#99 Wir waren an der Gaza-Grenze und in der West Bank

Shownotes

„Da solltet ihr jetzt nicht mehr weitergehen, die Armee steht da ums Eck und die könnten auf euch schießen, wurde uns gesagt. Aber dann spricht uns ein 17-jähriger Palästinenser an und meint: ,Ach, das geht schon, kommt mit'", erzählt die stellvertretende WZ-Chefredakteurin Aleksandra Tulej. Gemeinsam mit WZ-Redakteur Simon Plank habe sie Szenen wie diese erlebt, als sie in Israel, nahe der Grenze zu Gaza und im Westjordanland waren, das auch West Bank genannt wird.

In dieser Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht" sprechen die beiden mit WZ-Host Petra Tempfer, wie sie die Stimmung im Land kurz vor dem Kriegsende wahrgenommen haben. Und, inwiefern die unterschiedlichen Interessen der involvierten Player nach wie vor aufeinanderprallen.

Produziert von „hört hört!“.

Weiterführende Links:

UNRWA Situation Report #165 on the Humanitarian Crisis in the Gaza Strip and the West Bank, including East Jerusalem

Lack of Protective Structures Against Missile Attacks in Arab Localities

Gaza doctrine: The West Bank is under fire

Humanitarian Situation Update #264 | West Bank

Transkript anzeigen

00:00:02: Sie haben diesen hunderten Menschen, die dort umgebracht wurden, wunderschöne Gedenkstätte gebaut.

00:00:07: Und plötzlich haben wir dann gemerkt, wir werden schon beobachtet.

00:00:10: Wir wurden von der IDF beobachtet, also von den israelischen Militär, die dann auch wirklich von einem Hügel mit ihrem Militärfahrzeug ganz schnell runtergefahren sind, aus dem Auto rausgesprungen sind, mit ihren Waffen, auch verdeckte Gesichter, also auch vom Mund.

00:00:24: Diese ganze Siedlungsfrage, die spaltet die Menschen sehr.

00:00:28: Ich habe mir vor allem Gedanken darüber gemacht, was uns die Menschen erzählt haben, wie tief eingebrannt gewisse Denkweisen und Ansichten sind.

00:00:38: Am Montag war ein Tag großer Freude, sowohl in Israel als auch in Gaza-Streifen als auch in Westjordanland.

00:01:03: Die palästinensische Terrororganisation Hamas trinkt tief nach Israel ein, tötet insgesamt mehr als ein- tausend zweihundert Menschen und verschleppt zweihundert-einundfünfzig Geiseln in den Gaserstreifen.

00:01:16: Seit dem herrschte Krieg.

00:01:19: Israel hat im Gegenzug palästinensische Gefangene genommen, von denen die meisten ohne Anklage in Gefängnissen saßen.

00:01:26: Anfang dieser Woche, am dreizehnten Oktober, zwei-tausendfünfundzwanzig, hat die Hermaßen und die letzten Geiseln freigelassen und Israel fast zweitausend palästinensische Gefangene.

00:01:38: Unmittelbar davor waren zwei meiner Kolleginnen genau dort.

00:01:44: Unsere stellvertretende Stiftredakteurin Alexandra Thulei und WZ-Redakteur Simon Plank.

00:01:51: Sie waren in Israel und im Westjordanland, das auch Westbank genannt wird, und ganz knapp an der Grenze zum Gaserstreifen.

00:01:59: Heute sitzen Sie mir hier gegenüber in unserem Podcaststudio der WZ, um mit mir über all das, was Sie dort erlebt haben, zu

00:02:08: sprechen.

00:02:09: Hallo Alex.

00:02:10: Hallo Petra.

00:02:11: Hallo Simon.

00:02:12: Hallo Silo.

00:02:13: Mein Name ist Petra Temfer und ihr hört weiter gedacht, dem Podcast der WZ.

00:02:18: Wir haben diese aussortuliche Folge eingeschoben, weil sich die Ereignisse im Israel-Gaserkrieg gerade überschlagen.

00:02:25: Alex, wie ist die aktuelle Situation?

00:02:28: Die aktuelle Situation ändert sich sehr schnell.

00:02:31: Es ist so, dass am Montag die zwanzig verbleibenden israelischen Geiseln, die noch gelebt haben, von der Hamas dann Israel übergeben wurden, in einem Austausch gegen palästinensische Gefangene.

00:02:42: Das war jetzt der erste Teil dieses Gaserplans.

00:02:45: Am Montag war ein Tag großer Freude, sowohl in Israel als auch im Gaserstreifen als auch im Westjordanland.

00:02:50: Wie es jetzt aber weitergeht, wie jetzt die zweite Phase, dritte Phase, wie sich das jetzt alles entwickelt, das ändert sich eigentlich stündlich.

00:02:58: Ich kann dir jetzt sagen, es ist so, es freuen sich alle, dass die Geiseln frei sind.

00:03:02: Es freuen sich auch die Palästinenser, dass ihre Gefangenen wieder frei sind.

00:03:07: Wie es jetzt weitergeht, dafür ist es jetzt noch zu früh, das zu sagen.

00:03:11: Die toten Geiseln sind noch nicht alle zurückgekommen,

00:03:13: oder?

00:03:14: Ein paar, aber nicht alle.

00:03:16: Es gab aber mit Informationen darüber, dass man nicht mehr alle sterblichen Überreste auffinden kann im Gasestreifen.

00:03:22: Und wie schaut es jetzt mit Waffenruhe oder Frieden aus?

00:03:25: Der Krieg ist offiziell verändert.

00:03:27: Gleichzeitig aber ist die IDF, die israelische Armee, noch in Teilen des Gasastreifens präsent.

00:03:33: Und es gibt auch gerade Eskalationen innerhalb der Palästinenser in Gaza.

00:03:39: Das heißt, die Menschen, die Hamas unterstützen oder die Hamas-Kämpfer gegen sogenannte Clans, die sich gebildet haben, auch einige davon mit Israels Unterstützung, die gegeneinander kämpfen.

00:03:50: Simon, als ihr in Israel wart, hat sich da die Wände in diesem Krieg schon irgendwie abgezeichnet?

00:03:56: Also hast du das an der Stimmung der Menschen dort schon merken können?

00:04:00: Also grundsätzlich hat man vor Ort vor allem in Israel gemerkt, dass die Menschen sehr optimistisch in die Zukunft blicken und sie waren auch alles sehr optimistisch darüber, dass die da ist.

00:04:11: nach Hause kommen, bring them home, überall zu lesen und auch mit den ganzen jungen Leuten, mit denen wir gesprochen haben.

00:04:16: Das war der Nummer eins Gedanke, den sie alle hatten.

00:04:19: Wie wir dort waren, gab es gerade diese ganzen Gespräche zwischen Trump, Netanyahu und so weiter.

00:04:24: Also es gab schon einen gewissen Optimismus, dass es jetzt so schnell geht.

00:04:28: Ich glaube, das hat uns alle ein bisschen überrascht und ich behaupte jetzt nochmal, das hat auch wahrscheinlich viele Israelis überrascht.

00:04:35: Trump hat jetzt sicher was geleistet.

00:04:38: Das muss man ihm auch lassen.

00:04:40: Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht und wer da jetzt von wem genau was will, das sind ja nicht nur Israel und der Hamas involviert, das sind auch die USA involviert, Katta, die Türkei, Vermittlerstaaten, Ägypten.

00:04:52: Wie war es ganz grundsätzlich, dass ihr zwei aus Österreich nach Israel eingereist seid?

00:04:59: Wie hat sich die Einreise gestaltet?

00:05:01: War das schwierig?

00:05:03: Also, wir waren gut vorbereitet.

00:05:05: Wir haben von Österreich aus schon Presseakreditierungen organisiert.

00:05:10: Man braucht die nicht, um dort einzureißen.

00:05:12: Aber es macht alles ein bisschen einfacher.

00:05:15: Es war aber auch schwierig, das muss man ganz ehrlich sagen, oder Alex, die überhaupt zu bekommen.

00:05:18: Wir haben da Ewig hin und her geschrieben mit dem GPO, mit dem Press Office in Israel.

00:05:23: Aber am Ende hat es dann geklappt.

00:05:25: Und deswegen war die Einreise für uns relativ einfach.

00:05:28: Ich glaube, der schwierigste Bart war die Befragung in Wien noch am Flughafen von den Mitarbeitenden von der israelischen Fluglinie L.L.

00:05:37: Das ist ja kein Geheimnis, dass die ihre Passagiere sozusagen auf Herz und Nieren checken.

00:05:43: Da wurden dann alle möglichen Fragen gefragt.

00:05:44: Wir wurden getrennt.

00:05:46: Wir wurden beide gefragt, was wir machen und ich glaube dann auch gecheckt, ob wir mehr oder weniger das Gleiche gesagt haben.

00:05:50: Unser Geback wurde extra noch einmal kontrolliert.

00:05:53: Und sobald das nochmal gemacht war, war es easy.

00:05:55: Also die Einreise in Israel war dann Unkompliziert.

00:05:59: Natürlich haben wir eine Grenze kurz gewartet, weil einfach eine Schlange war, aber grundsätzlich sind wir mehr oder weniger durchmarschiert.

00:06:04: Und auch gut, dass Sie dann nicht wissen wollten, was genau Ihr berichtet oder so, gell?

00:06:09: Doch, das muss man eingeben.

00:06:10: Das muss man eingeben, weil man diese Erkreditierung stellt, muss man eingeben, wo man berichtet und was das Thema das Bericht ist.

00:06:17: Aber wir hatten ja nichts zu verstecken.

00:06:20: Simon, ihr wart ja auch beide auf dem Gelände des NOBA Festivals, wo am siebten Oktober, zwanzig, dreihundzwanzig, der Terroranschlag der Hermas stattgefunden hat.

00:06:27: Wie kann ich mir heute dieses Gelände vorstellen?

00:06:31: Also das Gelände ist immer noch dasselbe, aber es wurde ein beeindruckendes Memorial rausgemacht.

00:06:37: Habe ich selten, wie wir da durchgegangen sind, hat mir schon ein bisschen die Gänsehard aufgestellt.

00:06:42: Sie haben diesen hunderten Menschen, die dort umgebracht wurden, wunderschöne Gedenkstätte gebaut mit Erinnerungen an sie, wo auch Familienmitglieder mich hinkommen, regelmäßig hinkommen.

00:06:50: Wir haben einige selber beobachtet, um sozusagen das schön zu halten.

00:06:55: Und das wurde auch alles noch einmal sehr gut erklärt, wenn man da nicht so tief drinnen ist in dem ganzen Thema, was da, wie, wann passiert ist.

00:07:04: Also, so bewegende Gelenkstatue.

00:07:08: Habt ihr auch mit Angehörigen gesprochen?

00:07:11: Wir haben Angehörige gesehen.

00:07:13: Wir wollten sie nicht stören in dem Moment, weil wir gesehen haben, dass sie jetzt gerade da einen Moment für sich brauchen.

00:07:19: Wir wollten ihnen mich die Kamerans Gesicht halten und sagen, wie genau ist sie so verschrauben?

00:07:24: Aber wir haben kurz in den Gespräch gekommen.

00:07:27: Ich bin damals mit unserem Kameramann, den wir dabei hatten.

00:07:30: Wir haben kurz mit ihnen gesprochen.

00:07:32: Aber ich finde, da muss man auch den Respekt erweisen und nicht diese Menschen für die Kamera zahlen, wenn das nicht im Vorhinein vor allem dritte.

00:07:39: Absolut.

00:07:40: Wo überall in Israel wart ihr dann noch, Alex?

00:07:43: Und waren die Stimmungen unter den Menschen unterschiedlich, je nachdem, in welcher Region ihr gerade wart?

00:07:49: Die Stimmungen waren auf jeden Fall unterschiedlich.

00:07:51: Wir waren in Tel Aviv, wir waren in Jerusalem, wir waren aber auch in der Westbank.

00:07:55: Wir waren an der Grenze zum Gasastreifen und je nachdem mit wem du sprichst, ist es eigentlich komplett anders.

00:08:01: Nur ganz kurz, damit man das weiß.

00:08:03: In Tel Aviv oder in Jerusalem ist es jetzt kein Zustand wie im Krieg, du merkst das nicht.

00:08:10: In der Westbank ist es natürlich anders irgendwie, aber auch dort haben wir uns die ganze Zeit sicher gefühlt, also ich zumindest.

00:08:15: Und in Tel Aviv, du hast sehr viele Schutzräume, ja, und die wurden doch ausgebaut seit dem siebten Oktober, also mittlerweile jedes Café, jedes Hotel, alles hat einen Schutzraum.

00:08:23: Aber das Leben der Menschen geht ganz normal weiter.

00:08:26: Trotzdem war zu dem Zeitpunkt, dass wir dort waren, da waren die Geiseln ja noch nicht frei, dieses Thema auch sehr präsent.

00:08:31: Aber was auch vielleicht wichtig ist, man darf in Israel die Regierung kritisieren.

00:08:35: Du hast den Tel Aviv überall Sticker, wo steht Waktetan Yahu, das ist nicht meine Regierung, so und so, das darf auch dort sein.

00:08:44: Ich kann sagen, alle, egal ob jetzt die Israelis oder die Palästinenser, haben seit zwei Jahren gewartet, bis dieser Krieg ändert.

00:08:51: die meisten Menschen.

00:08:52: Das vereint sie, glaube ich, alle.

00:08:54: Gleichzeitig haben wir gemerkt, zum Beispiel in Jerusalem, das ist eine konservativerer Stadt der Leben Jüdinnen, der Leben Muslime, der Leben Christinnen.

00:09:04: Das ist vom Y-Pair sehr konservativ.

00:09:08: Man merkt es nicht nur an der Kleidung der Menschen, man merkt es auch daran, wie dort gelebt wird.

00:09:13: in Tel Aviv.

00:09:15: ist es ganz anders.

00:09:16: Da ist es sehr liberal.

00:09:17: Das ist auch daran, wie sie auch politisch eingestellt sind, dass es anders ist.

00:09:21: In der Westbank ist es wieder anders.

00:09:23: Es ist egal mit, wie wir gesprochen haben.

00:09:24: Wir haben gesprochen mit jungen Menschen in Tel Aviv, die zum Beispiel sagen, wir haben mittlerweile mit den Menschen in Gaza, Palästina, der Staat soll existieren.

00:09:31: Es soll alles das schreckliche Leid dazu Ende gehen.

00:09:35: Wir haben mit Menschen gesprochen, mit Ziedlern in der Westbank oder Ziedlern, die Gaza besiedeln wollen, die sagen, sie haben überhaupt keinen Mitleid.

00:09:41: Und sie wollen so schnell wie möglich, dass Gaza jetzt israelisch wird oder wieder israelisch wird.

00:09:46: Wir haben mit Menschen mit Palästinensern in der Westbank gesprochen, die sehr wütend auf den staatlichen Israel sind.

00:09:52: Sehr unterschiedlich.

00:09:53: Was sind denn jetzt diese Siedlungen?

00:09:55: Also es gibt in der Westbank hundred-vierzig Legale unter israelischem Recht Legale Siedlungen.

00:10:02: von Israelis, die dort leben.

00:10:03: Es gibt aber auch zweihundert, die sowohl völkerrechtlich als auch unter Israel schon recht eigentlich illegal sind.

00:10:08: Die werden aber geduldet in irgendeiner Form.

00:10:10: Es

00:10:10: ist ja grundsätzlich so, dass dieses ganze Gebiet von Israel, Westbank, Gaza, das war einmal ein Mandatsgebiet von Großbritannien.

00:10:17: Das wurde dann von der UNO in einen arabischen und in israelischen Staat aufgeteilt.

00:10:21: Für die Israelis, super, die haben ihren Staat sofort gegründet, die arabische Bevölkerung, die war da dagegen.

00:10:26: Die hat sich gewährt, konnte sich aber militärisch gegen Israel nicht werden.

00:10:29: Und im Laufe der Zeit, das ist jetzt sehr kurz zusammengefasst, aber nur damit man das ungefähr versteht, im Laufe der Zeit hat dann Israel immer mehr Gebiete, die eigentlich Israel nicht zugestanden hätten, laut diesem neuen Teilungsplan, eingenommen.

00:10:41: Die Westbank war lange Zeit, weil es die Nens ist, aber auch da ist dann Israel nach und nach vorgedrungen, und zwar in Form von Siedlungen.

00:10:48: Denn sehr gläubige Juden, sehr gläubige Israelis glauben, dass die Westbank auch Teil Israels, Teil dieses Gott versprochenen jüdischen Staates ist.

00:10:57: Sie nennen deswegen die Westbank zum Beispiel auch nicht Westbank, sondern Judea und Samaria.

00:11:01: Das sind die Bibelbischen Namen.

00:11:03: Ganz einprägsam war für mich auch das Video, das ihr auf Social Media geteilt habt über die Pioniere von Gaza.

00:11:09: Da habt ihr mit einer Frau gesprochen, die gesagt hat, sie würde innerhalb von einer Stunde sich im Gaserstreifen ansiedeln.

00:11:17: Was hat sie noch gesagt?

00:11:19: Genau, wir waren da circa sieben Kilometer entfernt vom Gaserstreifen.

00:11:23: Da wurde vor circa einem Monat ein Karawanendorf errichtet von diesen Menschen.

00:11:29: Da sind aktuell sieben, die wollen sich jetzt dann auf bis zu zwanzig Familien steigern und eben dieses Dorf erweitern und die warten eben darauf, in den Gaserstreifen zu gehen.

00:11:38: Sie warten, also sie haben uns erzählt, sie warten wirklich nur noch darauf, bis die Regierung sagt, Bost geht.

00:11:44: Ihr dürft's.

00:11:45: Und es geht ihnen tatsächlich viel zu langsam.

00:11:47: Also, die hat gesagt, warum traut sie euch nicht endlich?

00:11:49: Wir wollen dahin, wir wollen Israel dorthin bringen, unsere Kultur dorthin bringen und so weiter.

00:11:54: Und die haben uns eben erzählt, dass sie den Gaserstreifen als eine Teil Israels ansehen, der eben vor tausenden Jahren von Gott den Israelisten Juden versprochen wurde.

00:12:07: Und deswegen wollen sie dorthin und eben die Palästinenser, die jetzt dort leben, vertreiben.

00:12:11: Wir haben auch mit ihrer Tochter gesprochen, die war siebzehn Jahre alt und wir haben sie gefragt, was passiert dann jetzt aber mit den Menschen in Gaza, solltet ihr jetzt euch nach Gaza verlegen oder Gaza besiedeln?

00:12:22: Und sie hat uns ganz verwirrt eingeschaut und gefragt, was?

00:12:26: es gibt schon Menschen dort, was sie damit gemeint hat, ist A, gibt es denn etwa schon Sie da dort?

00:12:31: Das heißt, sie hat die Frage einfach so interpretiert.

00:12:34: weil sie in dieser, nennen wir es vielleicht Babel, einfach eine gewisse Art und Weise haben, wie sie die Palästinenser bezeichnen.

00:12:40: Sie nennen die vor allem Arabs, also Araber und deswegen hat sie nicht verstanden, wie wir gesagt haben, es gibt schon Menschen dort.

00:12:48: Alex und Simon, welches Bild von eurer Reise nach Israel und ins West-Jordanland hat sich bei euch ganz besonders und ganz besonders tief eingeprägt?

00:12:59: Bei mir war das, als wir in der Stadt Thulkarim waren.

00:13:02: Das ist in der Westbank, in dem pardesinenzisch verwalteten Gebiet.

00:13:08: Da haben wir gemeinsam mit unserem Kameramann ein zerbombtes Flüchtlingslager gefilmt und uns im Sinn auch umgeschaut.

00:13:15: Und das ist so, dass es dort eine hohe Militärpräsenz gibt.

00:13:18: Das heißt, man darf dort nicht... weitergehen als bis zu einem gewissen Schritt.

00:13:23: Wir haben dort aber zufällig einen siebzehnjährigen Palästinenser kennengelernt, der uns gesagt hat, ja, ja, er ist dort geboren und aufgewachsen, jetzt wurden sie vertrieben, aber er fährt eh einmal die Woche rein mit seinem Fahrrad, weil er sucht noch seine Sachen, die da drinnen sind.

00:13:34: Und ja, die Armee könnte ihn festhalten, aber ist ihm jetzt auch egal, sie könnten noch schießen, aber kommt es doch einfach mit.

00:13:41: Wir haben uns dann reingeschaut und uns gedacht, Timon, Alex, weiß ich jetzt nicht, wir sind ein Stück reingegangen.

00:13:46: Entschuldigung hier an dieser Stelle, an Katharina Spitt, unsere Chefredakteurin.

00:13:49: Wir sind ein Schritt ein bisschen reingegangen und er hat uns dann herum gezeigt und gezeigt, schau, da bin ich aufgewachsen, da ist das und das passiert.

00:13:57: Und das war einfach so, dass ein so ein normales Gespräch mit jemandem, der da wirklich komplett unbeteiligt ist, der sagt, hey, schau mal, hier stehe ich vor diesen Trümmern und ich will euch das zeigen.

00:14:07: Diese Flüchtlingscamp gibt es seit den Fünfzigern und da haben lange Zeit vor allem Palästinense gewohnt, die von Israel in diesen arabisch-israelischen Kriegen vertrieben wurden.

00:14:17: Es gab da immer wieder Errazien, weil die ADF das israelische Militär da verschiedene Kämpfe oder radikale Gruppen vermutet hat.

00:14:23: Anfang dieses Jahres wurde dann das ganze Flüchtlingscamp mehr oder weniger dem Erdbogen gleich gemacht.

00:14:28: Alle mussten raus.

00:14:30: weil eben argumentiert wurde, dass sich dort bewaffnete Kämpfer versteckt haben sollen.

00:14:35: Es wurden tatsächlich auch ein paar gefunden.

00:14:38: Alle anderen Menschen mussten aber trotzdem auch diesen Bereich jetzt verlassen.

00:14:43: Und das zweite Ereignis, das sich eingebrannt hat, wir sind in der Westbank vor einer israelischen Siedlung gestanden zwischen einem polessenensischen Dorf und einer israelischen Siedlung.

00:14:52: Und ich war gerade dabei zu erklären, dass es hier Straßensperren gibt, dass es Schwieriges vor allem für die Palästinense aus diesem Dorf da jetzt auf die andere Seite zu kommen, dass sie Umwege fahren müssen.

00:15:01: Und plötzlich haben wir dann gemerkt, wir werden schon beobachtet.

00:15:03: Wir wurden von der IDF beobachtet, also von einem israelisch Militär, die dann auch wirklich von einem Hügel mit ihrem Militärfahrzeug ganz schnell runtergefahren sind.

00:15:12: aus dem Auto rausgesprungen sind, mit ihren Waffen, auch verdeckte Gesichter, also auch vom Mund und uns gefragt haben, was wir da machen.

00:15:19: Wir haben ihnen unsere Presseausweise gezeigt, das war dann auch okay.

00:15:22: zuerst, wollten sie nicht, dass wir sie weiter filmen, man muss sagen, wir hatten einen palästinensischen Kameramann dabei, den haben sie noch etwas stärker kontrolliert als uns.

00:15:30: Ich glaube, er hatte aber dadurch, dass wir dabei waren, zum Glück auch wenigere Probleme.

00:15:35: Er hat uns dann auch im Auto gesagt, danke für White Privilege, weil er hat sich mit unsichere gefüllt und das muss man auch dazu sagen.

00:15:42: Es war dann so, dass einer dieser Soldaten zufällig Deutsch gesprochen hat und deswegen verstanden hat, was ich da berichte und hat mich dann gefragt, warum redest du da nur über die Palästinenser?

00:15:51: Uns geht es allen schlecht und den Israelis geht es auch schlecht.

00:15:53: und wir haben ihm dann erklärt, dass wir einen Bericht machen über die Situation hier, ganz ruhig auch, aber ich muss sagen, kurz waren wir schon nervös, weil die Situation war jetzt nicht so ohne, wir waren da mitten nirgendwo.

00:16:05: Und man muss aber auch sagen, sie haben uns dann, nachdem ich ihm das erklärt habe, haben sie uns auch ihre Sichtweise erklärt und haben uns dann noch normal weiterfahren lassen.

00:16:13: Und bei dir Simon?

00:16:15: Also grundsätzlich sind es ähnliche Dinge.

00:16:17: Ich habe mir vor allem im Bedanken darüber gemacht, was uns die Menschen erzählt haben, wie tief eingebrannt gewisse Denkweisen und Ansichten sind.

00:16:26: Wir haben vorhin über die Pioniere von Gaza gesprochen.

00:16:29: Das hat sich schon wirklich sehr tief bei mir eingeprägt.

00:16:31: und diese Ewig langen Straßen mitten durch nichts in der Westbank.

00:16:36: Auf und ab durch die Hügel.

00:16:38: Und ich war halt Autofahrer und deswegen hat sich das irgendwie von mir auch noch eingebrannt.

00:16:42: Wir haben jetzt Abseits von den ganzen anderen Dingen, die wir erlebt haben, sprechen

00:16:47: wollen.

00:16:47: Man musste aus deinem Respekt an den Simon, weil ich habe keinen Führerschein.

00:16:51: Ich habe ihn nur navigiert.

00:16:52: Teilweise auch falsch.

00:16:53: Und weil ich habe auch keine Orientierung.

00:16:55: Und der Simon ist da wirklich über diese Straßen gefahren.

00:16:58: Teilweise geht sich das noch aus.

00:17:00: Aber er hat es immer, immer und immer geschafft.

00:17:03: Ich habe lieber zuhörer, stellt euch vor, so klassische Bergstraßen, wie wir sie am Land haben, diese Forststraßen, die nicht mit Beton und so weiter hellgerichtet sind.

00:17:13: Und da kommen die dann LKWs.

00:17:15: Also wirklich richtig große LKWs entgegen in einer Geschwindigkeit, wo du dir denkst, was ist denn jetzt los?

00:17:22: Kannst du bitte ein bisschen langsamer fahren?

00:17:23: Da ist der LKW.

00:17:25: Und ich zum ersten Mal in einem großen SUV.

00:17:27: Aber ja, wir haben es geschafft.

00:17:29: Auto wurde unbescheidert zurückgegeben.

00:17:30: Das ist das Wichtigste.

00:17:32: Wann konnte sich wenige Menschen dort?

00:17:35: Es gibt gerade quasi keinen Tourismus in Israel.

00:17:38: Also Straßen sind sehr leer.

00:17:40: In den Westbank hast du die Leute, die dort leben und das war's.

00:17:44: Und was vielleicht auch noch spannend wäre, zu erwähnen, wie das in der Westbank ist mit den Straßen.

00:17:48: Also die Westbank ist in drei Bereiche geteilt.

00:17:50: Es gibt einen Bereich, in dem nur Israelis sein dürfen, einen Bereich, in dem nur Palästinenser sein dürfen.

00:17:54: Es gibt bestimmte Straßen.

00:17:55: hier dürfen, nur Palästinenser fahren, hier dürfen nur Israelis fahren.

00:17:58: Es gibt gewisse Kennzeichen, es gibt gewisse Formen von Ausweisen auch für die Palästinenser.

00:18:03: Zum Beispiel durfte unser Kameramann mit dem Auto, das wir hatten, nicht fahren in der Westbank.

00:18:07: Das ist sehr kompliziert alles.

00:18:09: Er muss teilweise den normalen Menschen gegenüber als Touristen vorgestellt, einfach um uns auf keine Diskussion nach einzulassen.

00:18:16: Und die haben dann schon gesagt, cool, dass sie hier seid.

00:18:19: sagt den Leuten, wie schön es hier halt ist, weil sie, glaube ich, im Moment keine Touristen haben.

00:18:23: Und auch in der Westbank was ähnlich.

00:18:25: Ich wollte aber noch kurz was anmerken, weil es immer noch gesagt ist, dass zum Beispiel die Kinder dieser Pioniere von Gaza, wie sie sich nennen, das so indruktrainiert sind.

00:18:32: Das gibt es auch in der Westbank, das habe ich zum Beispiel auch bei der Szenensischen Quüchtingslagen im Libanon gesehen.

00:18:36: Da hast du ganz viele Fotos von jungen Menschen und da steht dann das in unseren Märtyrern.

00:18:41: Das sind dann Menschen, die entweder im Kampf mit Israel gestorben sind, durch Israel getötet wurden oder auch Terroristen.

00:18:47: Das muss man auch ganz klar so sagen.

00:18:49: Und du wächst da auch mit einer Ideologie auf, die auch sehr radikal ist.

00:18:54: Kinder werden da hineingeboren.

00:18:56: Kinder werden hineingeboren und zwar in beide extremen Sichtweisen.

00:18:59: Und wenn wir jetzt auf die israelische Bevölkerung vielleicht auch noch schauen, diese ganze Siedlungsfrage, die spaltet die Menschen sehr.

00:19:06: Also es gibt da verschiedene Umfragen dazu und eigentlich quasi alle sagen, dass es mehr oder weniger FIFTY FIFTY ist.

00:19:12: Also zum Beispiel vom Democracy Institute in Israel gab es im Dezember zwanzigundzwanzig eine Umfrage, dass zweiundfünfzig Prozent der jüdischen Israelis den Wiederaufbau des jüdischen Siedlungen in Gaza ablehnen.

00:19:24: Tweiundvierzig Prozent sind da voll dafür.

00:19:28: Gibt dann auch andere Umfragen, die sagen, dass vierzig Prozent der Israelis sagen, dass die Siedlungen in der Westbank gut sind und zur Sicherheit beitragen.

00:19:36: dass sie da eher kontraproduktiv sind.

00:19:38: Es ist ein wirklich sehr polarisierendes Thema.

00:19:41: Die Regierung ist gerade sehr auf dem Kurs, die Siedlungen aufzubauen.

00:19:45: Da wurde auch vor kurzem ein neuer Plan vorgestellt, vor allem rund um den Finanzminister Smutrich.

00:19:51: Aber es gibt dann auch wieder Umfragen, dass das Vertrauen in die aktuelle israelische Regierung zurückgegangen ist in den letzten Monaten.

00:20:02: In der Westbank operiert offiziell nicht die Hamas.

00:20:05: Es gibt aber Gruppierungen, es gibt Sympathisanten, es gibt Gruppen, die wiederum mit diesen Gruppen sympathisieren.

00:20:10: Das ist alles sehr, sehr... sehr miteinander verwoben und komplex.

00:20:13: Und natürlich gibt es innerhalb dieser Gruppen und Gruppierungen auch Streitigkeiten oder Einigkeiten.

00:20:20: Wie wird es eurer Meinung nach jetzt politisch weitergehen nach diesem offiziellen Kriegsende?

00:20:26: Es ist eine... viel zu komplexe Situationen, um da heute zu sagen, weil, wie die Alex ganz am Anfang gesagt hat, es ändert sich quasi stündlich und deswegen würde ich mich auch nie im Traum da irgendwie einen Ausblick zu geben.

00:20:40: Hoffen wir mal natürlich, dass sich das alles zum Guten wendet.

00:20:43: Und was ich noch abschließend sagen möchte, ist, seit ihr nicht am siebten Oktober begonnen, dieser Konflikt dauert seit über siebzig Jahren an und wir haben mit Menschen gesprochen, die... Nach dem Jahr zweitausendfünf geboren wurden, die wurden dahin eingeboren und die sagen, hey, wir haben die Anfänge oder die ersten Phasen, die ersten Kriege, die ersten Auseinandersetzungen.

00:21:03: wie auch immer, wir haben das ja alles nicht mehr mehr mitbekommen.

00:21:06: Es läuft ja seit Generationen.

00:21:08: Und die sagen, wir wollen einfach normal leben.

00:21:11: Das ist die junge Generation, die dann hoffentlich auch das durchsetzen wird können.

00:21:17: Danke, Alex und Simon, dass ihr hier wart.

00:21:19: Ich bin jedenfalls wirklich froh, dass ihr wieder so heil und gesund nach Österreich zurückgekommen seid und wir jetzt diesen Podcast machen konnten.

00:21:28: Danke euch, Hörerinnen, dass ihr mit dabei wart.

00:21:31: Falls ihr Bilder und Ton zu den Menschen sehen und hören wollt, mit denen Simon und Alex gesprochen haben, dann schaut gerne auf unseren Social-Media-Kanälen vorbei.

00:21:40: Auf Instagram und TikTok haben meine Kolleginnen laufend berichtet und auch ein Video, wie sie online gehen.

00:21:47: auf YouTube oder zum Beispiel auch auf unserer Website WZ.at.

00:21:51: Hört auch gerne, kommen die Woche wieder in unseren WZ-Podcast weiter gedacht hinein.

00:21:56: Es wird nämlich eine ganz besondere Folge geben, und zwar unsere hundertste.

00:22:02: Und für die haben wir uns natürlich etwas ganz Spezielles für euch ausgedacht.

00:22:07: Bis dahin,

00:22:09: ciao!

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.