#105 „Der Tod riecht ekelhaft süßlich“

Shownotes

TRIGGERWARNUNG: In dieser Podcast-Folge geht es um das Sterben und den Tod – falls du auf diese Themen sensibel reagierst, hör sie bitte nicht weiter oder wende dich an eine vertraute Person.

Die Leiche sei zwar meist schon weg, wenn er und sein Team die Arbeit in der Wohnung aufnehmen – das Blut und die anderen Flüssigkeiten, die bei deren Zersetzung entstehen, dringen aber tief in Möbel und Boden ein, sagt Tatortreiniger Peter Vachutta in dieser Folge des WZ-Podcasts „Weiter gedacht“.

„Die Möbel müssen alle entsorgt werden, Holzböden müssen weggerissen werden, und natürlich muss man alles sterilisieren“, sagt Peter Vachutta zu WZ-Host Petra Tempfer, die gemeinsam mit WZ-Host Mathias Ziegler die Folge gestaltet hat.  

Am schlimmsten sei jedoch der Geruch: Der Tod rieche ekelhaft süßlich. Das bekomme man nur mit einem speziellen Gerät – einem Ozongenerator – aus der Luft. Wie lange das dauert? „Bei einer sehr alten Leiche ungefähr drei Monate lang“, sagt der Tatortreiniger, „bis die Wohnung geruchsfrei und für die Nächsten wieder benützbar ist.“

Produziert von „hört hört!“.

Weiterführende Links:

Tatortreiniger: „Den Geruch vergessen Sie nie“

Reinigungsfirma Vachutta GmbH

Was macht ein:e Tatortreiniger:in? (AMS Berufslexikon)

Austrian Standards zur ÖNORM S 2104

DIN EN 1499 Chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika - Hygienische Händewaschung - Prüfverfahren und Anforderungen (Phase 2/Stufe 2); Deutsche Fassung EN 1499:2013

Hauptverband der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Österreichs

Liste der insgesamt 8.112 allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen Österreichs (justizonline.at)

Bundesverband Deutscher Bestatter e. V.

Was ist bei einem Todesfall zu tun?

Erste Schritte bei einem Todesfall

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00:00:03: Der Tod hat einen eigenen Geruch, es ist ekelhaft süßlich.

00:00:07: Es gibt nicht wirklich ein Wort dafür, aber wenn Sie es einmal gerochen haben, dann vergessen Sie es nie wieder.

00:00:14: Z.B.

00:00:14: kommen die Maden.

00:00:16: Die Maden fressen vieles von dem Weg und dann kommen die Fliegen.

00:00:22: Holzböden sowieso, die müssen weggerissen werden, estrisch weggestimmt werden, so wie im Horrorfilm.

00:00:31: Die nehmen aber jetzt wirklich nur der Fortschritt.

00:00:33: Entschuldigen, wenn ich so sage, der fällt damit der Schafel rein, zack, in den Plastik sorg und tschüss und das weiß nicht.

00:00:40: Das sind die Knochen und unsere galärtige Masse.

00:00:43: Mehr, mehr ist nicht.

00:00:48: Ganz an den Anfang unserer heutigen Folge muss ich gleich einmal eine Triggerwarnung stellen.

00:00:53: In dieser Folge geht es um das Sterben und um den Tod.

00:00:56: Falls du auf diese Themen sensibel reagierst, hör bitte nicht weiter oder wende dich an eine vertraute Person.

00:01:05: Matthias, weißt du, wie der Tod riecht?

00:01:08: Nein, tatsächlich nicht.

00:01:11: Aber sicher nicht gut.

00:01:12: Ein verwesender Körper fängt sicher an zu stinken irgendwann.

00:01:16: Vor allem, es sollte wahrscheinlich auch ein gewisses Wahnsignal sein, dass man da eher nicht hingeht.

00:01:21: Genau, wir könnten uns an einer Leiche vergiften und deshalb riecht der Tod ekelhaft.

00:01:28: Und zwar ekelhaft süßlich, hat man mein heutiger Gesprächspartner erzählt.

00:01:32: Hallo und herzlich willkommen bei unserer neuen Folge des WZ-Podcasts Weitergedacht.

00:01:38: Ich bin Petra Tempfer.

00:01:41: Und ich bin Matthias Ziegler und ich wüsste wirklich gern, warum den heutiger Gesprächspartner weiß, wie der Tod riecht.

00:01:47: Das ist ja gerade ein Thema, das von den meisten Menschen eher gemieden wird.

00:01:51: Ja, das ist absolut so.

00:01:53: Mein heutiger Gesprächspartner ist aber ganz anders, was das betrifft.

00:01:58: Er ist nämlich Tatortreiniger.

00:02:01: Und zwar habe ich mit Peter Wachutter gesprochen.

00:02:03: Er ist Chef der Reinigungsfirma Wachutter in Wien.

00:02:07: Er ist auch Gerichtsachverständiger für Reinigung und ich habe ihn in seiner Firma im XXIII.

00:02:13: Bezirk in Wien besucht.

00:02:15: Während des Gesprächs sind wir in der großen Halle des Unternehmens gestanden, in dem es ganz viele unterschiedliche Putzmittel gab und auch viele Maschinen, die bei der Reinigung verwendet werden.

00:02:27: Und Herr Wachutter hat mir so viele interessante Details über die Tatortreinigung erzählt, Also begeben wir uns am besten gleich alle in diese Halle der Reinigungsfirma im XXIII.

00:02:38: Bezirk.

00:02:42: Wann kommt der Tatortreiniger, die Tatortreinigerin zum Einsatz?

00:02:46: Der Tatortreiniger ist nicht der, der nach der Mafia hinkommt, sondern es geht um die Personen, die zu Hause versterben, ohne dass es irgendwer merkt und das werden leider immer mehr.

00:02:58: Mit welchen Gerüchen sind sie in den Wohnungen konfrontiert, in denen jemand verstorben ist und womöglich schon länger dort liegt?

00:03:05: Der Tod hat einen eigenen Geruch, es ist ekelhaft süßlich, es gibt nicht wirklich ein Wort dafür, aber wenn sie es einmal gerochen haben, dann vergessen sie es nie wieder.

00:03:14: Das ist nämlich so.

00:03:16: Zuerst damit kommen die Maden.

00:03:18: Die Maden fressen vieles von dem weg und dann kommen die Fliegen.

00:03:22: Und da können sie also durchaus eine Größenordnung von zehn, tausend, zwanzig, tausend Fliegen in der Wohnung haben.

00:03:29: Bis wir hinkommen, sind die meisten schon wieder tot.

00:03:31: Und die anderen haben sich von der Leiche ernährt.

00:03:33: Entschuldigung, wenn ich so unappetitliche Dinge sage.

00:03:38: Und das alles zusammen ist dieser Geruch des Todes.

00:03:42: Und das ist in allen Objekten, wo man hinkommt, wo im längeren Zeit ein Verstorbener liegt, haben sie genau diesen Geruch.

00:03:50: Und der muss eben weg.

00:03:53: Und das übliche Vorgangsweise ist, dass man halt die Möbel, das muss alles entsorgt werden.

00:03:57: Der Geruch zieht sich ins Holz hinein.

00:03:59: Porzellan und Glas kann man waschen.

00:04:01: Wände muss man manchmal abschlagen.

00:04:04: Manchmal genügt es dann, wenn man mit speziellen Farben dort drüber färbt, die im Dicht sind und diesen Geruch aus der Wand nicht herauslassen.

00:04:13: Und natürlich muss man alles sterilisieren.

00:04:16: Da gibt es also eigene Hygienevorschriften.

00:04:18: Da gibt es eine Öhnarm gemäß der diese Sachen alle entsorgt werden müssen als Sonderabfall.

00:04:25: Wie bekommen Sie diese Reste z.B.

00:04:27: aus dem Boden, aus dem Estrich?

00:04:30: Der Estrich muss meistens an den betreffenden Stellen herausgestemmt werden.

00:04:35: Holzböden sowieso, die müssen weggerissen werden, Estrich weggestemmt werden.

00:04:41: Anders bekommt man das nicht weg.

00:04:42: Wie bekommen Sie den Geruch aus der Luft?

00:04:44: Medozon.

00:04:46: Wie funktioniert das genau, bitte?

00:04:48: Das ist das orausche Ding, was Sie da sehen.

00:04:51: Das ist ein Ozone-Generator.

00:04:52: Das wird einfach angesteckt.

00:04:54: Er zeigt Ozone und Ozone zerstört die Rüche.

00:04:57: Sie schalten hier ein und das war's.

00:05:00: Es ist nichts Großartiges Technologisches dahinter.

00:05:04: Sie schalten das Ozone-Gerät einfach ein.

00:05:06: Und dann müssen Sie die Räume verlassen.

00:05:08: Das darf natürlich niemand in den Räumen bleiben.

00:05:10: Auch keine Haustiere.

00:05:12: Und da ist eine Zeidür drauf.

00:05:14: Das Ozone-Gerät läuft so und so für Stunden.

00:05:16: Und dann muss man mindestens noch fünf Stunden warten und dann kann man den Raum wieder betreten.

00:05:22: Und dann schaut man einmal, wie weit ist der Geruch weg, dann wird gearbeitet, dann schaltet man wieder ein, lässt das Gerät wieder ein paar Tage laufen, funktioniert gut, dauert aber.

00:05:33: Das ist ein Zeitrahmen von seiner Sanierung, das ist ungefähr drei Monate für eine Wohnung, die wirklich kontaminiert ist durch eine sehr alte Leiche, bis die Wohnung geruchsfrei ist.

00:05:45: und eben für den nächsten dann benutzbar ist.

00:05:49: Sind manche Tatorte so verschmutzt, dass sie sie gar nicht reinigen können?

00:05:53: Nein, nein,

00:05:54: nein.

00:05:55: Welcher Tatort war der anspruchsvollste?

00:05:58: In Bezug auf die Reinigung?

00:06:00: Könnte ich jetzt wirklich nichts sagen.

00:06:02: Es sind einfach immer Wohnungen oder natürlich ein Familienhäuser, wo halt dann in einem Zimmer, der da die Betreffende liegt.

00:06:10: Ja.

00:06:11: Es ist nichts, was so charakteristisch ist, dass man es sich über lange Zeit merkt.

00:06:16: Angenommen, es war eine Waffe im Spiel.

00:06:18: Wie sieht die Umgebung dann aus?

00:06:21: So wie im Horrorfilm.

00:06:23: Wird nicht übertrieben in den Filmen?

00:06:25: Nein, wird nicht übertrieben.

00:06:27: Wissen Sie, wie die Personen gestorben sind, deren Räume sie reinigen?

00:06:32: Wie die Betreffende zur Tode gekommen ist, erfahren wir nicht.

00:06:38: Die eigentliche Leiche oder das, was davon über ist, wird meistens vom Hygieneamt, vom Zuständigen abgeholt.

00:06:46: Die nehmen aber jetzt wirklich nur der Fortschuldig, wenn ich so sage, der fährt damit der Schaufel rein, zack, geht am Plastiksaug und tschüss und das weiß nicht.

00:06:53: Und alles andere, was dann so herumliegt, inklusive die Millionen fliegen und dematen und so weiter, dazu sind wir da.

00:07:01: Ich verstehe.

00:07:02: Das heißt, Sie sehen die Leiche dann eigentlich gar nicht mehr, wenn Sie hinkommen.

00:07:06: Nein, manchmal schon, aber meistens nicht.

00:07:09: Manchmal ist sie dann wahrscheinlich auch gar nicht mehr als Mensch zu erkennen.

00:07:13: Ist es eh nicht, nein, ist es eh nicht.

00:07:16: Sie sehen die Knochen und unsere regalärtige Masse, mehr ist nicht.

00:07:21: Wenn sie schon ein paar Monate gelegen ist.

00:07:23: Ja.

00:07:25: Wie lange braucht eine Leiche, bis sie verschwunden ist?

00:07:29: In einer Wohnung wäre das viele, viele Jahre.

00:07:34: Im Freien, wenn jemand im Freien verstirbt und nicht entdeckt wird, können sie rechnen, dass nach sieben Jahren alles weg ist.

00:07:41: Also die Weichteile, die Proteine, sind wie früher weg, aber die Knochen, nicht so lange dauert es, bis dann die Knochen weg sind, dass die von irgendwelchen Tieren zerfressen werden oder so.

00:07:56: Naja, wenn der relativ verstorbenen, nur ein paar Stunden oder höchstens ein paar Tage alt ist, dann braucht man nicht viel reinigen.

00:08:03: Da ist nichts, die wird abgeholt und aus.

00:08:06: Aber sie können rechnen ungefähr nach einer Woche beginnen dann dematen ihre Tätigkeit und ab dann beginnt auch dieser gleichen Geruch sich breit zu machen und ab dann brauchen sie den Tag dort reiniger.

00:08:19: Wie ist der genaue Ablauf, nachdem eine Person in einem Zimmer verstorben ist bitte?

00:08:24: Also, wenn wir das erste Mal in so eine Wohnung kommen, dann wird er mal nach dem Vier-Augen-Prinzip durchgegangen, dann sucht man mal nach Geld, Schmuck, Dokumenten, Ausweise, solche Dinge, wird er dann protokolliert.

00:08:38: Da bin dann immer ich persönlich dabei und das wird dem normalerweise dem Notar übergeben, nicht?

00:08:43: Eben in dem Rechtsanwalt hier noch Thema, aber normalerweise dem Notar.

00:08:48: Und ab dann kommen die Arbeiter in die Wohnung und dann wird das alles ausgeräumt und dem gereinigt.

00:08:55: Wie viele Personen kommen von Ihrer Seite zum Tatort?

00:08:59: Meistens zwei, weil die Tatorte sind Zimmer in Wohnungen.

00:09:05: Sehr viele Personen können dort nicht hin.

00:09:07: Meistens sind sie ein zweier Team.

00:09:09: Was ziehen Sie dort an, um sich und die anderen zu schützen?

00:09:13: Ein weißes Gewand von Unbesunken aus Polyester.

00:09:16: dass im Gas dicht ist, damit die diversen Gerüche und so weiter nicht durchkommen.

00:09:22: Sie haben eine Vollschutzmaske, wo sowohl die eingeatmete, als auch die ausgeatmete Luft gefiltert wird.

00:09:29: Also die Leute, die dort arbeiten, sind diesem ekelhaften Geruch nicht ausgesetzt.

00:09:34: Sie haben eine Brille auf, um die Augen zu schützen, selbstverständlich, und eine, wie sagt man da, ja, so eine bessere Bade habe, um die Haare zu schützen.

00:09:43: Also es ist der ganze Körper geschützt.

00:09:45: Das sind einmal Anzüge, die werden ihm in der Früh angezogen und dann am Abend ausgezogen und entsorgt und auch wieder mit dem entsprechenden Hygienisches als Sondermüll entsorgt.

00:09:56: Der Geruch geht dann gar nicht durch, durch diese Masse?

00:09:58: Nein,

00:09:58: nein.

00:09:59: Also wenn die Arbeit am Abend ihre Schutzanzüge ausziehen, riechen sie absolut nichts.

00:10:07: Ganz wichtig ist hier noch, was den Ablauf betrifft beim Tatort, dass die Tatortreiniger innen, zum Beispiel nach einem Mord oder nach einem Suizid, Natürlich erst dann mit der Reinigung beginnen, wenn die Polizei den Tatort freigegeben hat.

00:10:21: Und in jedem Fall wird die gesamte Tatortreinigung mit Fotos dokumentiert.

00:10:26: Weil du sagst Tatort.

00:10:28: Wir reden daher, wie schon der Herr Wachutter erzählt hat, nicht nur von Morden und Suiziden, sondern überhaupt von Personen, die in einer Wohnung irgendwo versterben und vielleicht auch lange nicht gefunden werden.

00:10:38: Genau.

00:10:39: Aber wie viel der Morde gibt es in Österreich?

00:10:40: Nicht so viel, oder?

00:10:42: Ich habe in der Statistik nachgeschaut, zuletzt waren es zweiundsebzig Morde pro Jahr und etwas mehr als tausend zweihundert Suizide.

00:10:51: Und was kostet jetzt so eine Tatortreinigung?

00:10:53: Da wollte mir Herr Wachutter keinen Preis nennen, auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht.

00:11:00: Es kommt halt immer darauf an, wie stark ein Tatort verschmutzt ist und so weiter.

00:11:05: Ich habe ein bisschen im Internet recherchiert und Preise unterschiedlicher Firmen verglichen.

00:11:10: Die ebenfalls Tatorte reinigen und da bin ich auf Kosten zwischen mehreren hundert und mehreren tausend Euro gekommen.

00:11:17: Diese Kosten übernimmt auch oft die Versicherung.

00:11:20: Oder es wird aus der Erdmasse bezahlt.

00:11:22: Genau, sicher, ja, stimmt.

00:11:25: Grundsätzlich ist Herrn Wachutter aber wirklich wichtig, dass die Tatorte diskret gereinigt werden und das am besten nicht einmal die Nachbarn etwas davon mitbekommen.

00:11:38: Gibt es manchmal Schaulustige?

00:11:40: die kommen, womöglich mit dem Handy filmen und ihre Arbeit behindern.

00:11:45: Selten.

00:11:46: Also wir sind grundsätzlich sehr vorsichtig.

00:11:49: Das andere, das nicht bemerkt und auch nicht die Nachbarn.

00:11:52: Das soll diskret sein.

00:11:55: Weil irgendwann wird die Wohnung an den nächsten weitergegeben, weiterverkauft, was auch immer nicht.

00:11:59: Und wenn der nächste dann die Nachbarn fragt und die sagen im Herst, da ist er leicht gelegt, bis für ein paar Monate, ist nicht so angenehm.

00:12:06: Also wir sind da sehr diskret und da merkt man eigentlich nichts.

00:12:11: Haben Sie auch mit den Angehörigen Kontakt?

00:12:13: Meistens nicht.

00:12:14: Meistens haben wir dann Kontakt mit Notaren, Rechtsanwälten, je nachdem, eventuell mit Erben, aber ganz selten.

00:12:22: Kommen Ihnen während der Arbeit manchmal so Gedanken, ob die Opfer Kinder gehabt haben oder wie alt sie waren oder irgendetwas in diese Richtung?

00:12:31: Nein, nein.

00:12:33: Es ist einfach die Arbeit, die wir tun.

00:12:36: Nein.

00:12:37: Das ist auch gut so, wahrscheinlich, weil sie diese Arbeit sonst nicht mehr machen könnten.

00:12:41: Das würde ins Ruf erlose gehen, wenn wir da anfangt drüber nachzudenken.

00:12:44: Also solche Gedanken kommen mir nicht.

00:12:49: Nehmen Sie manchmal Bilder eines Tatorts mit nach Hause, die sich einfach in Ihrem Kopf eingebrannt haben?

00:12:55: Nein, nein.

00:12:57: Wenn ich um fünf Uhr, und Anführungszeichen ja den Bleistift im Büro fallen lasse, dann ist die Firma für mich gestorben.

00:13:05: Hat sich Ihre Einstellung zum Tod durch Ihre Arbeit verändert?

00:13:10: Nein.

00:13:15: Jeder Mensch lebt ewig.

00:13:16: Egal, ob es ihm passt oder nicht.

00:13:18: Es gibt neben der sichtbaren Welt, gibt es eine geistliche Welt.

00:13:22: Die sehen wir nicht, aber die ist genauso real.

00:13:25: Jeder, der hier verstirbt, kommt hinüber in die geistliche Welt.

00:13:29: Da gibt es also zwei, diejenigen, die ... Gleibig sind, die an Gott und an Jesus glauben, die werden die Ewigkeit mit Gott verbringen.

00:13:39: Und diejenigen, die das nicht tun oder die Gott abgelehnt haben, da gibt es auch viele, die werden die Ewigkeit getrennt von Gott verbringen.

00:13:46: Und wenn sie christlich ausgerichtet sind, können sie sagen Himmel und Hölle.

00:13:50: Aber grundsätzlich ist es so, jeder Mensch hat so lange erlebt die Chance, dass er eine Entscheidung für Jesus trifft.

00:13:57: Und dann wird er eben die Ewigkeit bei Gott verbringen.

00:14:00: Und das ist wesentlich angenehmer, als die Ewigkeit in der Hölle zu verbringen.

00:14:04: Spüren Sie diese geistliche Welt auch an den Tatorten?

00:14:10: Manchmal, aber eher selten.

00:14:13: Dort steht dann die Tätigkeit im Vordergrund.

00:14:17: Das ist jetzt nicht ein Ort, wo man geistliche oder religiöse Dinge tut.

00:14:23: Warum sind Sie Tatortreiniger geworden?

00:14:27: Das ist eine gute Frage.

00:14:28: Zum Einen, ich bin Chemiker, ich kann mit den Dingen umgehen.

00:14:31: Ich habe Kurse über Desinfektion und solche Dinge gemacht, also ich käme mich auch mit medizinischen Sachen aus.

00:14:37: Und ja, es war einfach, irgendwann ist die Anforderung herangekommen, können Sie sowas machen?

00:14:43: Wenn man das probiert und Sie da halt gut funktioniert und seither machen wir das.

00:14:47: Ja.

00:14:48: Zuerst hatten Sie also die Reinigungsfirma und haben dann begonnen, auch Tatorte zu reinigen.

00:14:53: Seit wann machen Sie das?

00:14:55: Vielleicht seit zwanzig Jahren.

00:14:58: Gibt es irgendeine spezielle Ausbildung für TatortreinigerInnen?

00:15:03: Nicht, dass ich wüsste, nein, nein.

00:15:06: Sie müssen über die ganzen Hygienevorschriften Bescheid wissen.

00:15:08: Es gibt eine Menge Hygienevorschriften.

00:15:11: Es gibt eine Dien-Norm, eine Ö-Norm usw.

00:15:14: Die Sachen müssen alle als Sonderabfall in speziellen Abfallentzorgungsunternehmen entsorgt werden.

00:15:20: Das muss man alles wissen.

00:15:22: Naja, und man muss natürlich wissen, man darf dann nicht einfach reingreifen mit die Hände und so Dinge, aber das sagt einem ja wohl der Ausverstand.

00:15:32: Herbert Hutter spricht da von einer Menge Hygienevorschriften.

00:15:36: Welche meint er da zum Beispiel?

00:15:38: Naja, also die Schutzkleidung muss speziellen Kriterien entsprechen, wie sich Herbert Hutter eh auch schon angesprochen hat.

00:15:45: Die Desinfektionsmittel müssen zertifiziert sein, da kann man also nicht irgendwas verwenden.

00:15:51: Und dann ist es auch so, dass die Dinge, die entsorgt werden, in speziellen Behältern transportiert werden müssen.

00:15:57: Und so weiter und so fort.

00:15:59: Und weil wir ja ganz am Anfang über den Geruch des Todes und über die Verwesung gesprochen haben, wie funktioniert das eigentlich genau, wenn so ein Körper verweist?

00:16:09: Zuerst lösen sich die Zellen selbst auf und körpereigene Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze zersetzen den Körper von innen.

00:16:19: Gleichzeitig beginnen Bakterien von außen, das Gewebe zu zerstören.

00:16:24: Also eigentlich zerlegen sie dabei die organischen Stoffe, zum Beispiel in Wasser und Kohlenstoffdioxid und so weiter, bis am Ende nur noch das Gelett übrig bleibt.

00:16:35: Und was ist daran?

00:16:36: es Giftig?

00:16:37: Das Giftige daran ist, dass dabei Gase entstehen, zum Beispiel Ammoniak oder Schwefelverbindungen oder Methan.

00:16:45: Und wenn du zu viel davon einatmest, kannst du davon Vergiftungserscheinungen bekommen.

00:16:49: Gut, wie Ammoniakgericht weiß ich leider nur zu gut, weil Katzenurin auch Ammoniak enthält und den habe ich schon allzu oft daheim

00:16:56: gehabt.

00:16:57: Der riecht ja auch ekelhaft.

00:16:59: Allerdings.

00:17:00: Und natürlich auch die Bakterien, die den Körper zersetzen, sind auch nicht gesund.

00:17:05: Wenn du zu viel davon einatmest, kannst du eine Lungenentzündung bekommen.

00:17:09: Und deshalb stinkt eine Leiche ja auch, damit Menschen sich im besten Fall gar nicht nähern.

00:17:14: Also zumindest nicht, wenn sie ungeschützt sind.

00:17:18: Sag ich, ist Tatortreiniger eigentlich ein eigener Beruf?

00:17:21: Nein, in Österreich nicht.

00:17:23: Da ist ja kein eigener, staatlich anerkanter Lehrberuf.

00:17:27: Es gibt aber viele Weiterbildungen und Spezialkurse, zum Beispiel für Menschen, die in einer Reinigungsfirma arbeiten.

00:17:34: Und wie oft drückt er einfach gut aus zu einer Tatortreinigung?

00:17:37: Dazu kommen wir gleich Matthias.

00:17:39: Dafür schalte ich gleich noch einmal ins Gespräch hinein.

00:17:45: Es gibt doch gar nicht so viele Tatortreinigungen in Wien, oder?

00:17:47: Ja, ganz wenige.

00:17:49: Kommen Sie hinterher mit der Arbeit?

00:17:51: Ja, ja, ja.

00:17:53: Es hält sich im Grenzen, ja, ja.

00:17:56: Wie viele Tatortreinigungen haben Sie ungefähr im Monat oder im Jahr?

00:18:01: Kann man wirklich nicht sagen.

00:18:02: Meinst du, nach Weihnachten kommen einige zusammen?

00:18:07: dann ist er zeitlang wieder nix, dann kommen wieder welche zusammen.

00:18:10: Das kann man ganz schwer sagen.

00:18:12: Um irgendeine Zahl zu sagen, vielleicht zehn bis fünfzehn im Jahr.

00:18:16: Ihre Firma reinigt ja noch vieles mehr als Tatorte.

00:18:20: Auch Messierhaushalte und?

00:18:21: Ja,

00:18:21: Messiewohnungen ist fast das gleiche.

00:18:25: Messiewohnungen, die wirklich Messie sind, da haben Sie einmal den Boden mit einem halben Meter Müll bedeckt und jede Menge tote Mäuschenratten dort drinnen.

00:18:34: Und das sind wir geruchsmäßig, ziemlich genauso.

00:18:38: Und die müssen genauso behandelt werden, ist genauso viel Aufwand.

00:18:43: Und die berühmte Butterseure, das tun wir auch, Butterseure entfernen.

00:18:49: Butterseure?

00:18:50: Butterseure stinkt extrem nach Schweißfüße und ist an sich ungiftig, aber stinkt grässlich.

00:18:57: Das wird verwendet als freundlicher Gruß, wenn eine Person beim anderen nicht leiden kann.

00:19:03: Dann schmeißt eine Flasche mit Buttersäure beim Fenster rein, die zerbricht dann.

00:19:07: Ja, und den Geruch kann man dann entfernen.

00:19:09: Dazu sind auch wir da.

00:19:11: Ah, das sind dann richtige Buttersäureanschläge.

00:19:13: Genau,

00:19:13: ein bisschen Anschläge, ja.

00:19:15: Zähle ich noch eine Frage.

00:19:16: Und zwar, in dieser Ecke da drüben, die ich von hier aus sehe, liegen ziemlich viele Teppiche.

00:19:23: Warum sind da so viele und wo kommen die alle her?

00:19:27: Wir haben im Laufe der Zeit auch gewisse Mengen an Teppichen hier angehäuft von Personen, die einfach spurlos verschwunden sind.

00:19:34: Also trotz Mahnung, eingeschriebener Mahnung, Suche durch den Rechtsanwalt, sind die nicht mehr auffindbar.

00:19:41: Rein theoretisch wäre es möglich, dass wir bei solchen Personen auch die Tatortreinigung gemacht haben.

00:19:49: Also nicht über die Menschen nachdenken, deren Körpersäfte man da beseitigt, weil man eine Wohnung reinigt.

00:19:57: Ich weiß nicht, ob ich das schaffen würde, so abzuschalten.

00:20:01: Ich könnte es sicher nicht.

00:20:03: Und ich könnte auch nicht die Bilder vergessen, die sich bei mir eingebrannt haben, wenn ich an einem Tatort war.

00:20:11: Und den Geruch vermutlich auch nicht, wenn der so arg sein soll.

00:20:16: Ja, vielleicht gibt es deshalb nur so weniger Tatortreiniger innen.

00:20:19: Also es wird schon Grund haben.

00:20:20: Aber weil der Herr Wachutter die Puttersahre angesprochen hat, die dabei Anschlägen in Wohnungen geworfen wird, Die ist ja auch ein natürliches Abbauprodukt, oder?

00:20:30: Ja, die entsteht auch beim Abbau organischer Stoffe, stinkt ja auch extrem und trägt dadurch auch ihren Teil zu dem Gestank einer Leiche bei.

00:20:40: Wir stellen euch auf jeden Fall alle wichtigen Links in die Shownotes.

00:20:45: Und seit kommende Woche gern auch wieder dabei.

00:20:49: Da geht's zwar nicht um Morde, aber um Kleinkriminalität.

00:20:52: Unser Gesprächspartner ist nämlich als Jugendlicher abgerutscht und war sogar im Gefängnis.

00:20:57: Heute macht er eine IT-Lehrer und ist im Resozialisierungsverein Phoenix aktiv, um anderen zu helfen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie er damals war.

00:21:07: Ich freue mich schon auf das Gespräch und wünsche eine schöne Woche.

00:21:10: Ich euch auch.

00:21:11: Ciao.

00:21:12: Bis nächste Woche.

00:21:13: Ciao.

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