#101 Warum ich mit 18 ins Kloster ging

Shownotes

Ihr imaginärer Freund war schon als Kind Jesus. Sie habe oft mit ihm gesprochen, sagt Schwester Mirjam in dieser Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht". Im Alter von 18 Jahren in den Orden der Marienschwestern vom Karmel einzutreten, sei dennoch nicht der Plan gewesen. Nach einer inneren Krise während der Hauptschulzeit und ihrer Sehnsucht nach einem Zufluchtsort sei sie aber wie getrieben gewesen von dem Wunsch, ins Kloster zu gehen.

„Ich war nicht mehr zu halten“, sagt Schwester Mirjam heute. „Ich hatte das Gefühl: Wenn ich das jetzt nicht mache, dann versäum' ich etwas.“

Der Eintritt in den Orden bedeutete aber nicht, ihr bisheriges Leben komplett aufzugeben. Ganz im Gegenteil: Ihren Social-Media-Account etwa, den sie schon davor hatte, führte sie als Ordensfrau einfach weiter – mit dem Ergebnis, dass die Anzahl ihrer Follower:innen rapide wuchs. Die Postings erzählen von ihrem Leben. Und wie sind die Reaktionen darauf? „Es sind schon merkwürdige Direct Messages dabei. Manche wundern sich, warum ich überhaupt rausgehen darf“, sagt Schwester Mirjam lachend zu WZ-Redakteurin Petra Tempfer, die gemeinsam mit WZ-Host Mathias Ziegler auch über Daten und Fakten zu diesem Thema spricht.

Produziert von „hört hört!“.

Weiterführende Links:

Die Mühlviertlerin Laura Schwaiger war die jüngste Ordensfrau Österreichs, als sie mit 18 Jahren in den Orden der Marienschwestern vom Karmel in Linz eintrat. Heute heißt sie Schwester Mirjam Maria, ist mit 27 Jahren immer noch die Jüngste im Kloster und arbeitet als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Auf Instagram hat sie fast 4.000 Follower:innen: sr_mirjam

Marienschwestern vom Karmel

Statistik der Katholischen Kirche in Österreich

Ordensgemeinschaften Österreich: Zahlen, Daten, Fakten

#55 „Ich mach' die Kirche zur Disco – ich bin der DJ“

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00:00:03: Also, wir sind jetzt nur zwölf Engel erschienen, die wir an roten Teppich ins Kloster ausgelegt haben oder so.

00:00:10: Also, ich war da in dieser Zeit einfach wirklich wie verliebt.

00:00:14: Also, ich war verliebt in dieser Lebensform, in dieses Leben.

00:00:22: Ich bin auch nicht auch gekommen oder so.

00:00:24: Was war sie denn von Gott?

00:00:26: Was war sie denn im Endeffekt?

00:00:28: nix?

00:00:32: So, was zeige ich denn eigentlich von dem Leben?

00:00:34: und immer diese Happy Sister?

00:00:39: die aber nicht immer happy ist.

00:00:44: Im Grunde würde ich schon sagen, dass er ein großer Verzicht ist.

00:00:52: Matthias, was hast du dir so von deinem Leben erhofft, als du achtzehn Jahre alt warst?

00:00:57: Welche Pläne hattest du?

00:00:58: Welche Ziele?

00:01:00: Mit achtzehn Jahren?

00:01:02: Ich habe überhaupt keine Ahnung gehabt, was ich machen soll mit achtzehn Jahren.

00:01:05: Ich bin nach der Maturadage gestanden und hatte null Plan.

00:01:11: Irgendwie ist ähnlich gegangen.

00:01:12: Ich habe aber eine junge Frau getroffen, die beschlossen hat, mit achtzehn Jahren ins Kloster zu gehen und es auch durchgezogen hat.

00:01:21: Hallo und herzlich willkommen bei einer neuen Folge unseres WZ Podcasts weitergedacht, bei dem wir heute eine neue, ganz persönliche Lebensgeschichte für euch haben.

00:01:31: Mein Name ist Petra Tempfer

00:01:34: und ich bin Matthias Ziegler und also Kloster wäre gar nichts für mich gewesen, gebe ich ganz ehrlich zu.

00:01:40: Für mich wird diese Erwendung dem Leben echt zu krass gewesen, vor allem so früh.

00:01:44: Ja, für Laura Schweiger, so heißt meine Gesprächspartnerin, war sie vorgezeichnet der Weg, sagt sie.

00:01:50: Heute ist sie Schwester Mirjam Maria, siebenundzwanzig Jahre alt und als sie mit acht Jahren in den Orden der Marienschwestern von Carmel in Linz eingetreten ist, war sie die jüngste Ordensfrau Österreichs.

00:02:05: Wer sich nun aber eine Biedere vielleicht ein bisschen weltfremde Klosterschwester vorstellt.

00:02:11: Irrt

00:02:11: und zwar gewaltig.

00:02:13: Denn Schwester Mirjam ist auf Social Media aktiv, hat fast viertausend FollowerInnen auf Instagram.

00:02:20: Was es bedeutet, im Kloster zu leben und wie man das damit vereinbaren kann, jung und weltoffen zu sein, das erzählt sie uns im Gespräch.

00:02:33: Schwester Mirjam, würdest du dich als Influencerin bezeichnen?

00:02:37: Als Ordensfrau.

00:02:39: Weil ich Ordensfrau bin, durch und durch.

00:02:42: Hattest du so eine Art Berufungserlebnis, wie es ja einige berichten?

00:02:47: Ich persönlich habe sowas nicht gehabt.

00:02:49: Also wir sind jetzt nicht zwölf Engel erschienen, die man an roten Teppich ins Kloster ausgelegt haben oder so.

00:02:55: Es klingt zwar mega kitschig, aber mittlerweile traue ich mir das einfach so aus zu sprechen.

00:03:00: Also ich war da in dieser Zeit einfach wirklich wie verliebt.

00:03:04: Also ich war verliebt in dieser Lebensform, in dieses Leben.

00:03:08: Und ich wollte das machen.

00:03:10: Und wie gesagt immer, du warst so jung.

00:03:14: Du verpasst ja dein Leben.

00:03:16: Oder du des jetzt nur ausprobieren kannst und des und des und da und du warst überhaupt du für die Sorgen kannst, wenn du nur nie eine eigene Wohnung gehabt hast und so.

00:03:26: Und jetzt denken wir immer wieder so zu dem Zeitpunkt, ich hätte nicht anders China.

00:03:30: Also wirklich nicht.

00:03:31: Also das ist wie wenn man Kenner lernt und dann ist man quasi nicht heusebekommen verliebt und dann sagt man.

00:03:38: Du musst jetzt nur das machen, das machen, du musst jetzt nur das und das und das.

00:03:44: Nein, du wirst mit dem zusammen sein.

00:03:46: Und genau so war das für mich auch.

00:03:47: Und ich war einfach nicht mehr zum halten.

00:03:49: Und ich hab wirklich, ich hab so einen inneren Feuer gehabt, wirklich, ich hab das Gefühl gehabt, wenn ich das jetzt nicht mache, dann verpasst ich mein Leben.

00:03:59: Genau.

00:03:59: Ich war einfach Jugendliche mit ganz vielen Fragen, ganz vielen Sehnsucht nach einem Leben mit Gott.

00:04:08: Warst du schon vor deinem Eintritt in den Orden Gläubig und immer wieder in der Kirche?

00:04:14: Ja, kann man durchschnittlich katholisch sagen, aber wir sind schon wirklich jeden Sonntag in die Kirchen gegangen.

00:04:19: Wir haben immer wieder beim Abend gebetet.

00:04:22: Meine Beziehung zu Gott war sehr, sehr, sehr persönlich.

00:04:25: Also gerade so als Kind kann ich mir erinnern, ich weiß nicht, dass Kirche erst im Nachhinein so, manche Kinder haben ein imaginären Freund.

00:04:33: Und für mich war das unbewusst oder bewusst.

00:04:37: Jesus.

00:04:37: Also ich hab ganz oft mit Jesus gered immer wieder beim Spümen, beim Draußen sein.

00:04:44: Also er war wirklich sehr, sehr, sehr real präsent, auch schon als Kind und irgendwie so ständiger Ansprechpartner und einfach Freund.

00:04:55: Also der Glaube war auf jeden Fall von Anfang an Teil meines Lebens.

00:04:59: Mal intensiver, mal weniger, von ihm dann in der Pubertät war er absolut uninteressant.

00:05:06: Und der Hauptschirrzeit war es irgendwie Selbstfindung, sind es Lebens, kann ich überhaupt in so einem Gott glauben.

00:05:12: Irgendwie ist doch alles schräg in der Kirchenäude und verstaubt.

00:05:16: Es zahlt mir einfach nicht, dass ich am Sonntag in die Kirchen gehe und man möchte länger schlafen.

00:05:21: Mir ist dann eine Zeit nicht besonders gut gegangen in der Hauptschirr.

00:05:24: Und da habe ich mich dann einfach wieder so sehr nach diesem Halt gesehen, der mir der Glaube einfach gegeben hat, dieser Zufluchtsort auch.

00:05:34: Jetzt bist du mit achtzehn eingetreten.

00:05:37: Wie sieht dein Tag so aus?

00:05:40: Das hat sich natürlich jetzt verändert, dadurch, dass ich im Berufsleben erstehe.

00:05:44: Also, ich bin gesünder zum Krankenpflegerin, arbeite auf der Radiomkologie und somit regelt heute auch der Dienstplan so ein bisschen mein Alltag in der Gemeinschaft.

00:05:56: Aber wenn ich zu Hause bin, beginnen wir unseren Tag gemeinsam mit der Laudes.

00:06:02: Die ist bei uns um sieben Uhr.

00:06:04: Das ist das Morgenglub der Kirche.

00:06:07: Genau, dann haben wir gemeinsam das Frühstück, danach bricht jeder so in den eigenen Alltag auf, in die Aufgaben, die immer zugeteilt sind.

00:06:16: Dann treffen wir uns wieder zum Mittag, zum Mittagsfohre, wo wieder gemeinsam zusammenkommen und die Psalmen singen oder beten.

00:06:25: Danach ist Mittagessen und dann startet jeder in den Nachtmittag wieder in den Aufgaben, die immer zugeteilt sind.

00:06:34: Und dann treffen wir uns wieder um fünf Uhr so fest bei zum Abendlub der Kirche.

00:06:40: Gemeinsames Essen und am Abend feiern wir dann noch die heilige Messe gemeinsam.

00:06:45: Das Gebet ist das Gerüst und jede Schwester baut dann die Zwischenräume dort an den Ort, wo sie gestört ist.

00:06:56: Welche Aufgaben sind das, von denen du sprichst?

00:06:59: Das ist wirklich ganz, ganz unterschiedlich.

00:07:01: Wir sind natürlich ein Haushalt.

00:07:03: Und das heißt, ganz normale Haushalttätigkeiten werden da alle erlegt oder der Dienst bei den Gästen.

00:07:10: Wir haben ja so ein spirituelles Gesundheitszentrum im Haus.

00:07:15: Wir haben natürlich Schwestern die Pflege brauchen, wo Schwestern sie einbringen.

00:07:21: Und unsere Oldenbitschisten, die wir voll pflegen.

00:07:23: In der Küche, ja, da, da, da.

00:07:27: Du arbeitest auf der Radio-Onkologie, hast du gesagt?

00:07:30: Hat jede Ordensfrau ein Beruf?

00:07:33: Ja.

00:07:34: Also bei uns in der Gemeinschaft ist so, wir haben Lehrerinnen, wir haben eben welche Idee, zum Beispiel in der Kneiptherapie Therapeutinnen sind, ganz viele Krankenpflegerinnen, Kindergärtnerinnen.

00:07:47: Arbeitest du da Vollzeit?

00:07:49: Nein, momentan nicht.

00:07:52: Wie ist das dann mit dem Finanziellen?

00:07:55: Ist das dein Geld, was du verdienst und gibst einen Teil dem Orden?

00:07:58: Oder wie funktioniert das so?

00:08:00: Wir legen tatsächlich unser ganzes Geld zusammen.

00:08:03: Jetzt bist du ja sehr aktiv auf Social Media.

00:08:06: Du hast ja fast viertausend FollowerInnen auf Instagram.

00:08:10: Warst du schon vor deinem Eintritt in den Orden auf Social Media aktiv?

00:08:14: Ja.

00:08:15: So wie es ist für ein Teenie gehört.

00:08:20: Und so ist es eigentlich weitergelaufen, was du eben nie vorkommst.

00:08:23: dass das viertausend Follower waren.

00:08:25: Das war nie mein Ziel.

00:08:27: Ich war einfach mein Leben geteilt.

00:08:29: Und so mache ich das jetzt da, manchmal mehr intensiv, manchmal weniger.

00:08:33: Wie haben deine Follower-Innen reagiert, als sie auf einmal Fotos von dir gesehen haben, als Ordensfrau?

00:08:42: Immer, wie ich angefangen habe mit Social Media, war ich fünfzehn, sechzehn.

00:08:49: Und das waren ... Ängste, bekannten Kreis und Freunde.

00:08:53: Also, ich hab jetzt nicht diese Schade um mich gehabt, die dann... Sie ist jetzt Klostergagger.

00:08:59: Für unsere Hörerinnen, Schwester Miriams Instagram-Pofil heißt SR, Unterstrich Miriam.

00:09:06: Wir stellen also euch auch in die Shownote.

00:09:08: Und wir sehen Schwester Miriam zum Beispiel beim Beten, beim Tanzen, beim Bergsteigen, sehr oft lachend mit anderen Klosterschwestern.

00:09:17: Wie sind die Reaktionen bzw.

00:09:20: Kommentare auf deine Postings?

00:09:22: Also überwiegend positiv.

00:09:24: Es sind schon manchmal merkwürdige Direct-Messages dabei.

00:09:30: Einfach also Unwissenheit heraus.

00:09:32: Das hört dann wundern, worum überhaupt rausgehen darf.

00:09:36: Ist aufgrund deines Accounts schon einmal jemand in die Kirche eingetreten?

00:09:42: Nicht, dass ich wüsste.

00:09:45: Aber es ist ja nicht mal bestreben.

00:09:47: da irgendwelche neue Katholiken zu rekrutieren, überhaupt nicht.

00:09:51: Für mich ist es wirklich nur, dass ich von meinem Leben erzähle.

00:09:55: Und trotzdem einfach sagen mich, dass glaube ich ja für eine Chance oder für eine Ressource sein kann.

00:10:02: Wo die Fragen in den Raum kriegen, wo man gemeinsam noch Antworten suchen kann.

00:10:07: Ich bin auch nicht auch gekommen oder so.

00:10:09: Was weiß ich denn von Gott?

00:10:10: Was weiß ich denn?

00:10:12: Im Endeffekt nichts.

00:10:17: In Österreich haben wir es ja mit einer schrumpfenden Kirche zu tun, Petra.

00:10:21: Mhm, ganz genau.

00:10:22: Die Anzahl der Katholik-Innen in Österreich schrumpft.

00:10:26: Laut der Katholischen Kirche gab es zuletzt rund vier Komma sechs Millionen Katholik-Innen in Österreich.

00:10:33: Das ist circa die Hälfte der Menschen, die hier leben.

00:10:36: Aber vor zehn Jahren waren es noch fünf Komma zwei Millionen Menschen.

00:10:42: Also eine halbe Million weniger.

00:10:43: Bei wachsender Gesamtbevölkerung.

00:10:46: Aber weltweit wächst die katholische Kirche?

00:10:48: Ja, das stimmt.

00:10:49: Weltweit wächst die Zahl der Katholik-Innen.

00:10:53: Aktuell sind es ca.

00:10:54: ¼ Milliarden Menschen.

00:10:57: Das sind allerdings im Gesamtkontext nur etwa siebzehn Komma fünf Prozent der Weltbevölkerung.

00:11:04: Und ich nehme an, zumindest in Österreich wirkt sich die Alterung der Gesellschaft auch auf das Alter der Katholik-Innen aus.

00:11:11: Ja, der Katholischen Kirche in Österreich geht schon langsam der Nachwuchs aus.

00:11:15: Im Gegensatz zu Schwester Miriams, Account und ihren FollowerInnen auf Instagram.

00:11:24: Wie ist das Alter ungefähr der Menschen, die du da erreichst?

00:11:27: Weil ich habe vor kurzem ein Nachgeschaut, also so Mitte zwanzig bis, ich weiß nicht, Mitte dreißig, so, das ist, genau.

00:11:37: Wie viel Zeit verbringst du ca.

00:11:39: pro Tag auf Social Media?

00:11:41: Es ist wirklich unterschiedlich.

00:11:43: Z.B.

00:11:43: letztes Jahr von November bis März, glaube ich, habe absolute Social-Media-Pause gehabt.

00:11:49: Da ist mein Account komplett von der Bildfläche verschwunden gewesen, also der war deaktiviert, weil ich einfach auch manchmal trotzdem so ein bisschen in einen inneren Konflikt komme.

00:11:59: So was zeige ich denn eigentlich von dem Leben?

00:12:01: und immer diese Happy Sister, die aber nicht immer happy ist.

00:12:09: Aber irgendwie zeigt man halt immer nur das Schäne, und dann, wenn's ihm gut geht, aber dann, wenn's ihm mal zachter herkommt, das verschwindet so.

00:12:16: Und dann haben wir oft gesagt, was will ich denn für ein Bild eigentlich in die Welt tragen?

00:12:22: Das ist schon echt eine gefährliche Sache von Social Media, meiner

00:12:26: Meinung nach.

00:12:27: Wenn wir dann ständig in dieses Vergleichen eine rutschen, der geht ja immer gut.

00:12:32: Und genau da ich kurz ein bisschen Krise gehabt mit Social Media, ja.

00:12:37: Genau.

00:12:37: Aber ich sag nur, die Scroll-Falle ist heftig.

00:12:41: Und wenn ich mal im Scroll bin, dann bin ich richtig gut da drinnen.

00:12:46: So ist's halt.

00:12:46: Und dann geht's dahin.

00:12:50: Auf einem Foto bei deinen Postings bist du auf einem Berg, wo du gerade aus einer Höhle rausgehst.

00:12:56: Du hast kurze Hose an, Bergschuhe.

00:12:59: Da hab ich mir die Frage gestellt.

00:13:01: Kannst du, wenn du außerhalb des Klosters bist, auch in deinem Ganz normalen Gewand raus.

00:13:06: Prinzipiell

00:13:06: ist in unserer Gemeinschaft so, dass wir das Ordensgewandst tragen.

00:13:10: Aber es gibt Ausnahmen und zum Beispiel sportliche Aktivitäten sind auf jeden Fall davon ausgenommen.

00:13:16: Das wäre absolut unpraktisch.

00:13:19: Ich bin auch zum Beispiel in meiner Arbeit, in Zivil, also in der Dienstkleidung ganz normal unterwegs, weil es in meiner Erfahrung oft schon auch eine Schwelle ist, wenn ich da so in meiner ganzen Montur... Und vor allem nicht bei jedem, aber bei manchen haben sie dann schon das Gefühl, oh mein Gott, ein heiliger betrittener Raum ist.

00:13:41: Jetzt kann ich nicht mehr so sein wie sonst.

00:13:43: Ich muss mich jetzt zusammenreißen, weil die Autorität der Kirche ist anwesend.

00:13:48: Und das stimmt einfach absolut nicht, weil ich bin ein absolut normaler Mensch.

00:13:54: Also ich habe das Gefühl, manchmal ist schon Ordenskleidung eine Barriere einfach.

00:13:58: Erlebst doch Hassbegegnungen auf der Straße, wenn du die Ohrenstracht trägst?

00:14:04: Das Krasseste passiert tatsächlich auf der Straße.

00:14:08: Wo man auch mal ausgeschritten wird, mal so richtig.

00:14:11: Und als Sündenburg für die Kirche hingestellt wird, also wie arg nicht alles ist.

00:14:18: Aber auch massiv, sexistisch.

00:14:20: Aber ich bin auch schon angespuckt worden.

00:14:23: Wie reagierst du da?

00:14:24: Immer sagen, da war ich so im Schock.

00:14:27: Da bin ich weitergegangen und hab mich ins Auto gesitzt.

00:14:30: Und als ich zu Hause fahre, Aber ich check, was da gerade passiert ist.

00:14:36: Das sind vielleicht zehn von hundert Begegnungen, die vielleicht nicht so nett sind.

00:14:41: Wo raus genau besteht deine Ohrenstracht?

00:14:44: Was hast du da alles an?

00:14:46: Weil ich hab halt gar nicht mehr Original.

00:14:50: Heute hab ich nur das Kleid an.

00:14:52: Ich hab immer Westen drüber an.

00:14:54: Das ist der berühmte karmilitanische weiße Ausschnitt, der wenig Bedeutung hat.

00:14:59: Genau, und einen Schleier haben wir.

00:14:59: Genau.

00:15:00: Ich bin Juniorin, bei mir ist er schon schwarz.

00:15:07: Ist die Schwester Mierheim eigentlich auch eine Nonne?

00:15:10: Nein, ich habe sie das auch gefragt.

00:15:12: Schwester Mierheim ist eine Ordensfrau.

00:15:15: Das ist aber gar nicht so einfach zu unterschalten.

00:15:18: Also ich weiß, dass jede Nonne eine Ordensfrau ist, aber nicht jede Ordensfreie Nonne.

00:15:22: Genauso viel bei den Ordensmännern und den Mönchen.

00:15:25: Und dass es keine Hierarchie ist, also dass man nicht erst nach einer gewissen Zeit Nonne werden kann oder so.

00:15:30: Ja, ich habe mir das auch gedacht, es ist eben nicht so.

00:15:34: Im Prinzip gibt es bestimmte Orden, deren Mitglieder nonnen oder möncher sind.

00:15:39: Das sind vor allem die sogenannten alten Orden, wie zum Beispiel die Benediktin erinnern oder die Zestatienzer erinnern.

00:15:45: Sie sind dann ein Standort gebunden, das ist ein Merkmal dieser alten Orden.

00:15:50: Während manche dieser Orden fast eineinthausend fünfhundert Jahre alt sind, gibt es die Marienschwestern von Carmel erst seit eighteenhundertsechzig.

00:15:58: Da sind sie gegründet worden.

00:16:00: Also seit hundertfünfundsechzig Jahren.

00:16:02: Das ist tatsächlich sehr jung für den Orden.

00:16:05: Apropos jung, sehr viele junge Ordensleute gibt es nicht, oder?

00:16:09: Also insgesamt leben in den einhundertneinundneinzig Ordensgemeinschaften in Österreich rund dreitausend achthundert Frauen und Männer.

00:16:18: Von diesen sind aber höchstens fünf Prozent jünger als vierzig Jahre.

00:16:24: Und eine der jüngsten lebt im jungen Orden der Marienschwestern von Carmel.

00:16:28: Der seiner Namen ja von einem Berg hat, soweit ich weiß.

00:16:31: Aber wo genau liegt dieser Berg, Carmel?

00:16:34: Es ist ein Gebirgszug in Palästina.

00:16:37: Und auf diesen Gebirgszug haben sich im zwölften Jahrhundert Pilger zurückgezogen.

00:16:41: Sie wurden aber von dort vertrieben, kamen nach Europa und wurden hier schließlich als Bettelmönche anerkannt.

00:16:48: Die Marienschwestern von Carmel gibt es heute in Österreich, Deutschland und Uganda.

00:16:53: Da kann die Schwester Miriam aus Linz ja zumindest manchmal nach Deutschland oder Uganda fahren.

00:16:58: Sie kann noch in viele, viele weitere Länder fahren.

00:17:04: Hast du auch Urlaub vom Orden?

00:17:07: Das ist ein jeder Gemeinschaft unterschiedlich geregelt.

00:17:09: Wir machen durch das Urlaub.

00:17:10: Ich habe jetzt letzte Woche eben Urlaub gemacht in Südtirol, in die Dolomiten und habe das sehr genossen.

00:17:18: Bist du da Laura oder bist du der Schwester Miriam im Urlaub?

00:17:22: Ich bin die Miriam.

00:17:25: Genau, also die Laura bin ich da und wann ich bei meiner Familie bin, die mir einfach nach wie vor so nennen und eher froh bin, dass das machen ist.

00:17:33: Es wäre für mich fast komisch, wenn die liebsten Ängsten vertrauten, die mich so aufwachsen sehen, irgendwie plötzlich Miriam sagen würden.

00:17:42: Und auch so ein paar Freundinnen, die ich vor meiner Klosterzeit einfach schon kennengelernt habe, die nehmen mich nach wie vor Laura.

00:17:49: Also ich habe einen sehr gelassenen Umgang auch mit meinen Namen, weil wir einfach denken, okay, wir geben über so sehr Wohlfühlen und liebessentlich fühlen wir nach wie vor mit beiden Namen wirklich angesprochen.

00:18:01: Hast du noch viele Freundinnen von früher?

00:18:04: Ja schon,

00:18:05: ja.

00:18:06: Ganz, ganz, ganz wertvolle Freundschaften, eigentlich schon von früher Kindheit auf.

00:18:12: Wie alt sind die Schwestern in deinem Ohrhaben?

00:18:14: Durchschnittlich.

00:18:16: An dem Ort, wo ich lebe, sonst ...

00:18:22: Fählen die dann Gleichaltrige im Alltag im Kloster?

00:18:26: Natürlich wünsche ich mir immer wieder junge Mitschwestern.

00:18:29: Das brauche ich mit Sherin.

00:18:32: Es ist aber so, dass ich wirklich, wirklich viel Kontakte zu jungen Menschen pflege und die auch hab oder auch in meiner Arbeit wirklich mit jungen Kolleginnen zusammenarbeiten darf, die mir einfach gut tut.

00:18:44: Und der Horm im Kloster, das sind meine Mitschwestern.

00:18:48: Und die habe ich einfach... unglaublich gern, unabhängig von dem Alter.

00:18:55: Und uns verbindet der Lebensweg, die Lebensform unserer Glaube und das ist was unglaublich Tiefes und Schönes und für mich auch Erfüllendes.

00:19:05: Gibt es da diese klassischen Reibereien, wie es halt in jeder Gemeinschaft der Fall ist?

00:19:15: Ich glaube schon, dass wir einen sehr liebevollen Umgang in unserer Gemeinschaft haben.

00:19:18: Und ich glaube auch, dass das kein Widerspruch jetzt in sich ist.

00:19:21: Aber manchmal gehen ganz mal schon Gewaltig am Zorger.

00:19:25: Und ich glaube, das ist ja ganz normal.

00:19:29: Das war auch so ein Lernprozess für mich, dass ich mir das selber einfach auch zugestehe, dass das einfach so ist.

00:19:35: Dass wir manchmal im Zorger gehen.

00:19:38: Und dass wir manchmal einfach nicht gefreut, dass ich mir die selbe Geschichte zum siebzehnten Mal auch hoch.

00:19:44: oder dass immer auch auch wie toll denn nicht alles früher war und frier und was nicht alles gemacht haben.

00:19:51: Da war ich ein Lämpchen dagegen.

00:19:53: Also da war es die aufgeführt haben.

00:19:55: Die Geschichten waren mir eher gerne.

00:20:01: Das

00:20:05: gelübte der ehlosen Kreuzzeit ist ein Gelübter von Dreien.

00:20:10: Für mich ist dieses eine Gelübte eben gehalten in diesen Dreien, Armut.

00:20:14: ehelose Kreuschheit und Gehorsam.

00:20:17: Und nur auf diesen drei Standbeinen ist Parsensleben möglich.

00:20:22: Und natürlich ist das ein großer Verzicht.

00:20:26: Für mich zumindest.

00:20:27: Das verändert sie auch.

00:20:29: Also das ist jetzt nicht jeden Tag gleich.

00:20:31: Manchmal fällt es mal leichter, manchmal fällt es mal schwerer.

00:20:35: Aber im Grunde würde ich schon sagen, dass das ein großer Verzicht ist.

00:20:40: Aber das ändert nichts, dass sie das nicht derfert.

00:20:43: Und die Gemeinschaft sagt nicht, du darfst das nicht.

00:20:45: Sie sagt, wann das deine Erfüllung ist.

00:20:50: An ehemaligen Kindern, Familiengründen.

00:20:53: Dann go for it.

00:20:56: Es passt nur nicht zu der Lebensform.

00:20:59: Wenn ich heiraten wollte, dann gehe ich.

00:21:03: Was vermisst du von deinem Leben davor, außerhalb des Klosters am meisten?

00:21:09: Nichts.

00:21:11: Ich lerne immer mehr als junger Mensch dieses perfekte idyllische Leben.

00:21:15: Ich glaube, ich gebe es tatsächlich nicht in der Form, in der Märchenform, in der ich mir Lagen vorgestellt habe.

00:21:22: Und ich bin ja nicht eingesperrt.

00:21:24: Mit welchen Ehrtümmern oder einer falschen Vorstellung, die wir vielleicht vom Leben im Kloster haben, würdest du gerne aufräumen?

00:21:32: Das, was mir spontan gerade das Erste einfällt, ist dieses, wo ich ganz oft... auf Instagram auch gefragt wird.

00:21:41: So dass, ja aber du darfst das nicht und du darfst das nicht und was ich nicht alles nicht darf.

00:21:49: Aber dass das einfach nicht eine Frage noch dürfen oder nicht dürfen ist, sondern dass das eine freigewählte Lebensform ist, in der es schon einen Rahmen gibt, eine Regel.

00:22:00: Genau, dass wir uns nicht schminken zum Beispiel.

00:22:04: Sicher kommt die.

00:22:07: Warum nicht?

00:22:08: Die Schwestern hätten wahrscheinlich ein Fragezeichen am Kopf und würden zusammen, ja... Was der ist bei dir?

00:22:15: Oh, ist okay, du bist drüber reden.

00:22:19: Aber ich sehe, da kann es hinterher für wie.

00:22:23: Und es wird halt eine zur Lebensform passen.

00:22:26: Angenommen, du wirst drauf kommen, das passt nicht zu dir.

00:22:29: Wie leicht wäre es, wieder auszutreten?

00:22:32: Komplett easy.

00:22:34: Ja.

00:22:35: Was würdest du einem jungen Menschen raten, der mit dem Gedankenspiel ins Kloster zu gehen?

00:22:41: Mutig sein, sie das einfach anschauen, wirklich mitleben und dann ehrlich einig spüren, ob das Erlebensform ist, die zu einem passt und vor allem, sie kann Stress machen.

00:22:58: Schwester Miriam hatte zwar kein konkretes Berufungserlebnis, sagt sie, aber sie ist eindeutig ein Beruf, das hört man einfach.

00:23:07: Und sie sagt, sie war verliebt in dieser Lebensform als Ordenschwester.

00:23:11: Und ich finde es spannend, dass ihr Verzicht auf verschiedene Dinge kein Zwang ist, sondern komplett freiwillig.

00:23:17: Mir hat Schweste mir ja genau in dieser Hinsicht ebenfalls die Augen geöffnet.

00:23:23: Und zwar indem sie gesagt hat, dass ihr ja nichts verboten ist, indem sie ordensfrau ist.

00:23:28: Es steht ja frei, zum Beispiel auch eine Partnerschaft einzugehen oder was auch immer.

00:23:33: Nur passt das halt dann nicht mehr mit dieser Lebensform zusammen?

00:23:37: Und dann könnte sie austreten, hat sie gesagt.

00:23:40: Ich denke daher vor allem auch in dieser Hinsicht, dass es wirklich so wichtig ist, dass Schwester Miriam über Social Media Dinge richtig stellt und aufklärt.

00:23:49: Ja, und falls ihr Fragen habt, dann schaut doch einfach auf wie man kannt vorbei.

00:23:53: Wie war der?

00:23:53: nochmal bitte, Petra?

00:23:54: Der war SR unterstrich Miriam.

00:23:57: Miriam mit J.

00:23:58: Genau, genau.

00:23:59: Ja, natürlich schaut auch gerne bei uns in die Shownot.

00:24:01: Und nächste Woche wieder bei unserem Podcast vorbei bzw.

00:24:04: hört hinein in WZ-Wetter gedacht.

00:24:07: Wir freuen uns schon auf euch.

00:24:09: Ciao!

00:24:09: Ciao, bis nächste Woche!

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