#100 Junge Polizist:innen lassen sich weniger gefallen

Shownotes

Anna, die inzwischen eine Ausbildung zur Physiotherapeutin macht, wollte nicht noch einmal im Podcast-Studio Platz nehmen. Da wir uns keine Vorzeigepolizistin vom Innenministerium holen wollten, sind wir anderweitig auf die Suche nach einer Gesprächspartnerin gegangen – leider erfolglos. Keine der von uns angefragten aktiven Polizistinnen wollte sich vor dem Mikrofon dazu äußern, wie es ihr bei der Polizei geht. Daher haben wir mit dem Gewerkschafter Walter Strallhofer über strukturelle Probleme und Sexismus gesprochen. Als langjähriger Personalvertreter kennt er die Sorgen und Nöte seiner Kolleg:innen gut.

Sein Fazit: Junge Polizist:innen lassen sich weniger gefallen. Die Anzahl der internen Beschwerden hat daher zugenommen.

Produziert von „hört hört!“.

Daten und Fakten

Frauen sind erst seit Anfang der 1990er Jahre als vollwertige Exekutivbeamtinnen in Österreich tätig. Mittlerweile sind 26 Prozent der insgesamt 32.000 Polizist:innen weiblich, in der Grundausbildung sind es aktuell 40 Prozent. In den Führungspositionen in den Landespolizeidirektionen beträgt der Frauenanteil allerdings erst 12 Prozent (Spitzenreiter ist hier Wien mit 20 Prozent Frauen – die Auswertung umfasst Landespolizeidirektor:innen, Geschäftsbereichs-, Abteilungs-, Büro- und Referatsleiter:innen, Stadt-, Bezirks- und Polizeiinspektionskommandant:innen sowie Leiter:innen von Fach-, Ermittlungs- und Assistenzbereichen).

Obwohl der Personalstand bei der österreichischen Polizei so hoch ist wie nie zuvor, hat die Anzahl der Überstunden ebenfalls einen Höchststand erreicht. Innenminister Gerald Karner, der in seinem Ressort Kosten einsparen muss, will auch hier ansetzen.

In Bezug auf Frauen bei der Polizei verweist die Pressestelle des Innenministeriums auf diverse Aktivitäten: Im Rahmen des Recruitings versucht man, gezielt Frauen anzusprechen. Für den beruflichen Aufstieg in die mittlere Führungsebene (GAL E2a) und die Leitungsebene (GAL E1) der Bundespolizei wurden zudem zusätzliche Ausbildungsstandorte geschaffen, um der Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegenzukommen. Es gibt einen Frauenförderungsplan, der betreffend Frauenanteil auch Quoten vorsieht, außerdem österreichweit zwölf Gleichbehandlungsbeauftragte und rund 90 Kontaktfrauen als niederschwellige Anlaufstellen in Fragen zu (sexueller) Belästigung, Diskriminierung, Mobbing und Frauenförderung. Neben speziellen Schulungsangeboten wie zum Beispiel „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ oder „Umgang mit Mobbing im Innenministerium“ wurde auch ein umfassendes Handbuch „Achtungsvoller Umgang – Mobbingverbot“ herausgebracht, das sich unter anderem mit Paragraf 8 des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes zu sexueller Belästigung beschäftigt. Diese Themen werden auch in der Grundausbildung intensiv behandelt.

Weiterführende Links

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00:00:02: Ich habe vor ein paar Monaten in meinem alten Job

00:00:04: gekündigt.

00:00:06: Ich war Polizistin und ja, es waren sehr viele Dinge, die für mich einfach nicht mehr so gepasst haben.

00:00:13: Und dann kam der Punkt, wo ich gesagt habe, ich bin einfach so müde, ich bin nur mehr schlecht gelaunt und es macht einfach keinen Sinn

00:00:21: mehr.

00:00:23: Die allgemeinen Beschwerden, glaube ich, sind ein bisschen mehr geworden, weil die

00:00:26: Kolleginnen

00:00:27: und Kollegen sensibler geworden sind, genauer Schaden, sich weniger gefallen lassen.

00:00:33: Jede Frau mehr ist sein Kollege oder eine Kollegin mehr, also man kann ruhig halbe, halbe haben.

00:00:39: Unzählige Kollegen sagen, ich hätte kein Problem mit einem Monat, wo ich überstunden machen muss oder mehreren Monaten, wo ich überstunden machen muss.

00:00:46: Aber dieses Ständige, wenn ich um siebzehn Uhr fahre, ich muss jetzt noch zwölf Stunden da bleiben.

00:00:50: Dann sagen sie, na, dann mache ich lieber ein nine to five Job.

00:00:52: Montag bis Freitag.

00:00:53: Obwohl mich vielleicht ein Grundpolizeitsjob interessiert, aber ich will über mein Leben, über mein private Leben selber stimmen können.

00:01:06: Peter, du hast schon die Badetröte ausgepackt.

00:01:08: Ja, nicht nur.

00:01:09: Ich habe auch Luftschlangen.

00:01:14: Ja, ihr seht das leider nicht über Hörerinnen, aber auf unserem Tisch hier zwischen den Mikros türmen sich schon die Luftschlangen.

00:01:20: Weil wir ja was zu feiern haben.

00:01:22: Genau, wir haben etwas zu feiern und zwar die hundertste Folge unseres WZ Podcasts weitergedacht.

00:01:30: Hallo und herzlich willkommen.

00:01:32: Mein Name ist Petra Tempfer.

00:01:34: Und ich bin Matthias Ziegler.

00:01:36: Und weil das ja eine ganz besondere Folge ist, haben wir uns auch ein ganz besonderes Thema dafür ausgesucht.

00:01:41: Dafür gehen wir ziemlich genau ein Jahr zurück, also in Oktober, zwanzig, vierundzwanzig, und zwar zu unserer bisher meist gehörten Folge, warum ich nicht mehr Polizistin bin.

00:01:54: Wir haben mit Anna gesprochen, deren Namen wir geändert haben, und zwar darüber, warum sie bei der Polizei aufgehört hat.

00:02:03: Es ging um sexistische Kollegen, Es ging darum, dass sich Anna als Frau nicht wohlgefühlt hat und es ging um sehr, sehr viele Überstunden.

00:02:14: Wir spielen euch jetzt zur Erinnerung, ein paar Ausschnitte aus dieser Folge vor.

00:02:20: Ich habe vor ein paar Monaten in meinem alten Job gekündigt.

00:02:24: Ich war Polizistin und es waren sehr viele Dinge, die für mich einfach nicht mehr so gepasst haben.

00:02:30: Es war auch kollegial einfach sehr viele Dinge, wo ich gesagt habe, nein, das möchte ich mir einfach länger nicht mehr geben.

00:02:37: glaube schon, dass das ein großes Thema ist, dass ich eine Frau bin in einem männendominierenden Beruf.

00:02:44: Habe ich an sehr, sehr, sehr vielen Dingen erfahren müssen bzw.

00:02:48: einfach auch gesehen.

00:02:50: Man weiß es ja, die Männer sind dort in der Überzahl und wie sich die Männer aber auch dort verhalten.

00:02:58: Das heißt Sexismus ist ein großes Thema gewesen?

00:03:02: Ja, definitiv schon.

00:03:04: Also für mich als kleine, zierliche junge Frau auf jeden Fall.

00:03:10: Glaubst du, wenn du nicht so eine zierliche Frau wärst, wären die Männer anders mit dir umgegangen?

00:03:17: Ich glaube ehrlicherweise nicht.

00:03:19: Ich glaube, es ist egal, ob du jetzt klein und zierlich, groß und muskulös, dick und klein.

00:03:25: Ich weiß nicht, was bist.

00:03:27: Es wird immer irgendwie geredet.

00:03:30: Das heißt, wenn du tratsch über Frauen gibts immer.

00:03:33: Ja, nicht nur das.

00:03:34: Allgemein in diesem Verein.

00:03:35: Es wird sehr, sehr, sehr viel geredet und sehr viele Gerüchte verbreitet, die meistens einfach auch wirklich nicht stimmen.

00:03:43: Auch über dich?

00:03:44: Auch über mich.

00:03:46: Was genau hat den Ausschlag gegeben, dass du bei der Polizei aufgehört hast?

00:03:50: Das war noch recht am Anfang von meiner Berufskarriere.

00:03:53: Da gab es einen Vorfall, wo ich bis jetzt nicht ganz genau weiß, welche Person das war.

00:04:00: Und ich habe mich sehr, sehr, sehr unwohl gefühlt in dieser Situation.

00:04:04: Hab das dann auch einem Chef gemeldet.

00:04:08: Das wurde dann auch bearbeitet und genau analysiert, was da jetzt genau vorgefallen ist.

00:04:14: Aber ich wurde in weiterer Folge nicht als Opfer gesehen, sondern als jemand, der einem Kollegen etwas Schlechtes tun möchte.

00:04:22: Das war einfach wirklich ein sehr schieres Erlebnis, das einfach auch ... So zu sehen, man hat überhaupt keine Unterstützung, gar keinen Rückhalt irgendwie von Chefs, von Kommando.

00:04:34: War das das einzige Problem, dass du bei der Polizei gehabt hast?

00:04:38: Es waren auch sehr viele Rahmenbedingungen, wo ich gesagt habe, ich kann das mit meiner Freizeit nicht mehr vereinbaren.

00:04:44: Unter anderem die vierundzwanzig-Stunden-Dienste.

00:04:47: Ich hatte zwischen achtzig und hundert Überstunden im Monat.

00:04:51: Ich habe... nicht nur vierundzwanzig Stunden teilweise gearbeitet, sondern sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Stunden.

00:04:58: Ich hatte an meinen freien Tagen, die ich hatte, zweimal in der Woche.

00:05:03: An denen musste ich sogar schon arbeiten und hatte eigentlich gar keine freie Zeit mehr.

00:05:08: Und dann kam der Punkt, wo ich gesagt habe, ich bin einfach so müde, ich bin nur mehr schlecht gelaunt und es macht einfach keinen Sinn mehr.

00:05:20: Also zugegebenermaßen ist es jetzt nicht wirklich ein Thema, das Grund zum Feiern gibt.

00:05:24: Aber es hat offenbar viele Menschen beschäftigt, denn uns haben damals sehr viele Kommentare erreicht.

00:05:30: Zum Beispiel hat ein User über Anders Weggang von der Polizei geschrieben.

00:05:35: Sehr gute Entscheidung.

00:05:37: Habe ich selbst auch so gemacht und bereue keine Sekunde.

00:05:41: Ein anderer hat gemeint, die Dame erzählt sehr viel Wahres.

00:05:47: Wenn wir so viele Kommentare dazu bekommen haben, haben wir dann auch noch eine Spezialfolge gemacht, die wir tief vorgelesen haben.

00:05:52: Da ging es dann... Allerdings zum Dialog in die andere Richtung, weil eine Userin zum Beispiel hat geschrieben, dass sie seit zwanzig Jahren Polizistin ist und dass immer noch ihr absoluter Traumberuf ist oder einfach Berufung, wie sie es formuliert hat.

00:06:05: Ein anderer User wiederum hat gemutmaßt, dass Anna einfach nicht hart genug für den Job war.

00:06:10: Das klingt übrigens in vielen Kommentaren von damals durch, dass die Polizeiarbeit absolut kein Zucker schlecken ist, vor allem wegen der vielen Überstunden.

00:06:17: Genau darüber wollten wir noch mit anderen noch aktiven Polizisten entsprechen.

00:06:23: Allerdings haben wir leider keine gefunden, die sich vor unser Podcast-Mikrofon setzen wollte, um zu erzählen, wie es ihr aktuell in ihrem Job geht.

00:06:33: Und nicht einmal die anderen wollte noch einmal mit uns über das Thema sprechen.

00:06:36: Sie hat das endgültig damit abgeschlossen und ist glücklich in ihrer Ausbildung zur Physiotherapeutin.

00:06:41: Und weil wir auch keine Vorzeigepolizistin fürs Mikro holen wollten, wie sie uns die Pressestelle des Innenministeriums vorgeschlagen hätte, haben wir nun mit Walter Strahlhofer über diese Thematik gesprochen.

00:06:54: Walter Strahlhofer ist seit siebenundzwanzig Jahren bei der Polizei und schon sehr lange Gewerkschafter.

00:07:00: Er kennt also die Probleme seiner Kolleginnen, die Artenbeschwerden, mit denen sie zu ihm kommen und wir haben ihn gefragt, ob bei der Polizei Sexismus als Problem wahrgenommen wird.

00:07:16: Also in Vorbereitung auf dieses Gespräch habe ich mir wieder ein bisschen schlage gemacht.

00:07:19: Ich muss ganz und ganz und sagen, so viele Probleme wie bei der Polizei, gerade was das Personal betrifft und Infrastruktur und und und, ist das wirklich vernachlässigbar.

00:07:27: Für so einen großen Betrieb, wir sind in Wien auch tausend Polizisten, Österreich weit fünfunddreißig tausend Polizistinnen und da kommt fast nichts durch.

00:07:35: Also ich hätte gesagt, wir haben in dieser Angelegenheit nicht sehr viele Probleme.

00:07:40: Weil es keine Probleme gibt oder weil es doch eine Handschwelle gibt, sich zu beschwören.

00:07:43: Das kann ich nicht sagen, das ist schwierig, aber ich gehe davon aus, gerade unsere jungen Kolleginnen und Kollegen sind gerade, was das Unrechtsbewusstsein betrifft, sehr aktiv und die sagen eigentlich immer, wenn ihnen irgendwas nicht gefällt, wenn ihnen irgendwas nicht passt, ich glaube, dass das vor zwanzig, dreißig Jahren vielleicht anders war, dass da vielleicht mehr geschluckt worden ist, aber die jungen Kollegen, die sagen eigentlich sofort, wenn da irgendwas nicht passt, deswegen würde mich das wundern, dass jemand das deshalb nicht macht, weil er glaubt, er hat einen Nachteil, sich glaubt, er hat einen Nachteil zu haben.

00:08:10: Aber natürlich ausschließen kann man davon gar nichts.

00:08:13: Wie schaut es mit Beschwerdemöglichkeiten aus?

00:08:16: Es gibt die Kontaktfrauen und die Gleichbehandlungskommission.

00:08:20: Das eine ist, auch wenn es ums Fortkommen geht und den beruflichen Werte ging, wenn man als Frau meint, man wird benachteiligt, aber natürlich auch als Mann.

00:08:27: Das ist jetzt geschlecht unabhängig, kann man ja als Mann bei der Gleichbehandlung beschwerden.

00:08:32: Und diese Kontaktfrauen gibt es eben, das sind in jedem Beziehe koordinierter Abteilung gibt es der Ansprechpartner, die kann man sich auf der Homepage oder wo auch immer runterladen oder anschauen und mit ihnen Kontakt aufnehmen und die unterstützen einen dann bei welchem Anliegen auch immer.

00:08:46: Also ich glaube, da hat sich sehr, sehr viel getan, was das betrifft.

00:08:50: Hat die Zahl der Beschwerden bei der Personalvertretung insgesamt zugenommen?

00:08:54: Also die allgemeinen Beschwerden, glaube ich, sind ein bisschen mehr geworden, weil die Kolleginnen und Kollegen sensibler geworden sind, genauer Schaden, sich weniger gefallen lassen, selbstbestimmter sind, aber jetzt nicht, glaube ich, weil der Dienstbetrieb so viel schlimmer geworden sind, sondern weil sie einfach, ja, das ist auch so, wenn man bei den anderen Sachen gesagt hat, haben wir andere Generationen ist, die halt ganz anders denken und sagen, na, das muss ich mir jetzt nicht gefallen lassen oder das möchte ich jetzt aufzeigen und das kann jetzt nicht sein, dass mir das da passiert.

00:09:23: Also wird weniger schweigend hingenommen?

00:09:25: Ich glaube schon, ja.

00:09:26: Und vielleicht passiert dadurch dann auch weniger.

00:09:28: Weil die Leute wissen, da kann man nichts erlauben, da erlauben wir das jetzt nicht, weil dann hätte ich Probleme.

00:09:33: Gibt es so etwas wie Sexismus-Schulungen bei der Polizei?

00:09:36: Also es gibt Ethik-Training, es gibt auch Führungskräfte-Training und und und.

00:09:41: Und da wird natürlich dieser Bereich Frauen, Männer genauso mitträngend kommen.

00:09:44: Diese Schulungen gibt es von der Behörde im Grundkurs und auch in den weiterführenden Kursen.

00:09:49: Wird bewusst auf gemischte Teams geschaut?

00:09:51: Na, es wird schon geschaut, dass das eine ausgewogenen Geschichte ist.

00:09:54: Ich kann mir erinnern, vor Uhrzeiten, vor fünfundzwanzig Jahren, war es noch so, dass man gesagt hat, nach zwei Polizistinnen dürfen nicht gemeinsam am Funkwurm fahren, da muss ein Mann dabei sein, weil die schaffen das vielleicht körperlich nicht.

00:10:05: Das gibt es alles nicht mehr.

00:10:06: Die Frauen machen das perfekt.

00:10:07: Und ich glaube, dass das Thema allgemein nicht mehr so vorhanden ist, weil die Generation oder meine Generation, die sind auch schon zwanzig, fünfundzwanzig Jahre im Polizeidienst, die sind Frauen gewohnt, das ist nichts Neues.

00:10:21: Früher nur mit einem männlichen Polizisten im Funkwagen, das kann ich mir heute überhaupt nicht mehr vorstellen.

00:10:28: Was aber auch fast unvorstellbar ist, ist, dass erst seit dem Jahr, auch Frauen, Polizistinnen im Exekutivdienst werden dürfen.

00:10:39: Mittlerweile sind ja zwei Frauen im Funkwagen ganz selbstverständlich.

00:10:42: Und die Polizei betont auch, was sie alles für Frauen tut, damit die sich im Job wohlfühlen sollen.

00:10:48: Es gibt zum Beispiel... Österreichweit zwölf Gleichbehandlungsbeauftragte und neunzig Kontaktfrauen mittlerweile bei der Polizei.

00:10:57: Aber nicht nur dort, weil solche speziellen Frauen beauftragten können an jeder Dienststelle des Bundes bestellt werden, wenn es mindestens fünf weibliche Bedienste da gibt.

00:11:05: Und Themen wie sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und auch Mobbing werden einerseits in der Grundausbildung durchgenommen, genauso wie das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz.

00:11:14: Und andererseits gibt es auch immer wieder spezielle Schulungsangebote zu diesen Themen.

00:11:18: und auch ein umfassendes Handbuch, das herausgegeben worden ist.

00:11:21: Und wie sieht jetzt aktuell eigentlich der Frauenanteil bei der Polizei aus?

00:11:25: Da hast du ja auch ein paar Zahlen, Matthias.

00:11:28: Ja, da hat mir die Presse Stelle ein paar Zahlen durchgeschickt.

00:11:31: Der liegt aktuell bei sechsundzwanzig Prozent, also gut in dem Viertel.

00:11:36: Vor zwanzig Jahren waren es noch knapp zehn Prozent und ja, vor fünf und dreißig Jahren waren es null.

00:11:42: Genau.

00:11:43: Der Trend geht also deutlich nach oben.

00:11:45: Und dann aber auch deshalb, weil die Aufnahmegerätinnen erleichtert worden sind.

00:11:49: Das hat allerdings für alle.

00:11:50: Das heißt, da profitieren auch die Männer davon.

00:11:53: Und aktuell sind fast vierzig Prozent der Polizeischülerinnen und Frauen.

00:11:57: Gut, das wird sich wahrscheinlich ein bisschen später in den Führungspositionen auswirken.

00:12:03: Wie ist der Anteil der Frauen in Führungspositionen?

00:12:06: Die sind nach wie vor männlich dominiert.

00:12:09: In den Landespolizeidirektionen sind nur zwölf Prozent der Führungskräfte weiblich.

00:12:13: Also da reden wir von Landespolizeidirektorinnen, Abteilungsleiterinnen, Postenkommandantinnen, Referatsleiterinnen.

00:12:20: Den höchsten Frauenanteil bei den Führungspositionen hat übrigens die Landespolizeidirektion Wien mit zwanzig Prozent.

00:12:26: Also ein Fünftel.

00:12:28: kann sich jetzt jeder selber überlegen, ob das viel oder weniger ist.

00:12:30: Aber das Innenministerium betont, wie wichtig es ist, den Polizeidienst attraktiv für Frauen zu machen und dass es deshalb auch zahlreiche Aktivitäten und Recruiting-Veranstaltungen gibt, um gezielt weibliche Bewerberinnen anzusprechen.

00:12:42: Und wir haben noch über weitere Maßnahmen mit Herrn Strahlhofer gesprochen, die die Männer dann aber gleichermaßen betreffen.

00:12:52: Wir haben einen Schicht- und Wechseldienst.

00:12:54: Da muss jeder das gleiche leisten können, dürfen.

00:12:57: grundsätzlich ist, was das bei uns betrifft, die Wochenzeitreduzierung zur Betreuung der Kinder.

00:13:02: Da ist einer in der Dienste sehr entgegengekommen, dass es auch länger geht.

00:13:05: Dass das bis zum Zehntenlebensjahr ist, dass man wirklich sagen kann, ich komme jetzt nur von fünfundzwanzig, dreißig Stunden, um die Kinder zu erziehen.

00:13:11: Aber natürlich ... Ansonsten ist es für eine Frau genauso feindlich, was das Privatleben betrifft, wie für einen Mann.

00:13:18: Wir haben viel zu wenig Polizisten.

00:13:20: Über Stunden zwischen vierzig und achtzig im Monat, ich glaube sechs Millionen im vorigen Jahr, in ganz Wien, die muss irgendwer leisten und da wird nicht geschaut, ob das ein Frau oder ein Mann ist.

00:13:29: Aber wann ging es jetzt zu vielen Privatwirtschaftsbetrieben oder anderen Unternehmen, verdient die Frau auf hell und fähig das Gleiche wie der Mann?

00:13:35: Das ist ja sehr positiv.

00:13:37: Haben wir genug Frauen im Polizeidienst?

00:13:39: Grundsätzlich schwer zu sagen, jede Frau mehr ist sein Kollege oder eine Kollegin mehr.

00:13:44: Man kann ruhig halbe halbe haben.

00:13:46: Gibt es was, was eine Frau vielleicht sogar besser anders macht von der Herangehensweise als ein Mann?

00:13:52: Ja, ganz sicher sogar.

00:13:54: Frauen haben einfach bei vielen Themen eine andere Herangehensweise.

00:13:58: Aufgrund ihrer Erziehung, aufgrund vielleicht, weil sie Mutter sind.

00:14:02: andere Erfahrungen als Männer haben einen anderen Unkreis, also das ergibt sich automatisch und dadurch ergeben sich positive Effekte und ich glaube auch, dass im Dienst das so ist.

00:14:10: Man kann eine Amtshandlung durch Kraftanwendung lösen und man kann sie vielleicht auch mit Worten und Daten lösen und da tritt jeder anders auf.

00:14:17: Das würde ich jetzt nicht so sagen, aber natürlich kann ich mir schon vorstellen, dass Eine Frau, die vielleicht auch nicht aus Wien ist oder die vom Land kommt, die vielleicht noch nicht so viel erlebt hat, aber das betrifft auch einen Mann, dass die vielleicht sehr ein bisschen dann schwerer tut, wenn sie in Favoriten eine Schlägerei auflösen muss in einem Ghost House oder so.

00:14:32: Also ist das Arbeitsklima auch ein anderes, wenn man Frauen im Team hat?

00:14:35: Ich

00:14:35: glaube schon.

00:14:36: Wenn nur Männer sind, glaube ich nicht, dass das angenehm ist.

00:14:38: Ich habe es nicht erleben können.

00:14:40: Also bei mir hat schon Frauen gegeben, aber es ist glaube ich automatisch ausgeglichener die Arbeitswelt.

00:14:46: Das ist ja auch bei uns in der Personalvertretung leider so, dass wir nicht viele Frauen haben.

00:14:50: Also es ist auch ein Frauenmangel, wir haben zu viele Männer in der Personalvertretung und man merkt schon, dass wenn dann Frauen dabei sind, dass sich ganz andere Themen, Welten, Perspektiven auftun, wo vielleicht der Mann gar nicht so dran denkt.

00:15:01: Wie rau ist der Umgangston generell?

00:15:04: Ich glaube, da hat sich extrem viel getan.

00:15:06: Es ist in den letzten Jahren so viel passiert, dadurch, dass ... Das ist das einzige Positive an dieser Babyboomer-Generation, dass wir so einen extremen Generationenwechsel haben.

00:15:15: Und gerade die Jungen, die treten privat beruflich ganz anders auf als Kollegen, die vielleicht schon seit vierzig Jahren bei der Polizei sind.

00:15:23: Das muss jetzt nicht unbedingt negativ sein, das kann ja auch ein positives Auftreten sein.

00:15:27: Aber da hat sich so viel getan und dann sind noch die Frauen dazu gekommen.

00:15:31: Also ich glaube, dass grundsätzlich es keine Dienststelle mehr gibt.

00:15:35: Ausnahmen bestätigen die Regeln natürlich, aber wo ein rauer Umgangsdronn herrscht.

00:15:41: Es hat sich in wenigen Jahrzehnten viel getan.

00:15:46: Heute haben Frauen bei der Polizei die gleichen Chancen wie Männer, das gleiche Gehalt, wie Herr Strahlhofer gesagt hat, und die gleichen Probleme.

00:15:54: Denn egal, ob Mann oder Frau, wenn über Stunden und zwar nicht nur ein paar, sondern sehr viele ein wesentlicher Teil des Jobs sind, dann wird das einfach zur Belastung.

00:16:06: Diese massive Zahl an Überstunden ist auch von vielen Kommentatorinnen auf Instagram angesprochen worden.

00:16:12: So hat zum Beispiel ein Wiener Polizist geschrieben, es fallen immer Überstunden an.

00:16:18: Es gibt praktisch nur noch vierundzwanziger, also vierundzwanzig-Stunden-Dienste meint er damit, zumindest in Wien.

00:16:25: Und ein anderer befürchtet, es wird sich gar nichts bessern.

00:16:30: Die Boomer gehen jetzt im Pension und die Die Nachkommen haben nicht den Willen, jeden Monat hundert Überstunden zu machen.

00:16:38: Die kündigen ganz schnell wieder.

00:16:40: Wer will das schon?

00:16:42: Noch dazu, wo jedes Gudi, das die Polizei früher mal hatte, abgeschafft wurde.

00:16:48: Wozu sollte man sich das Ganze also noch antun?

00:16:51: Ganz genau das denken sich sehr viele Polizistinnen, die den Hut drauf werfen, sagt der Gewerkschafter.

00:16:58: Anna ist also dabei weit und kein Einzelfall.

00:17:03: Grundsätzlich sind die Vorwärfe ernst zu nehmen, da brauchen wir nicht drüber sprechen.

00:17:07: Aber ich hätte jetzt für mich daraus gehört, dass das jetzt nicht der Grund war, weil das sie gekündigt hat wegen dem sexuellen Übergriff, sondern eher weil der Dienstbetrieb rundherum aufhört und das spricht immer von Freizeit, das hat er von den vielen Überstunden, weil sie keine Perspektiven gehabt hat, in andere Dienststelle zu wechseln und und und.

00:17:22: Aber natürlich... Das muss man sich selber fragen, was dann wirklich ausschlaggebend war.

00:17:26: Aber dieses Problem, das die Kolleginnen hat, das haben alle, ja.

00:17:29: Und viele glauben halt auch, sie kommen auf die Dienststelle, machen dort auch halbsjahr den Inspektor auf der Straße her oder den Inspektorin auf der Straße und gehen aber anders hin.

00:17:36: Das ist eben nicht so.

00:17:37: Ich weiß, vor allem mit den Bundesländern, die Rekrutin, Büros erzählen da vielleicht oft einmal nicht so ganz die Wahrheit.

00:17:43: Und Fakt ist, wenn ich in Wien als Polizist anfange, dann muss ich mal fünf, zehn Jahre.

00:17:46: Ich bin ja von der Polizeiinspektion, das ist ja mal so.

00:17:49: Und dort ist auch die Arbeit und das ist auch eine schöne Arbeit und da braucht man auch die Leute.

00:17:52: Aber man darf dann nicht glauben, dass man so weiterhüpft und dann geht das so schnell und irgendwann bin ich gleich bei der Cobra oder bei den Hunden oder bei der Kriminalbeihandten oder hoher Führungsofficierinnen oder so.

00:18:02: Dass da alles Zeit nimmt.

00:18:03: Ja, wahrscheinlich war es auch dann einfach das Fast, dass dann übergelaufen ist mit der Geschichte.

00:18:07: Kündlich.

00:18:08: Wie viele Kolleginnen und Kollegen geben jedes Jahr auf im Job?

00:18:13: Sehr viele aktuelle Hammerzahlen aus den Polizeischulen, das zwischen dreißig und vierzig Prozent aufhören.

00:18:19: Während der Ausbildung, wobei da kommt viel dazu, einige nutzen jetzt, was das AMS betrifft, die Möglichkeit, dass sie halt ein Jahr lang versuchen, irgendwie mitzuschwimmen, bis der wirkliche Lerner folgt, an da sein muss.

00:18:31: Nutzen das nebenbei zu studieren.

00:18:32: Der Grundgehalt ist jetzt nicht so schlecht auch von den Polizeischüllerinnen.

00:18:36: Aber das ist sicher nicht der Hauptgrund.

00:18:38: Viele stellen sich was anderes vor unter dem Beruf.

00:18:41: Viele haben wir, gerade wenn sie in die erste Praxis gehen, das ist nach einem Jahr, da merkt man auch sehr, sind die Troporzahlen auch sehr hoch, weil sie dann erst so richtig sehen, wie ist der Dienstbetrieb, was passiert da von der Polizeiinspektion, wie mache ich Dienst?

00:18:53: Ich mache am Wochenende Dienst, ich mache in der Nacht Dienst und da kommen halt sehr viele drauf und dadurch haben wir halt hohe Troporzahlen.

00:19:01: Was halt auch kommt aus dem Aktivbereich, haben wir auch sehr viele.

00:19:04: Also wir haben Beekommandanten, die kündigen zum Beispiel.

00:19:08: Aber das spielt halt auch viel die freie Marktwirtschaft, die Privatwirtschaft mit.

00:19:11: Die saugen halt auch extrem, können sehr viel bieten, mehr als die Behörde.

00:19:16: Und natürlich die Problematik mit den vielen Überstunden.

00:19:18: Also das spielt natürlich sehr viel mit.

00:19:20: Wobei das Hauptproblem, was das betrifft, sind diese spontanen Geschichten.

00:19:25: Unzählige Kollegen, die sagen, ich hätte kein Problem mit einem Monat, wo ich überstunden machen muss oder mehreren Monaten, wo ich überstunden machen muss.

00:19:32: Aber dieses Ständige, wenn ich um siebzehn Uhr fahre, ich muss jetzt noch zwölf Stunden da bleiben.

00:19:36: Ich habe mal was ausgemacht privat, ich möchte da irgendetwas machen oder ich muss mal einen Urlaub nehmen, einen Tag vor meinem Urlaub, damit ich nicht in meinen Urlaub reinkommentiert werde, zum Beispiel.

00:19:44: Das ist eigentlich das, was den Kolleginnen und Kollegen am meisten widerfährt und was sie am meisten stört.

00:19:48: und dann sagen sie, na, dann mache ich lieber ein nine to five Job, Montag bis Freitag.

00:19:52: Obwohl mich vielleicht der Grundpolizeitschopp interessiert, aber ich will über mein Leben, über mein Privatleben selber bestimmen können.

00:20:01: Dass die Strukturen, in denen unsere Polizistinnen arbeiten müssen, alles andere als familienfreundlich sind, ist dem Dienstgeber noch allzu bewusst.

00:20:08: Das Innenministerium hat vor ein paar Jahren eine interne Befragung durchgeführt.

00:20:13: Und Petra, was glaubst du, was war eines der größten Probleme, die da genannt worden sind?

00:20:17: Die Dienstzeiten.

00:20:19: Richtig.

00:20:19: Oder wie es entspreche, dass das Innenministerium es in einem E-Mail formuliert hat?

00:20:23: Als ein zentraler Punkt wurde die Vereinbarkeit des Arbeits- und Privatlebens vor allem in den nachgeordneten Dienststellen genannt und eine Adaptierung der Dienstzeitmodeller gewünscht.

00:20:33: Also auf gut Deutsch, man sollte versuchen, die Dienstzeiten zu verbessern, vor allem die Dienstlängen vielleicht zu kürzen.

00:20:39: Und wurde irgendetwas verbessert?

00:20:42: Ja, aktuell wird im Rahmen eines Projektes ein neues Dienstzeitmodell erarbeitet, das ich zitiere wörtlich.

00:20:48: moderne Arbeitszeitbedingungen für Polizistinnen und Polizisten mit dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung in Einklang bringen soll.

00:20:55: Es heißt so viel wie, wir sollten es schaffen, dass die Polizistinnen und Polizisten weniger lange Dienste haben und trotzdem sich die Bevölkerung nicht unsicherer erfüllt.

00:21:05: Was dabei rauskommt, wird man sehen, weil es eben erst im Entstehen ist.

00:21:09: Aber bei einer Sache bin ich mir halt ziemlich sicher, ohne mehr Personal wird sich's mit dem besten Dienstzeitmodell nicht ausgehen.

00:21:16: dass der Polizei nur die Ausnahme und nicht die Regel sind, wenn wir nicht gleichzeitig Abstriche bei der Sicherheit machen wollen.

00:21:25: Und so werden wir weiter Polizistinnen verlieren, die den Hut drauf hauen, so wie Anna, weil, wie Walter Strahlhofer ja auch gesagt hat, die Jungen sich nicht mehr so viel gefallen lassen.

00:21:38: Und sie waren aus einer Job suchen, auch wenn sie gerne Polizistinnen waren.

00:21:42: Aber vielleicht tut sich ja tatsächlich irgendetwas mit den vielen Initiativen, die die Polizei jetzt gestartet hat.

00:21:49: Du meinst, wir sollten trotz allem positive Zukunft schauen, Petra?

00:21:52: Auf jeden Fall, ja.

00:21:54: Zumindest bei unserem Podcast können wir positive Zukunft schauen.

00:21:58: Da gibt es nämlich nächste Woche eine neue Folge, für die du eine junge Frau getroffen hast, die ihre Beruf und gefunden hat und die überhaupt nicht das Aussteigen denkt.

00:22:07: Genau.

00:22:08: Ich habe nämlich mit einer Oransschweste gesprochen, die mir erzählt hat, was sie mit erst achtzehn Jahren ins Kloster geführt hat und dass das nicht bedeutet, damit alle Social-Media-Kanäle zu kappen, sondern ganz im Gegenteil.

00:22:24: Schwester Miriam hat fast viertausend Followerinnen auf Instagram.

00:22:28: Ich hoffe, seit nächste Woche da wieder mit dabei.

00:22:30: Für heute war es das.

00:22:32: Wir gehen feiern und wünschen euch eine schöne Woche.

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