#103 Anonym berühmt auf TikTok

Shownotes

Wie es sich mit dieser anonymen Berühmtheit lebt, erzählt Stephan im WZ-Podcast „Weiter gedacht“ mit WZ-Redakteur Mathias Ziegler, der gemeinsam mit Host Petra Tempfer durch diese Folge führt. Außerdem verrät Stephan, welche Standbeine er als Content Creator sonst noch hat, vor welchen Herausforderungen ihn die damit einhergehende Selbständigkeit gestellt hat, welche rechtlichen Probleme in Bezug auf Soziale Medien auftauchen könnten, wie viel Arbeit tatsächlich hinter seinen erfolgreichen Kurzvideos steckt – und vor allem, ob er irgendwann zu alt für TikTok sein wird, das alles.

Produziert von „hört hört!“.

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00:00:03: Ich versuche so zu beschreiben, dass die andere Person möglichst gut versteht, was ich mache, aber nicht glaubt, dass ich irgendwie in einem Clown bin.

00:00:12: In dem Kontext hier würde ich sagen, Content-Creator, Influencer, Darsteller, Sprecher.

00:00:19: Ich glaube, da verstehen auch viele nicht, wie viel Arbeit das tatsächlich ist.

00:00:24: Ich habe so eine richtige Aufwach-Warze bekommen von der SVS.

00:00:28: Das war das schlimmste.

00:00:29: Die Sozialversicherung war überhaupt nicht klar, wie das abläuft.

00:00:33: Ich kriege ja meistens gar nicht mit, dass ich berühmt bin.

00:00:36: Also es ändert sich ja für mein Leben nichts.

00:00:40: Und es ist dann so surreal, weil die Leute kommen halt auch her und sind nervös und zittern.

00:00:46: Und ich fühle mich wie im falschen Film, weil ich bin halt eigentlich ein ganz normaler Typ.

00:00:53: Ich hab die ganze Zeit das Gefühl, es ist so schön und wahr zu sein irgendwie.

00:00:57: Das muss ich in deinen Haken haben.

00:00:59: Aber bisher ist der Haken noch nicht da.

00:01:07: Du hättest bei deinen Videos drei Millionen Menschen, die sich auf TikTok anschauen.

00:01:12: Die kennen alle dein Gesicht, aber niemand von denen weiß, wer du wirklich bist.

00:01:17: Ja, wer ich wirklich bin weiß, glaub ich sowieso kaum jemand.

00:01:22: Aber drei Millionen, das ist sehr, sehr viel.

00:01:25: Das ist ja umgerechnet ein Drittel der österreichischen Bevölkerung.

00:01:30: Ja, meinem heutigen Gast geht's jedenfalls so.

00:01:33: Stefan Tchani hat nämlich vor ein paar Jahren mit TikTok-Videos für ein E-Sports begonnen.

00:01:37: Das sind kurze Clips rund ums Thema Gaming.

00:01:40: Die klingen dann zum Beispiel so.

00:01:56: Und

00:02:01: mit diesen lustigen Videos erreicht Stefan eben mittlerweile bis zu drei Millionen Userinnen.

00:02:06: Aber sein Name kommt dabei praktisch nicht vor.

00:02:09: sogar eins vermagte den nur als den Typen von TikTok.

00:02:12: Hallo und herzlich willkommen bei der neuen Folge unseres WZ-Podcasts weitergedacht.

00:02:16: Uns kennt ihr, liebe Hörerinnen.

00:02:18: Wenn auch nur mit Stimme und ohne Gesicht.

00:02:21: Also genau andersrum als beim Stefan.

00:02:24: Hier sind Petra Tempfer

00:02:26: und Matthias Ziegler.

00:02:28: Und naja, auf der Website von der WZ findet ihr natürlich schon auch unsere Gesichter.

00:02:32: Und ich würde jetzt aber gern genauer wissen, Matthias.

00:02:36: Wie ist Stefan auf TikTok so anonym berühmt geworden?

00:02:40: Und

00:02:41: wie geht es ihm damit?

00:02:42: Das erzählt uns am besten selber.

00:02:47: Stefan, du hast auf TikTok Videos mit teilweise drei Millionen Klicks.

00:02:51: Wie ist du auf der Straße erkannt?

00:02:53: Auf der Straße sehr selten, wo ich wirklich viel erkannt werde und wo Leute Fotos machen und so was ist auf gaming-fokussierten Events.

00:03:01: Da werde ich erkannt, aber ich werde für eine Person erkannt.

00:03:04: die ich eigentlich nicht bin und wo ich auch nicht meinen Namen verwende und wo ich gar nicht wirklich ich selbst bin, sondern halt Jokes mache.

00:03:13: und es ist dann so surreal, weil die Leute kommen halt auch her und sind nervös und zittern und ich fühle mich wie im falschen Film, weil ich bin halt eigentlich ein ganz normaler Typ und ich fühle mich nicht wie ein Celebrity oder sowas.

00:03:29: und dann kriegt man aber dieses Treatment von den Leuten.

00:03:32: Es ist sehr komisch.

00:03:33: Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll.

00:03:36: Das heißt, jeder kennt den Gesicht als den Typen von Tiktok, aber eigentlich weiß keiner, wer du bist und wie du heißt.

00:03:41: Das stimmt, ja.

00:03:42: Das stimmt.

00:03:43: Es ist halt ein Kanal, der gemeinsam mit der eins aufgebaut wurde und eigentlich nicht mein persönlicher Kanal ist.

00:03:50: Explodiert ist er trotzdem mit meinem Gesicht.

00:03:52: Das heißt, mein Gesicht ist bekannt geworden, aber nicht mein Profil.

00:03:56: Aber bist du schon auch als Stefan Johnny Unlen?

00:03:59: Ich bin schon auch, ja, natürlich als Stefan Schani online, ja.

00:04:03: Also ich habe ein privates Instagram-Profil hier und da auch Content dort gemacht.

00:04:08: Nichts, bei weiter nicht so viel wie auf Eins eSports zum Beispiel oder auch auf YouTube, wo jedenfalls nicht mein Name dabei steht.

00:04:16: Aber natürlich, auch da ist was.

00:04:18: Wie viele Follower hast du da als Stefan?

00:04:20: Auf meinem persönlichen Instagram?

00:04:21: Soll ich nachschauen?

00:04:24: Ich habe siebenhundertzweiundundzig Follower auf meinem privaten Instagram.

00:04:29: Und wie viele Follower hast du als Typ von TikTok?

00:04:31: Ähm,

00:04:32: zweihundertdreiundachtzigtausend

00:04:36: achthundertfünfundneinzig.

00:04:37: Wie lebt sich's mit dieser anonymer Berühmtheit?

00:04:40: Gut, also ich krieg ja meistens gar nicht mit, dass ich berühmt bin.

00:04:43: Also es ändert sich ja für mein Leben nichts.

00:04:46: Die Leute nerven mich ja nicht, ich werde nicht überrannt.

00:04:49: Wenn ich auf einer Veranstaltung bin, kommen hier und da kurz Grüppchen, wollen Fotos und dann gehe ich wieder zehn Minuten ohne, dass mich wer erkennt.

00:04:56: Also jedenfalls hast du kein Problem damit, den Privatleben privat zu halten.

00:05:00: Nein, hab ich nicht.

00:05:03: Wie ist das Ganze entstanden?

00:05:04: Das ist eine witzige Geschichte, weil wir haben mit eins davor schon zusammengearbeitet für ganz andere Videoproduktionen.

00:05:12: Und irgendwann sind sie auf uns zugekommen und gesagt, hey, wir wollen einen TikTok-Kanal starten.

00:05:16: Hättet ihr Lust, dort die Videos zu machen?

00:05:19: Und wir haben gesagt, nein, wir sind viel zu alt für TikTok.

00:05:23: Nein, das überlassen wir den Jüngeren.

00:05:26: Und dann haben sie sich nach kurzer Zeit, ich denke, ein paar Wochen wieder gemeldet und gesagt, hey, seid ihr euch sicher?

00:05:33: Wir würden schon sehen, dass ihr das macht.

00:05:36: Haben wir gesagt, okay, probieren wir es halt aus.

00:05:39: Was soll passieren?

00:05:40: Kann ja nicht schaden.

00:05:42: Und ich weiß leider den genauen Zeitraum nicht mehr, aber es waren wenige Monate, bis dann plötzlich ein Video sechstellige Zahlen hatte.

00:05:51: Und danach.

00:05:53: ging es so schnell und alles plötzlich hat danach funktioniert und wir hatten so das Gefühl, okay jetzt, wir haben es verstanden.

00:05:58: Also wir wissen jetzt was wir machen müssen auf TikTok, haben das gemacht und dann kamen auch die Millionenzahlen.

00:06:04: und also, dass da mein Gesicht bekannt wird, das ist mir so viel später erst irgendwie klar geworden.

00:06:10: Wie würdest du denn ein Job bezeichnen?

00:06:13: Hm, das ist auch so eine Frage, das kommt darauf an, wer fragt.

00:06:17: Ich versuche so zu beschreiben, dass die andere Person möglichst gut versteht, was ich mache, aber nicht glaubt, dass ich irgendwie nur ein Klaren bin.

00:06:26: In dem Kontext hier würde ich sagen, Content-Treater, Influencer, Darsteller, Sprecher.

00:06:32: Und mittlerweile kannst du davon leben.

00:06:34: Ich

00:06:35: muss dazu sagen, ich lebe nicht nur von dem, was wir mit der Eins machen, weil ich mach nicht das Ganze alleine, sondern wir sind insgesamt zu viert eigentlich sogar.

00:06:46: Deswegen geht es sich nicht aus, sonst wird es sich schon ausgehen.

00:06:48: Wir haben noch zusätzliche Projekte, wir machen auch einen YouTube-Kanal, der heißt Hit oder Shit, mittlerweile auch recht groß.

00:06:53: Dieses Jahr noch hunderttausend Abonnenten, hoffe ich.

00:06:56: Und das sind so mehrere Sachen von allen Seiten und das, was zusammenkommt, damit geht es sich dann aus, für uns alle.

00:07:04: Und wie viel verdient man da dann so im Schnitt, im Monat?

00:07:08: Ich glaube, wenn ich es auf ein Netto im Monat runterbrechen müsste, und zwölf Gehälter, nicht vierzehn Gehälter, weil ja selbstständig, wäre ich aktuell irgendwo auf drei bis drei fünf, so was.

00:07:21: Ungefähr.

00:07:22: Es ist eine reine Schätzung aber.

00:07:24: Und das für einfach mal kurz am Tag hinsetzen und ein Video einsprechen für eine Minute?

00:07:30: Nein.

00:07:32: Das ist jetzt nicht nein.

00:07:33: Das ist absolut nicht.

00:07:35: Der größte und schwierigste Part, um überhaupt mal dort hinzukommen, ist mal ewig lange eigentlich was zu tun, wo der niemand zuschaut, wo du nichts verdienst.

00:07:42: um überhaupt mal was zu verdienen.

00:07:44: Und selbst die Arbeit, die man dann macht, wenn man was verdient, ist trotzdem ja nicht einfach nur hinsetzen und irgendwas aufnehmen, sondern man hat schon eine ganz klare Strategie.

00:07:53: Also da steckt nicht einfach nur ein random Aufsager von mir dahinter, sondern das setzen wir uns zu dritt hin, analysieren ein bisschen, was funktioniert hat in letzter Zeit, schauen, was bei anderen Leuten auch funktioniert, was allgemein auf TikTok funktioniert und passen unser Konzept an die Gaming-Zielgruppe von dem Kanal an und machen daraus dann ein Video.

00:08:12: Dann kommt erst die Performance.

00:08:13: Das funktioniert auch nicht immer beim ersten Take.

00:08:16: Manchmal ist es ein Sketch, wo mehrere Charaktere spielen, wo es mehrere Szenen gibt, wo es mehrere Hintergründe gibt, wo man vielleicht sogar wohin fahren muss.

00:08:25: Ich glaube, es ist ja schon klar, was ich sagen will damit.

00:08:27: Es ist nicht einfach nur hinsetzen, aufnehmen und fertig.

00:08:30: Es ist viel mehr dahinter.

00:08:32: Und danach, nachdem ich aufgenommen habe, kommt ja dann auch noch die Bearbeitung vom Video.

00:08:36: Ich glaube, da verstehen auch viele nicht, wie viel Arbeit das tatsächlich ist.

00:08:40: Also es ist schon sehr viel.

00:08:42: Aber ich möchte nicht klingen, als ob ich mich beschwer.

00:08:45: Es ist schon angenehm, mein Alltag.

00:08:47: Ich habe es schon sehr gern so.

00:08:49: Wie schaut dein Arbeitsplatz aus?

00:08:51: Zu Hause im kleinsten Zimmer der Wohnung.

00:08:54: Ein riesengroßer Schreibtisch, wo gar kein Platz ist, weil lauter Zeug drauf herum liegt.

00:08:59: Mit zwei Bildschirmen.

00:09:00: Ein PC steht am Tisch, ein PC steht unterm Tisch.

00:09:03: Es ist ultra kompliziert verkabelt, obwohl es gar nicht so sein muss.

00:09:07: Aber ich will es nicht ändern, weil es uns vielleicht nicht mehr funktioniert.

00:09:10: Alles ist zugepflastert mit Absorbern an der Wand.

00:09:13: Mit so schwarzen Stoffabsorbern.

00:09:16: Und genau wie jetzt halt vor mir ein großes Mikro.

00:09:22: Und ein großes Licht vor mir auch noch natürlich.

00:09:25: Und die Kamera?

00:09:26: Ja, die Kamera steht auf dem PC, der auf dem Tisch steht.

00:09:29: Sehr gut hergerichtet mit irgendeinem Karton, dass sie leicht schief schaut und runter schaut zu mir.

00:09:35: Weil wirklich montiert habe ich das bisher noch nicht.

00:09:37: Macht das ja noch nicht so lange.

00:09:40: Erst sechs Jahre.

00:09:42: Ja.

00:09:44: Und diese TikTok-Videos, die ihr da macht, ist das reiner Klamot?

00:09:47: Oder geht es da auch um was tieferes?

00:09:51: Da muss ich eine komplett ehrliche Antwort geben.

00:09:53: Neunzig Prozent ist komplettes Entertainment.

00:09:56: Einfach nur berieseln lassen und lustig und fröhlich.

00:10:00: Und dann gibt es, würde ich sagen, fünf Prozent noch dazu Werbeanteil, wo es wirklich darum geht, etwas zu verkaufen, einen Kunden vorzustellen, was auch immer.

00:10:10: darf man nicht einfach weglassen, ist schon ein Part von dieser Arbeit auch.

00:10:13: Und dann gibt es fünf Prozent, wo wir manchmal absichtlich, manchmal weniger absichtlich auch wertvolle Themen behandeln.

00:10:19: Gerade im Gaming-Bereich kann das sein Glücksspiel mit Lootboxen oder Gaming-Sucht.

00:10:25: Also es gibt schon manchmal auch aufklärenden wertvollen Content.

00:10:29: Die große Mehrheit des Contents ist aber einfach lustig und zum Beriesen lassen, Entertainment.

00:10:36: Für Stefan gilt also eine eigene zwanzig, zwanzig, zwanzig Regel.

00:10:41: Und zwar... zwanzig Stunden Arbeit für zwanzig Sekunden Video und das alles zwanzig Zentimeter vom Bildschirm entfernt, weil der Raum so klein ist.

00:10:50: Ja, und denken wir in zwanzigjähriger.

00:10:52: Gute Analyse, Petra.

00:10:54: Und von TikTok allein könnte er nicht leben.

00:10:57: Ja, wahrscheinlich.

00:10:58: Deshalb arbeitet der Stefan auch für den eSports World Cup, Dreamhack, die wir in einer Comic-Con, Red Bull, Wiesbauer, Willhaben und verschiedene andere kleinere Unternehmen.

00:11:08: Außerdem hat er eben seinen YouTube-Kanal Hit oder Shit, wo es um Gaming-Themen geht und der Stefanis Universitätslektor für TikTok Marketing.

00:11:16: Da hat er ja wirklich viele verschiedene Standbeine.

00:11:20: Die braucht man wohl auch selbstständiger.

00:11:22: Vor allem weil es da manche Stolpersteine gibt.

00:11:24: Das beginnt z.B.

00:11:25: damit, dass es für Influencerinnen und Content-Creatorinnen gar kein eigenes Gewerbe gibt.

00:11:31: Die landen oft bei der Wirtschaftskammer dann in der Sparte der Ankündigungsunternehmen.

00:11:36: Ankündigungsunternehmen habe ich, ehrlich gesagt, vorher noch nie gehört.

00:11:40: Ich auch nicht, bis der Stefan es mir erzählt hat.

00:11:43: Klingt für mich ein bisschen nach Werbung?

00:11:45: Damit liegst du gar nicht so falsch, weil nämlich neunzig Prozent der Unternehmen in dieser Gruppe tatsächlich Plakatierungsfirmen sind.

00:11:51: Also total analog.

00:11:52: Okay, da hätte ich jetzt jemanden, der TikTok Videos macht, nicht unbedingt eingeordnet?

00:11:57: Ich auch nicht.

00:11:58: Diese Einordnung seines Gewerbes war auch nur eine von mehreren Herausforderungen bei Stefan's Schritt vom Angestellten in die Selbstständigkeit.

00:12:05: Bereut hat er ihn aber nicht gesagt.

00:12:07: Also Stefan hatte vorhin einen anderen Job?

00:12:09: Einer total anderen.

00:12:14: War das immer schon den Traumberuf online Content Creator zu sein?

00:12:18: Es war nicht direkt mein Traumberuf, weil ich glaube, wie ich ein Kind war, gab es das so noch gar nichts.

00:12:23: Aber ich war schon immer der Charakter in der Schule schon, der unbedingt... noch einen Witz hat reißen müssen und der unbedingt den Lacher auch irgendwie von den anderen Leuten sucht und Blödsinn macht.

00:12:39: Also den Charakterzug umzusetzen in einen Beruf.

00:12:44: Ich denke, das war schon ein Traum, weil mir nur nicht klar damals, dass es überhaupt geht, dass es überhaupt ein Traum sein kann.

00:12:50: Hast du davor was anderes gelernt?

00:12:53: Ja.

00:12:53: Und auch gearbeitet?

00:12:55: Ja, tatsächlich was ganz anderes.

00:12:56: Ich war neun Jahre lang.

00:12:59: In der erste Bäume, ich habe dort eine Lehre gemacht, habe danach in verschiedensten Abteilungen gearbeitet.

00:13:04: Es hat mir teilweise sehr großen Spaß gemacht, teilweise gar keinen Spaß gemacht.

00:13:08: Und am Ende war dann halt schon das andere Standbein da, wo ich mir gedacht habe, nein, jetzt investiere ich hundert Prozent, hundert Prozent meiner Energie, nur noch ins Influencer da sein und habe den Sprung gewagt, bevor der Kanal explodiert ist.

00:13:26: Also das war tatsächlich ... Ein großes Risiko, es hat sich aber ausgezahlt.

00:13:31: Hast du vorher gewusst, worauf du dich einlässt?

00:13:33: Alles selbstständiger?

00:13:35: Überhaupt nicht.

00:13:36: Überhaupt nicht.

00:13:37: Ich habe so eine richtige Aufwachwatsche bekommen von der SVS.

00:13:42: Das war das Schlimmste.

00:13:43: Die Sozialversicherung war mir überhaupt nicht klar, wie das abläuft.

00:13:46: Weil ich nicht gewusst habe, und ich glaube, das wissen die meisten nicht, die ein Unternehmen gründen zum ersten Mal, wenn man nämlich nicht als Einzelunternehmer beginnt, sondern direkt eine OK gründet.

00:13:54: Das ist eine offene Gesellschaft.

00:13:56: Dann rechnet die SVS dich als hundert Prozent selbstständig.

00:14:00: Dann kannst du das nicht so nebenbei machen.

00:14:02: Und dann zahlst du den Formbeitrag direkt von Anfang an, egal wie viel du verdienst.

00:14:06: Und ich habe dann bei der SVS angerufen und gesagt, hey, also ich habe gerade begonnen.

00:14:10: So ich verdiene im Jahr vielleicht zweitausend Euro.

00:14:16: Also so Quartalsweise dreihundert Euro kommt mir schon viel vor.

00:14:22: Und sie haben gesagt, Das hätten sie sich vorüberlegen müssen.

00:14:25: Das weiß man als Selbstständiger.

00:14:27: Da dürfen sie sich nicht selbst stemmen, wenn sie das nicht wissen.

00:14:30: Und ich habe mir gedacht, okay, also ein bisschen Support für wen der wirklich null planert, wäre halt schon nett.

00:14:36: Also ich habe mich richtig verarschgefühlt eigentlich.

00:14:40: Und erst später dann reingefunden.

00:14:43: Aber das war, also das ist ja, das sollte eigentlich so nicht sein.

00:14:49: Gibt es uns noch Dinge, die man beachten sollte, wenn man sich jetzt vielleicht denkt?

00:14:53: Ich mache meinen eigenen TikTok-Kanal.

00:14:55: Also es gibt ja diese Cancel-Culture, wo man aufpassen muss, was man sagt und sowas.

00:15:00: Ich bin jetzt prinzipiell nicht überzeugt davon, dass man keine bösen Witze und so machen kann und dann gleich gekanzelt wird.

00:15:06: Ich glaube, so streng ist es gar nicht, wie viele glauben.

00:15:09: Man sollte schon... aufpassen, dass man nicht komplett unpassend ist oder dass man nicht irgendwelche Leute auf der Straße filmt.

00:15:14: Das ist in Österreich mit dem Datenschutz ganz, ganz heikel.

00:15:17: Ich glaube, das wissen auch viele große Content-Creator nicht und vielmehr einfach drauf los auf der Straße.

00:15:23: Ohne davor, wie sich es gehört, eine Unterschrift einzuholen, dass das auch wirklich okay ist von den Personen.

00:15:29: Auch für wenn es ist wieder was anderes, aber in der wirklichen Öffentlichkeit geht das nicht.

00:15:34: Theoretisch könnte man da schon ganz, ganz großen Ärger bekommen.

00:15:37: Und... Wenn man Musik verwendet, auch auf TikTok, weil das ja jeder macht, das kann schon richtig Probleme geben.

00:15:43: Wenn man Geld verdient mit den Videos oder irgendein Vorteil daraus hat für ein Unternehmen, kann da schon mal ein Brief kommen, dass man recht hohe Strafen zahlen muss, weil man irgendwo ein Lied verwendet hat, was man nicht verwenden sollte.

00:15:57: Und es verwenden wirklich viele Leute Musik, die nicht direkt auf TikTok verfügbar ist, sondern diese sich einfach irgendwo holen.

00:16:04: Ist eigentlich richtig verboten.

00:16:09: Oh ja, der Datenschutz und das Urheberrecht.

00:16:11: Die spielen im Internet eine wirklich große Rolle und da drohen echt enorm hohe Strafen.

00:16:18: Das kann in die Millionen gehen, glaube ich.

00:16:21: Also lieber einmal zu viel fragen als einmal zu wenig, wenn man jemanden nur filmen möchte.

00:16:25: Stefan und sein Team können das meistens vermeiden, aber für all jene, die sowas machen wollen, stellen wir den Link in die Shownot, wo man sich so eine Einverständnis-Erklärung herunterladen und entsprechend anpassen kann.

00:16:37: Übrigens ist auch die Steuer ein Thema.

00:16:38: dass man nicht unterschätzen darf, wenn man Geld mit Social Media verdient.

00:16:42: Instagram zum Beispiel meldet nämlich aufgrund einer EU-Richtlinie ganz automatisch detaillierte Umsatzdaten ans Finanzamt.

00:16:49: Da muss man bei etwaigen Nebenkünften gut aufpassen.

00:16:52: Aber sagt Matthias, jetzt frage ich mich schon eines.

00:16:55: Stefan ist thirty-two Jahre alt.

00:16:58: Für TikTok ist er schon ein bisschen alt.

00:17:00: Das hat er ja auch selbst gesagt.

00:17:02: Wir haben gemeint, wir sind zu alt für TikTok.

00:17:06: Und damals war er sechs Jahre jünger.

00:17:08: Also wie lange will er TikTok-Videos machen?

00:17:10: Diese Frage treibt ihn tatsächlich auch selber um.

00:17:14: Derzeit ist kein Ende in Sicht, aber er macht sich schon Gedanken darüber, was sein wird, wenn er einmal so alt ist, um glaubwürdig vor der Kamera stehen zu können.

00:17:24: Wo siehst du dich in zehn Jahren?

00:17:26: Immer noch in Content-Creating oder wie es denkt, dann einmal zu alt dafür sein und gehst zurück in die Bank?

00:17:31: In die Bank habe ich nicht vor zurückzukehren, außer vielleicht irgendwann in einer Marketingfunktion.

00:17:36: Vielleicht!

00:17:37: Vielleicht.

00:17:38: Ich weiß nicht, wie es in Zukunft sein wird, ob man als, keine Ahnung, mit der vierzigjähriger als Content-Creator auf TikTok oder welche Plattform dann aktuell ist, relevant sein kann überhaupt.

00:17:49: Aber ich würde schon gern im Social-Media-Short-Video oder Video-Bereich allgemein bleiben.

00:17:56: Ist mir aber egal, ob als Darsteller, als reine Stimme, als Produzent, als Coach.

00:18:03: Was auch immer.

00:18:04: Ich finde nur dieses Business allgemein einfach sehr interessant.

00:18:08: Ist das Internet kurzlebig genug, dass du da schon irgendwelche Veränderungen wahrgenommen hast in den letzten sechs Jahren?

00:18:13: Absolut.

00:18:14: Eine schlimme Beobachtung ist, dass TikTok eher von Anfang an eigentlich für Leute mit einer geringen Aufmerksamkeitsspanne gedacht war, die Aufmerksamkeitsspanne aber jetzt merklich immer mehr verringert von den Zuschauern auf TikTok.

00:18:30: direkt an der Retention bei den Videos, also wie lange Leute in einem Video hängen bleiben.

00:18:35: Die wird einfach generell weniger.

00:18:37: Also die Leute scrollen wirklich unter einer Sekunde teilweise weiter.

00:18:42: Und es ist echt krass, wie kurz lebe ich das Ganze geworden ist.

00:18:47: Ich glaube, viel kurz lieber kann es auch nicht werden.

00:18:50: Wie hart ist der Konkurrenzkampf in der Szene?

00:18:54: Ich hätte gesagt gar nicht.

00:18:55: Also ich habe nicht das Gefühl, dass es überhaupt ein Konkurrenzkampf ist.

00:18:58: Ich habe eher das Gefühl, dass es ein riesengroßes Miteinander ist auf TikTok.

00:19:02: Ich hätte jetzt noch nie mit irgendeinem anderen Creator Kontakt gehabt, wo nicht rausgekommen werde, so ein, hey, was könnten wir gemeinsam machen?

00:19:11: Weil das ist das Coole dran.

00:19:12: Wenn man was gemeinsam macht, ist es eine Win-Win-Situation.

00:19:15: Beide Kanäle profitieren davon.

00:19:17: Das sind so viele Leute und die scrollen so schnell durch die Videos, der sieht beide Videos, nicht eins von beiden.

00:19:24: Und du kriegst dann für deins bezahlt und der andere für das andere?

00:19:27: Ja, wobei eigentlich nein, weil TikTok in Österreich ist nicht monetarisierbar und damit ist kein Video von Österreichern auf TikTok bezahlt.

00:19:35: Außer man ist in der privilegierten Situation wie wir, dass wir für Aains eSports die Videos produzieren für deren Kanal und deswegen bezahlt werden.

00:19:44: Aber eigentlich, also wenn jetzt du einen TikTok-Kanal startest, auch wenn du Millionen Views hast, von TikTok kriegst du keinen Cent.

00:19:51: Sondern von Werbekunden.

00:19:53: Genau.

00:19:53: Oder von Sponsoren.

00:19:55: Geschenke von Zuschauern.

00:19:56: Das geht.

00:19:57: Auf TikTok kannst du so Geldgeschenke machen.

00:20:00: Du kannst quasi fünf Euro spenden.

00:20:03: TikTok kriegt dann einen Cut davon, weil es auf deren Plattform passiert.

00:20:06: Und der Rest kommt bei dir als Creator an.

00:20:08: Es ist auf dem Einzigespotskanal einmal passiert, dass wer eine Spende gemacht hat, nur wegen einem Video.

00:20:14: Das passiert eher bei Livestreams, wo die Leute dann spenden, um eine Interaktion zu haben mit dem der Livestream, dass der darauf reagiert auch.

00:20:21: Aber bei Videos ist das nichts so normal.

00:20:24: Was ist für dich das Schönste an deinem Job?

00:20:27: Ich habe etwas, was nicht viele in ihrem Job haben.

00:20:30: Ich kann auf eine Seite schauen und sehe alles, was wir gemacht haben.

00:20:36: Und ich kann zurückscrollen, bis es im Jahr ist, wo wir begonnen haben.

00:20:39: Ich sehe, was wir ganz am Anfang gemacht haben.

00:20:41: Ich sehe die Kommentare von allen Leuten auf das, was wir damals gemacht haben.

00:20:45: Ich habe ein komplett automatisches Tagebuch von allem, was wir machen.

00:20:50: Das macht schon Spaß.

00:20:50: Und das motiviert auch dann mehr zu machen, weil du hast dann so einen Katalog von Dingen, wo du richtig spürst und siehst, du hast was gemacht.

00:20:59: Das heißt, du siehst auch deine eigene, weite Entwicklung.

00:21:02: Auf jeden Fall.

00:21:02: Auf jeden Fall.

00:21:03: Ich spreche ganz anders in den alten Videos.

00:21:05: Ich klinge ganz anders.

00:21:06: Alles ist anders.

00:21:08: Und das ist so cool, wenn man seine eigene sprachliche Entwicklung beobachten kann oder seine eigene Kamerapräsenzveränderung beobachten kann.

00:21:16: Und ich habe früher echt eine ganz komische Frisur gehabt in den Videos und dann habe ich natürlich Kommentare bekommen mit, was macht dein Friseur beruflich?

00:21:24: Man muss dazu sagen, das sind teilweise eigentlich Beleidigungen, aber es ist halt... TikTok.

00:21:29: und deswegen kann ich schon als lustig aufpassen.

00:21:32: Und dann gab es ganz, ganz oft Komplimente, die ich so im Alltag nie bekommen würde.

00:21:36: Ich weiß nicht, dass das Video gut ist, dass die Stimme schön ist, dass ich gut aussehe, was auch immer.

00:21:41: Da glauben Leute gar nicht, wie viel Einfluss das auf den Creator dahinter hat, wie positiv man das selber aufpasst.

00:21:46: Wie toll das ist, weil wer kriegt im Alltag einfach so Komplimente?

00:21:50: Ist ja mal ein Video von dir so richtig in die Hose gegangen?

00:21:54: Wir haben auf YouTube eine Werbung mit Mac... Donalds gemacht.

00:22:01: Und da ging es um irgendein Spiel von der McDonalds App.

00:22:06: Wir haben das gemacht.

00:22:06: Unschuldig haben wir uns gedacht, ja, McDonalds, jeder mag McDonalds.

00:22:10: Und haben das halt gebracht in dem Video.

00:22:13: Und die Kommentare waren plötzlich rein, rein negativ.

00:22:18: Und es war dann im Endeffekt, ich habe es eh verstanden.

00:22:20: dann, wie können wir Greenwashing von McDonalds unterstützen.

00:22:27: Und das habe ich Im ersten Moment gar nicht begriffen, aber dann, sie hatten schon einen Punkt, das Ganze war aber schon passiert.

00:22:36: Also wir haben dann ja natürlich nicht sagen können, ja sorry, is greenwashing, wir machen es rückgängig, sondern die Werbung war da, das Ganze war auch bezahlt, war halt so, man kommt sich dann schon irgendwie, voralles hätte man irgendwas Böses getan, das hat mich schon, das hat mich ein bisschen getroffen.

00:22:53: Gibt sonst irgendwas, was du im Rückblick bereust?

00:22:57: Ich muss kurz überlegen.

00:23:00: Nein, eigentlich tatsächlich nicht.

00:23:04: Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, es ist so schön, um wahr zu sein irgendwie.

00:23:08: Es muss irgendeinen Haken haben.

00:23:11: Aber bisher ist der Haken noch nicht da.

00:23:16: Es ist zu schön, um wahr zu sein, sagt Stefan.

00:23:19: Er hat also ganz offensichtlich seinen Traumjob gefunden und das finde ich wirklich toll.

00:23:24: Wobei man natürlich dazusagen muss, es gibt auch die andere Seite.

00:23:28: Also es gibt natürlich in den sozialen Medien ganz viele Shitstorms und Hades Beach.

00:23:35: Da gibt er Stefan halt mit seinen lustigen Kurzvideos, die keine gesellschaftskritischen Themen angreifen, nicht wirklich eine Grundlage dafür.

00:23:42: Und als junger, schlanker, weißer Mann ist er wahrscheinlich auch nicht unbedingt das erste Ziel für Hades Beach.

00:23:48: Und was ich auch noch wirklich gut finde, ist, wie Stefan sagt, dass es in der Szene keinen harten Konkurrenzkampf um Klicks gibt, sondern dass das Gegenteil der Fall ist.

00:23:59: Und das bringt halt wirklich dann jedem etwas.

00:24:02: Wenn die Menschen kooperieren und dann auch noch gegenseitig davon profitieren.

00:24:06: Das erinnert mich ein bisschen an Kerzenlicht.

00:24:08: Das wird auch mehr, wenn man steilt und nicht weniger.

00:24:11: Was mich allerdings schon etwas schockiert, ist die Sekunde, die Stefan angesprochen hat.

00:24:15: Ja, voll ja.

00:24:16: Eine Verweiltauer unter einer Sekunde.

00:24:19: Das ist nicht einmal so lang, wie ich brauche, um das Wort Sekunde auszusprechen.

00:24:24: Zum Glück habt ihr, liebe Hörerinnen, Eine viel längere Verweildauer und diesen Podcast bis zum Ende gehört.

00:24:30: Vielen lieben Dank dafür und ich hoffe, ihr seid nächste Woche auch wieder

00:24:34: mit dabei.

00:24:35: Dann haben wir nämlich wieder einen außergewöhnlichen Gast, das ein Gaming-Kobe zum Beruf gemacht hat.

00:24:40: René Wurz, alle als Luigi Kid, der mit seinen crazy Super Mario Videos auf YouTube mehr als eine Million Abonnentinnen hat.

00:24:48: Also anhören, es wird länger als eine Sekunde dauern, aber es lohnt sich.

00:24:53: Ciao!

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