich dazu da, um Events feiern und so weiter zu hosten.

00:15:01: Und das war sehr unterschiedlich zwischen Los Angeles und Zypern.

00:15:05: Kann man sich vorstellen, dass dein Los Angeles ein bisschen mehr los war.

00:15:08: Also ich habe das so in Erinnerung, dass meine Eltern damals so ungefähr fünf oder sechs Tage die Woche am Abend entweder bei einem Event waren oder bei uns zu Hause eins gehostet haben.

00:15:18: Also die Catering Team sind nur so rein und raus marschiert bei uns in der Küche.

00:15:22: Und für euch Kinder.

00:15:22: war das ein großes Abenteuer oder eine westliche Pflicht?

00:15:25: Ich habe es eigentlich immer genossen und ich würde sagen, ich habe dadurch meine, wenn ich mich selbst so einschätzen darf, meine guten Professional Communication Skills erlernt, sozusagen in diesen Kommunizieren und vorgestellt werden.

00:15:39: zu den offiziellen Gästen bei diesen Feiern.

00:15:42: Ich wurde auch einmal in meinem Leben verdonnert beim österreichischen Nationalfeiertag, wo jede Botschaft natürlich eine große Feier halten muss.

00:15:49: als Mozart verkleidet aufzutreten, verzeihe ich meine Mutter noch immer nicht ganz.

00:15:54: Es hat uns aber auch immer als Kinder ein gewisses Grad an Freiheit gegeben, weil die Eltern waren gefesselt draußen, haben mit den Leuten reden müssen und wir haben unbeobachtet machen können, was wir wollen, fernschauen, stundenlang oder was auch immer.

00:16:06: Also das war angenehm und es gab auch immer gutes Essen in der Küche.

00:16:10: Die Caterer haben wir natürlich alles schon bestens gekannt und sind dann immer reinmarschiert und haben uns unsere kleinen Burger platten oder was auch immer geschnappt und sind wieder verschwunden.

00:16:18: Ich kann mich erinnern, ich hatte in meiner Schreibtischlade, glaube ich, einen Jahresvorrat an Mozartkugeln, die natürlich eigentlich promotional Material waren für die Feiern.

00:16:27: Aber da sind solche unmengenden Kartons und denen rumgestanden, das hat keinen Unterschied gemacht.

00:16:34: Ganz vorher zu Beginn unserer Folge ist zu gesagt, Matthias, dass es in Österreich circa dreizehntausend Diplomatsinnen und Angehörige gibt, wie es um die Immunität im Straßenverkehr gegangen ist.

00:16:45: Jetzt ist aber meine Frage, wie viele Diplomat-Innen hat Österreich in der Welt?

00:16:50: Wesentlich weniger als dreizehntausend.

00:16:52: Österreich unterhält diplomatische Beziehungen zu so gut wie allen fast zweihundert Staaten dieser Welt.

00:16:58: Ständige österreichische Botschaften gibt es aber nur in dreieinachtzig Ländern, also in weniger als der Hälfte.

00:17:04: Neben diesem Botschafter-Innen gibt es weltweit noch zehn Generalkonsulate, die nur für eine bestimmte Region innerhalb eines Staates zuständig sind.

00:17:12: So wie nix Vater damals in Los Angeles?

00:17:14: Ganz genau.

00:17:15: Und dann sind noch mehr als dreihundert Honorarkonsul-Innen in hundertreißig Ländern ehrenamtlich tätig.

00:17:23: Die kümmern sich um die Auslandsösterreicher-Innen vor Ort.

00:17:27: Übrigens habe ich noch einen Fan-Fektion in Diplomat-Innen in Österreich.

00:17:31: Die haben sich nämlich im vergangenen Jahr bei dreihundert sechs von rund achthundert fünfzig Geschwindigkeitsübertretungen, also einem guten Drittel, tatsächlich auf ihre Immunität berufen und sind unbeschadet davon gekommen, ohne Strafe zu zahlen.

00:17:45: So viel also zum CD als Pickle auf dem Auto, wäre wirklich ganz praktisch.

00:17:51: Aber zurück zu Nick, ich stelle mir ja so eine Jugend in Los Angeles und auf Zypern ein bisschen wie Urlaub vor, so von einem Strandparadies zum nächsten.

00:18:01: Ja, das war ein Bild, das ich auch im Kopf gehabt habe.

00:18:04: Aber dann Nick hat mir dann erzählt, dass erstens einmal in Los Angeles der Pazifik eher nicht so warm war, also da war er als Ketten als Surfer und hat gesagt, Und zweitens liegt Nikosir auf Zypern ja auch nicht direkt am Meer, sondern im Landesinneren.

00:18:19: Und Nikosir, das ist ja die letzte geteilte Hauptstadt der Welt.

00:18:23: Ganz richtig.

00:18:24: Es liegt nämlich genau auf der Trennlinie zwischen dem seit nenzehn vierundsiebzig Türkisch besetzten Wartel von Zypern und der Republik Zypern im Süden der Insel.

00:18:33: Und wie war das jetzt für Nik, als er nach Österreich zurückgekehrt ist?

00:18:37: War er froh, endlich wieder auf Dauer daheim zu sein?

00:18:42: Eigentlich hat er zunächst eher gefremdelt mit seiner Geburtstadt Wien.

00:18:48: Ich hatte damals witzigerweise eine sehr schlechte Beziehung zu Wien, weil Wien war für mich hauptsächlich die Stadt, wo man nach dem langen Flug aus Amerika gelandet ist, gejetlegt war, dann irgendwelche wichtigen offiziellen oder Arzttermine machen musste, bevor es dann schnell in Richtung Tirol oder Italien ging.

00:19:11: Inzwischen liebe ich Wien, deswegen bin ich auch hier in Wien.

00:19:14: Was auch noch ganz schwierig war, ist in Amerika oder auch in Zypern war man sozusagen ein Fremder.

00:19:24: Und als Fremder wird man wie in den meisten Ländern der Welt oft sehr

00:19:31: offen

00:19:31: behandelt.

00:19:32: Im Sinne von, du bist nicht von hier, du kennst die Leute nicht, du hast vielleicht keine Freunde, komm doch mit mit uns.

00:19:38: Man wird sehr schnell in Gruppen inkludiert, weil die Leute annehmen, dass man eben niemanden anderen kennt, niemanden anderen hat.

00:19:46: In Österreich war es genau das Gegenteil und das hat es für mich einige Jahre recht schwierig gemacht am Anfang.

00:19:53: Alle haben mich eine Sekunde reden gehört, haben gehört nur, dass ihr eher ein Österreicher, ein Wiener, der Seefund da.

00:19:58: ... fertig, den braucht man nicht inkludieren, ... ... den braucht man nicht anders umgehen, ... ... als mit jedem anderen Wiener.

00:20:04: Besonders in Wien habe ich den Eindruck, ... ... gibt es sehr starke, enge Sozialgrüppchen, ... ... und das ist relativ schwierig ... ... einzudringen.

00:20:13: Und alle anderen sind von mir davon ausgegangen, ... ... ich bin ja E-Wiener, ... ... ich habe meine eigene Sozialgruppe, ... ... wo ich dazugehöre.

00:20:18: Und das war einfach überhaupt nicht der Fall ... ... damals.

00:20:20: Also tatsächlich habe ich mir etwas schwerer getan, ... wieder in Wien, in Österreich anzukommen, weil ich eben nicht mehr Ausländer war, den man irgendwie absichtlich inkludieren musste, ansprechen musste oder so was.

00:20:33: Hast du dann alte Freundschaften von ganz früher wieder aufleben lassen können?

00:20:38: Teilweise ja, besonders am Anfang die ersten Monate, aber ich habe auch einfach gemerkt, dass diese Freundschaften nicht mehr ganz gepasst haben.

00:20:47: Ich meine, das letzte Mal, dass ich davor in Wien war, war vor acht Jahren.

00:20:51: Also ich würde sagen, das waren jetzt nicht die Jahrzehnte alten Freundschaften.

00:20:56: Und wir haben uns halt alle ein bisschen in andere Richtungen entwickelt.

00:21:01: Hast du umgekehrt Kontakte aus den USA und aus Typern behalten können?

00:21:06: Ja, absolut.

00:21:07: Also ich bin ja aufgewachsen in einem Alter, wo sich gerade zum ersten Mal diese internationalen Kommunikationswege so richtig entwickelt haben.

00:21:18: Also ich kann mich erinnern, ich war circa ... Da haben wir die letzten drei Jahre den Los Angeles, wie zum ersten Mal Freunde um mich herum Facebook-Accounts eröffnet haben.

00:21:26: Das war so richtig der Beginn von Facebook, wie Facebook gerade groß wurde.

00:21:30: Dann auch sehr wichtig Skype.

00:21:34: Ich habe immer auch Gaming geliebt, also besonders doch mit meinen Freunden in Los Angeles habe ich immer guten Kontakt auch über Online Gaming gehabt.

00:21:42: Wir haben dann das irgendwie mit der Zeitumstellung immer hingekriegt.

00:21:44: Ich in Zypern bin am Sonntag um acht in der Früh.

00:21:48: aufgestanden, die sind dann irgendwann mit der Nacht noch wach gewesen und wir haben dann halt ein paar Stunden noch irgendwas gezockt.

00:21:55: Alle skype zusammen in einem Chat, das hat auch sehr dabei geholfen, diese Freundschaften und Beziehungen aufrechtzuhalten.

00:22:10: Ich

00:22:13: habe nicht dort gelebt, aber Israel habe ich meine Eltern wahrscheinlich im Schnitt vier, fünf Mal im Jahr besucht.

00:22:21: Damals ein sehr anderes Israel als heute.

00:22:24: Und ja, ich verfolge die Politik aus den Ländern.

00:22:28: Ich muss sagen, Zypern jetzt ein bisschen weniger.

00:22:30: Da tut sich vielleicht auch ein bisschen weniger in der Politik.

00:22:32: Also, ich entschuldige mich bei allen Zuprioten, die gerade zuhören.

00:22:37: Aber man hat halt das ewig geteilte Land, wo nicht wirklich in Aussicht steht, dass es da jene Lösung geben wird.

00:22:43: Also, ja, und im Gegensatz dazu Kann man die amerikanische Politik überhaupt mehr ignorieren?

00:22:49: Ich glaube, das ist gar nicht möglich.

00:22:50: Außer mal, weiß nicht, zerstört sein Telefon und macht nie mehr einen Webbrowser auf.

00:22:54: Also ja, amerikanische Politik ist sowieso unausweichlich.

00:22:58: Und ganz ehrlich, israelische momentan auch.

00:23:01: Also ja, ich verfolge die Politik und bin generell sehr interessiert an der Politik.

00:23:06: Ich habe immer eigentlich fast jeden Abend mit meinen Eltern beim Abendessen über Politik geredet diskutiert.

00:23:14: Meiner Schwester ist es dann meistens irgendwann zu laut geworden.

00:23:16: Sie hätte dann gemeint, wir haben gestritten, nicht mehr diskutiert, sie ist dann irgendwann gegangen und ich bin mit meinen Eltern dort gesessen und wir haben dann noch lange weiter geredet.

00:23:25: Im Rückblick betrachtet, was aus deiner Sicht den Privileg als Kind eines Botschafters so zu leben und so aufzuwachsen?

00:23:34: Oder hättest du dir auch manchmal eine ganz normale Kindheit gewünscht?

00:23:39: In einem ganz normalen Gemeindebau in Wien?

00:23:42: Damals, genau in den Monatenformumzug, hätte ich mir wahrscheinlich gewünscht, hätten wir nicht einfach in einem Land leben können, in einer Stadt aufwachsen können.

00:23:51: Aber heute sehe ich das Ganze sehr positiv.

00:23:54: Ich bin einfach in einem sehr diversen Umfeld aufgewachsen.

00:23:58: Ich habe extrem viele Erfahrungen gemacht.

00:24:01: Ich habe mit achtzehn schon extrem viele Kulturen erlebt.

00:24:06: Und für mich war das so ein bisschen... Bin there done that?

00:24:09: Danke, brauche ich nicht mehr.

00:24:11: Ich will jetzt meine Ruhe sozusagen.

00:24:13: Und deswegen bin ich auch in Wien geblieben.

00:24:15: So unter dem Motto, naja, ich habe eh schon alles Mögliche gesehen, jetzt kann ich ruhig einmal an einem Platz bleiben.

00:24:21: Aber ja, genau diese Erfahrungen sehe ich schon als sehr positiv.

00:24:28: Heute fühlt sich Nick also daheim in Österreich.

00:24:32: Auch wenn er sein halbes Leben woanders verbracht hat und Englisch als seine Muttersprache bezeichnet.

00:24:38: Wirklich interessant fand ich diesen Vergleich, den der Nik zwischen Österreich und den USA in Züppern gezogen hat, wie er es erlebt hat, wie die Menschen hier und dort mit ihm umgegangen sind als neuer, fremder, zugezogene sozusagen.

00:24:56: Weil in den USA in Züppern, erzähle ich, haben sie Nik bewusst in die Gemeinschaft aufgenommen, eben weil er fremd war.

00:25:04: In Österreich hingegen war lange keiner sozialen Gruppe zugehörig, obwohl er eigentlich Österreicher ist.

00:25:13: Ja, und ein Foto von Nik als kleiner Mozart hätte ich auch noch gern gesehen.

00:25:17: Ja, das schaut auch wirklich witzig aus und wir werden es euch in die Show nutzstellen, wie der Nik damals als Mozart vor den anderen Diplomat in einen antanzen musste.

00:25:26: Für sie erst.

00:25:27: jedenfalls ist er tatsächlich hier angekommen in Wien, aber irgendwann wieder in die Fremde zieht, mit sich weisen, aber wie sagt er so schön?

00:25:34: Bin der, dann der.

00:25:36: Wir haben es jedenfalls auch dann für heute.

00:25:38: Vielen lieben Dank fürs Zuhören.

00:25:40: Vielen lieben Dank, dass ihr dabei wart.

00:25:42: Wir würden uns freuen, wenn ihr nächstes Mal wieder einschaltet

00:25:45: und abonniert.

00:25:47: Bis in einer Woche.

00:25:48: Ciao!

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