#2 Spaß an der Oper

Shownotes

Warum gibt es überhaupt Opern? Die erste Oper, die man als richtige Oper bezeichnen kann, war L`Orfeo von Claudio Monteverdi. Das ist circa 415 Jahre her, und sie war ein Geburtstagsgeschenk an den Fürsten Gonzaga, einer der Fürsten in Italien, erzählt der Musik- und Theaterwissenschafter Edwin Baumgartner im Gespräch mit Host Petra Tempfer.

Diese Opern, die damals geschrieben wurden, waren aber ganz anders als das, was wir heute darunter verstehen. Sie dienten der Volksbelustigung, die Rock- und Popmusik der damaligen Zeit war die Oper. Die Leute, ob Adel, ob Volk, ob Analphabeten, ob Schreibkundige, ob Philosophieprofessoren, ganz egal: Jeder ist in die Oper gegangen. Die Oper war der Schlager der frühen Jahrhunderte. Heute ist das nicht mehr so. Im 19. Jahrhundert hat sich das gedreht, und die Oper ist elitär geworden.

Dennoch gibt es die Möglichkeit, auf die Suche zu gehen, ob einem eine Oper gefallen würde - man geht auf YouTube. Dort gibt es Opern in Ausschnitten, massenhaft Opern in ganzen Aufnahmen mit Bild, ohne Bild, mit Video, ohne Video, historische Aufnahmen, zeitgenössische Aufnahmen. Man kann hören, was man will. Es muss auch nicht immer nur um Liebesdramen, Mord und Totschlag gehen, es gibt auch komische Opern wie die französischen. Und dann kann man vielleicht sogar drei, vier billige Vorstellungen besuchen, und mit der Zeit wird man drauf kommen, was einem gefällt und was nicht. Es ist ein Ausprobieren. Und vielleicht macht Oper dann sogar Spaß.

 

Weiterführende Links:

Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 1. Oktober 1791 (auf Seite 9):

vom 1. Oktober 1791: Im k. und k. Nationaltheater wurde letztvergangenen Dienstag, den 27. September, zum ersten Mal vorgeführt: ein neues Originallustspiel in fünf Aufzügen von Herrn Johann Friedrich Jünger, "Die Geschwister vom Lande" betitelt.

 

Einspielungen:

Monteverdi im Original:

Die „Toccata“ allein

Das gesamte Werk

Monteverdi in der Bearbeitung von Carl Orff:

Die „Toccata“ allein (gefolgt vom gesamten Werk in Clips zerschnitten)

Das gesamte Werk (durchlaufend, allerdings in einer anderen Aufnahme)

Originaler Monteverdi szenisch aufgeführt (Nikolaus Harnoncourt)

 

Tipps:

Einstiegsopern:

"Carmen" von Georges Bizet (1875) komplett und Highlights

"Rigoletto" von Giuseppe Verdi (1851) komplett und Highlights

"Der fliegende Holländer" von Richard Wagner (1843) komplett und Highlights

 

Ebenfalls erwähnte Oper:

"Tristan und Isolde" von Richard Wagner (1865) komplett und Highlights

 

Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Unsere Nummer lautet: +43 664 834 8344

Transkript anzeigen

00:00:00: Von 400.000 Wienern, 20.000 beim Begräbnis, das ist eine stolze Zahl und das zeigt,

00:00:13: wie populär Beethoven war. Das war der Popstar der Zeit.

00:00:27: Herzlich willkommen bei "Weitergedacht", der Podcast der WZ.

00:00:31: Jede Woche präsentieren wir eine neue Geschichte, stellen eure Fragen und geben Einblicke in unser 320 Jahre altes Archiv.

00:00:38: Mein Name ist Petra Tempfer, ich bin Redakteurin der Wiener Zeitung und ich habe heute den Musik- und Theaterwissenschafter Edwin Baumgartner bei mir zu Gast.

00:00:56: Guten Tag.

00:00:57: Er ist auch Kulturredakteur der Wiener Zeitung und Opern-Experte.

00:01:02: Opern finde ich einfach so unnötig. Warum gibt es die überhaupt?

00:01:10: Tja, warum gibt es die überhaupt?

00:01:13: Ich gebe diese Frage der 24-Jährigen Julia gleich einmal direkt an dich weiter, lieber Edwin.

00:01:19: Welcher war eigentlich die erste Oper und wer ist auf die Idee gekommen, so etwas zu komponieren?

00:01:27: Ja, das ist die große Frage.

00:01:29: Man kann die erste Oper relativ deutlich festsetzen.

00:01:35: Die erste Oper, die man als richtige Oper bezeichnen kann, war von Claudio Montevair de La Feo.

00:01:41: Das ist circa 415 Jahre her.

00:01:45: Das war ein Geburtstagsgeschenk für den Fürsten Gonzaga, einer der italienischen Fürsten.

00:01:52: Italien war ja damals alles im Fürstentümer aufgespaltet.

00:01:56: Einer dieser Fürsten war Gonzaga, der wie alle italienischen Fürsten der Renaissance als sehr kunstverständig war.

00:02:06: Die einen haben sich eher für die Malerei begeistert, die anderen haben sich für die Musik begeistert.

00:02:10: Montevair de La Feo war Hofkomponist bei den Gonzagas und wollte dem jüngsten Sohn ein Geburtstagsgeschenk machen.

00:02:20: Wollen wir gleich vielleicht mal eine Einspielung machen?

00:02:23: Nein, das ist eine gute Idee.

00:02:25: Dann können sich die Hörerinnen gleich was vorstellen darunter.

00:02:28: * Musik *

00:02:30: * Musik *

00:02:32: * Musik *

00:02:34: * Musik *

00:03:02: War das jetzt schon eine richtig klassische Oper, wie man sich das vorstellt?

00:03:06: Weil eigentlich verbindet man ja mit Opern so eher stundenlange Areen und überteuerte Karten.

00:03:12: Das klingt ja ganz anders.

00:03:14: Das Problem ist, dass wir alle heute nach Kindertes 19. Jahrhunderts mit seinem Schengelkult sind.

00:03:21: Diese Opern, die damals geschrieben wurden, die waren ganz anders.

00:03:28: Das war Volksbelustigung.

00:03:30: Die Rock- und Popmusik der damaligen Zeit war die Oper.

00:03:34: Der venecianische Karneval war die Hochburg der Oper.

00:03:40: Die Leute, ob Adel, ob Volk, ob Analfa Beten, ob Schreibkundige, ob Philosophie, dort Professor, ganz egal.

00:03:54: Jeder ist in die Oper gegangen.

00:03:56: Es war ein billiges Vergnügen.

00:03:59: Und es war ein sehr schnelllebiges Vergnügen.

00:04:03: Auch das entspricht eigentlich der heutigen Popmusik.

00:04:05: Wir müssen uns vorstellen, dass die Komponisten der damaligen Zeit die Opern am Fließband produziert haben.

00:04:11: Und wenn ein Komponist die heute unglaublich scheinende Zahl von 40 Opern in seinem Leben geschrieben hat, manche mehr, manche etwas weniger, dann ist das eigentlich der Normalfall.

00:04:26: Dass wir von Claudia Monteverdi nur drei Opern haben, liegt nicht daran, dass er nur drei geschrieben hat, sondern daran, dass sie nur drei überliefert sind.

00:04:34: Leider.

00:04:35: Und von einer Viertnahme eine große Aere.

00:04:39: Aber wir haben von Monteverdi nur diese drei Opern, also Lorfeo, Linko Nation, Poppea, Erkrankung der Poppea und Illeritoren oder Lies in Patria.

00:04:50: Also die Rückkehr des Ulysses ist in die Heimat.

00:04:55: Und ja, das sind also seine drei Opern, die wir kennen, die wir haben, die wir aufhören können.

00:05:02: Und warum geht es jetzt bei seiner Opern Lorfeo?

00:05:05: Wir müssen uns jetzt vorstellen, dass war wirklich ein ganz am Anfang.

00:05:08: Und wenn man ganz am Anfang ist, will man ein Manifest setzen.

00:05:12: Und dieses Manifest ist, es geht um Musik.

00:05:16: Schlicht und einfach. Orfeo Orphais ist doch Sänger der Antike, der inbegriffte Musik.

00:05:25: Und damit hat Monteverdi gesagt, damit wollen wir etwas völlig Neues beginnen.

00:05:31: Orphais, die Antike Sage erzählt, Orphais ist verliebt in Eridike.

00:05:40: Die beiden Heiraten sind das ideale Liebesbau.

00:05:42: Nur leider bei der Hochzeit kommt es zu einem Zwischenfall, eine Schlange beißt Eridike, Eridike stirbt.

00:05:49: Orphais ist verzweifelt, will sie zurückholen.

00:05:53: Er geht in die Unterwelt.

00:05:55: In der Unterwelt, die Unterwelt geht er sagen, er kommt überhaupt nicht in Frage, die kriegst nie wieder.

00:06:01: War auf der Orphais sich überlegt, wie könnte ich da umstimmen.

00:06:06: Da dann singen wir doch ein Lied.

00:06:07: Denn das kann er und tatsächlich mit Kraft der Musik stimmt er die Unterwelt-Gottheiten um.

00:06:14: Er bekommt Eridike zurück, aber es gibt eine Bedingung.

00:06:18: Am Weg in die Oberwelt darf er sich nicht umdrehen.

00:06:21: Er schafft es nicht. Er dreht sich um.

00:06:26: Er verliert Eridike zum zweiten Mal.

00:06:28: Und dann gibt es verschiedene Versionen, das sage ich, wie das dann weiter ausgeht.

00:06:32: In einer Version wird er von den Erinien zerrissen, in einer anderen.

00:06:36: Die Monteverdi verwendet hat, wird er von seinem Vater Apollo in den Himmel versetzt.

00:06:45: Das ist ja auch irgendwie das Drama bei der Oper, dass es meistens um solche Inhalte geht.

00:06:50: Liebesdrahmen, Mord und Totschlag gibt es auch irgendwie positive Inhalte bei Opern?

00:06:58: Ja, natürlich. Es gibt positive Inhalte in komischen Opern zum Beispiel.

00:07:05: Auch der französische Barock hat Opern geschrieben, die sind vielleicht nicht richtig positiv.

00:07:14: Das sind Tragödie, die gerade noch nicht tragisch ausgehen.

00:07:18: Also ernste Stoffe, die am Schluss ins Positive gewendet werden.

00:07:24: Wobei mir jetzt gerade einfällt, so was ähnliches hatten wir in Wien.

00:07:30: Ich glaube, es war die Josefinische Zeit, Josef II. mit dem Burg.

00:07:37: Da wurde sogar der Hamlet auf positive Sende umgeschrieben und Romy und Julian geheiratet.

00:07:43: Also so ganz aus der Zeit gefallen ist die Sache nicht.

00:07:48: Aber es ist halt das antike Verständnis, dass auf der Bühne dargezeigte Tragödie und Grausamkeiten

00:07:59: zur Leutung des Publikums führen.

00:08:01: Und wenn ich jetzt einen gewagten Vergleich anstellen darf,

00:08:06: unsere heutigen Krimis und Thriller und Horrorfilme sind eigentlich das Gleiche.

00:08:12: Und wenn man sich die Libretti der Opern anschaut und was sich heute in Krimis und Horrorfilmen tut,

00:08:19: so ganz anders ist das nicht.

00:08:23: Ja, das weitere Problem bei Opern ist ja auch, dass man sie meistens nicht versteht.

00:08:30: Hast du einen Tipp so für den oder den ersten Opernbesucher, die erste Opernbesucherin,

00:08:36: ob sie sich vorher mit dem Stück auseinandersetzen sollen,

00:08:39: damit sie zumindest wissen worum es geht, oder sollen sie sich einfach überraschen lassen?

00:08:44: Das ist die ziemlich schwierigste Frage, die man einem Opernliebhaber bei mir stellen kann.

00:08:49: Ich kann sie nur ganz persönlich jetzt beantworten.

00:08:53: Ich liebe Überraschungen, ich lasse mich gerne überraschen.

00:08:56: Und wie ich angefangen habe, in die Oper zu gehen,

00:08:59: habe mich eigentlich das Libretto, das ist das Textbuch, also die Handlung, am wenigsten interessiert.

00:09:09: Ich habe gern gesehen, was es geht auf der Bühne vor und habe mich mitreißen lassen.

00:09:14: Aber die Frage ist wirklich, wir singen leider die Opern in Originalsprach.

00:09:19: Ich halte das für nicht ideal, aber es ist nun mal Gang und Gebe.

00:09:26: Aber ich kann nur eines sagen, sämtliche Komponisten, mit denen ich zu tun hatte,

00:09:32: wollten, dass ihre Opern in Landessprache gesungen werden.

00:09:37: Und Jean-Claude Lominotte, trotz eines Namens Amerikaner,

00:09:44: hat in Englisch geschrieben und wollte unbedingt, dass die Opern in Landessprache gespielt werden.

00:09:50: Und jetzt, derzeit in der Wiener Staatsoper, läuft von Francis Poulienc,

00:09:55: eine Oper, die Dialoge der Karmilit, die Dialoge der Karmilit,

00:10:00: und Poulienc hat darauf bestanden, dass die Oper in Landessprache gespielt wird.

00:10:06: In Französischer Originalsprache. Jeder Kompromiss will verstanden werden.

00:10:10: Gibt es auch, wenn man die verschiedenen Kulturkreise betrachtet,

00:10:13: Unterschiede in der Machart der Opern?

00:10:16: Ja, natürlich. Wir müssen uns vorstellen, dass, ich würde jetzt mal sagen, der deutschsprachige Raum

00:10:27: neigt zu dem, was ich vorhin schon dieses eine böse Wort gesagt habe, zum Geniekult.

00:10:33: Der romanische Raum, speziell Italien, Italien ist das Geburtsland der Oper

00:10:41: und ist bis zum einen Tag in den Hochburg geblieben.

00:10:44: Italien neigt dazu, die Oper als Volksfest zu betrachten.

00:10:50: Und das gilt sowohl für den ländlichen Raum in Italien,

00:10:56: als auch für die großen Häuser, wie die Meilen der Skala.

00:11:02: Da ist oben wirklich noch Volksfest.

00:11:05: Das läuft ganz anders.

00:11:07: Und ich kann mich erinnern, in meiner Jugend war einmal,

00:11:10: ich habe es schon öfter, aber einmal ein besonderes Ereignis,

00:11:14: das war in Ischia ein Volksfest, ein ganz normales Volksfest.

00:11:21: Und der Höhepunkt des Volksfest war eine Aufführung der Traviator von Giuseppe Verdi.

00:11:28: Mit ganz kleinem Orchester, nur ein paar Musiker.

00:11:31: Ich habe damals nicht beurteilen können, ob das gut gesungen war oder nicht.

00:11:34: Ich gehe nicht davon aus.

00:11:36: Aber da sind die Weinbauern drinnen gesessen, da sind die Kinder drinnen gesessen

00:11:41: und die sind mitgegangen und zum Teil haben sie auch mitgesungen.

00:11:45: Und das ist die Oper, wie es in Italien verstanden wird.

00:11:50: Italien ist kein großer Unterschied zwischen Oper, Popmusik.

00:11:55: Das ist irgendwie alles einstens, es ist einfach Musik.

00:12:00: Musik, die Freude macht, die Spaß macht.

00:12:02: Und im deutschsprachigen Raum hängen wir halt Richard Wagner nach

00:12:07: mit seinen Götter und Heldengeschichten, die halt dann auch ihre fünf Stunden auf der Bühne brauchen.

00:12:12: Das heißt, in anderen Ländern sind dann auch nicht die Karten automatisch so extrem teuer.

00:12:19: Das ist ja auch in Österreich oder halt in unserem Kulturbereich sehr, sehr überteuer.

00:12:24: Ja, das ist leider, es sind die Karten bei uns sehr überteuert.

00:12:29: Ich kann jetzt nicht sagen, wie sie in Italien ausschaut.

00:12:32: Ich weiß aus Erfahrung, dass man in Italien zum Teil relativ günstig in die Oper gehen kann.

00:12:38: Es kommt auch auf die Stadt an.

00:12:40: Und es kommt darauf an, wie das Haus gefördert ist.

00:12:43: In deutschsprachigen Rahmen ist es eher schwierig.

00:12:48: Und ich glaube, man macht einen großen Fell, wenn man die Operpreise so hoch ansetzt.

00:12:56: Dadurch kann natürlich auch nichts, sich so eine richtige Fanschar entwickeln.

00:13:01: Aber war das vielleicht früher anders?

00:13:03: Weil du ja auch am Anfang gesagt hast, dass das von ihr die Schlager der frühen Jahrhunderte.

00:13:07: Also die Oper war, der Schlager der frühen Jahrhunderte, aber übrigens nicht nur die Oper.

00:13:12: Es gibt eine kuriose Geschichte von Ludwig van Beethoven.

00:13:17: Heute auch da wieder der Genikultes 19. Jahrhunderts.

00:13:22: Beethoven der große Komponist, der einsame, der Unverstandene.

00:13:28: Wenn wir uns das vor Augen halten, der unverstandene Beethoven, der fast eine Art Gott der Musik ist

00:13:37: und nur Sachen schreibt, die große Philosophie sind.

00:13:41: Bei seinem Begräbnis sind 20.000 Menschen mitgegangen.

00:13:51: 20.000.

00:13:53: Bei einer Einwohnerzahl von Wien von 400.000 Einwohnern.

00:13:58: Ich mache jetzt einen kleinen Vergleich.

00:14:00: Beim Begräbnis von Falco waren 10.000 Teilnehmer und Wien hatte 1,7 Millionen Einwohner.

00:14:08: Jetzt bedenken wir, dass die 10.000 Teilnehmer ja nicht nur aus Wien waren,

00:14:14: sondern es hat ja schon Autos gegeben, es hat ja schon die Möglichkeit gegeben, relativ günstig nach Wien zu kommen.

00:14:21: Was damals beim Begräbnis von Beethoven 1827 nicht der Fall war.

00:14:29: Da waren wahrscheinlich Wiener dabei.

00:14:31: Mensch von

00:14:33: 400.000 Wienern, 20.000 beim Begräbnis, das ist eine stolze Zahl und das zeigt, wie populär Beethoven war.

00:14:40: Das war der Popstar der Zeit, nicht der große unverstandene Komponist.

00:14:44: Wann hat sich das so gedreht, dass die Oper etwas so Spezielles geworden ist für ein Publikum der gehobene Rentschicht?

00:14:53: Sie ist elitär geworden. Sie ist elitär geworden, das stimmt.

00:14:57: Ich glaube, es war im deutschsprachigen Raum wirklich in den 19. Jahrhundert, wenn die Komponisten mit der Zeit eigentlich mehr ihren philosophischen Ideen geholt haben, gerade Wagner.

00:15:14: Es ist natürlich sehr hervorragend, dass die Stücke nicht gut sind, aber sie sind nicht Volksmusik in dem Sinne.

00:15:28: Sie sind nicht für den normalen zuhörigen gedacht, sondern Wagner baut sich ein Festspielhaus. Nur auf das soll man sich ausrichten.

00:15:37: Das wäre in einem Werden nie in den Sinn gekommen.

00:15:40: Gibt es auch moderne Opern, die wirklich so jetzt 2023 entstehen?

00:15:48: Irgendwie sind die nicht so am Rada, denke ich.

00:15:51: Wenn man an Oper denkt, dann haben wir immer nur diese alten Meister im Kopf. Aber gibt es gute aktuelle Opernkomponisten?

00:15:57: Ja, natürlich. Es gibt gute aktuelle Opernkomponisten.

00:16:01: Es ist aber noch nicht gesagt, ob sich die wirklich halten. Auch aus den früheren Jahrhunderten hält sich nicht alles.

00:16:08: Wir wissen von Zeitgenossen Mozarts, von Zeitgenossen Beethovens, von Zeitgenossen Monteverdi, wo heute praktisch nicht die Namen bekannt sind.

00:16:19: Ab und zu einmal ein Stück ausprobiert wird und man denkt sich dann, ja, ist echt ganz gut.

00:16:25: Und das ist heute das Gleiche. Es wird natürlich, werden Opern komponiert, natürlich werden Stücke uraufgeführt, haben Erfolg, haben weniger Erfolg.

00:16:37: Aber das, was mir ein bisschen abgeht, ist die wirklich populäre Oper, die wirklich, wo man eigentlich mitgehen kann.

00:16:52: Ich sage jetzt nicht unbedingt mit singen, aber wo man mitgehen kann.

00:16:55: Und für mich, dass der letzte Komponist, der das wirklich verstanden hat, war Karl-Orff, Karminer Burana, eigentlich scenisch aufzuführen, ist keine Kandate.

00:17:05: So ein eigentlicher, scenisches Werk ist das letzte große, populäre Musikwerk.

00:17:11: Und es ist übrigens interessant, Orff hat Monteverdi bearbeitet. Orff hat sich sehr an Monteverdi erinnert, hat den Orff in einer Neufassung herausgebracht in den 1920er Jahren.

00:17:23: Und ich glaube, er hat die Direktheit von ihm gelernt.

00:17:29: Dann hören wir uns vielleicht einmal diese Neufassung von Karl-Orff an aus dem 20. Jahrhundert, damit man vielleicht den Vergleich auch gleich mal raushören kann.

00:17:40: [Musik]

00:17:49: [Musik]

00:18:17: Ja, das hat jetzt schon ganz anders geklungen als die erste Version. Das habe sogar ich bemerkt.

00:18:24: Jetzt versetze ich mich aber in die Lage, dass man sich einfach einen Opernbesuch ja nicht leisten kann. Meistens.

00:18:32: Man möchte aber vielleicht doch einmal in die Oper gehen.

00:18:36: Dann kauft man sich eine teure Karte und hört eben diese befürchtete stundenlange Aria und denkt sich, na, das war jetzt rausgeschmissenes Geld.

00:18:45: Was meinst du, könnte man da im Vorfeld machen oder wie könnte man sich da selbst helfen, dass man gleich einmal weiß, was einen erwartet in dieser Oper, dass man nicht unnötig viel Geld ausgibt?

00:18:57: Also, jeder beginnt irgendwann irgendein etwas. Und jeder, der in seinem Leben irgendetwas irgendwann einmal begonnen hat, ich glaube jeder hat es einmal, die Erfahrung gemacht, geht auf die Suche.

00:19:12: Ich sage jetzt nicht, dass er einem gleiche erste Oper gefallen muss.

00:19:18: Ich bin ein gebranntes Kind, meine erste Oper war die Zaubenschlöte und sie hat mir gar nicht gefallen.

00:19:25: Gut. Aber es gibt eine wunderbare Möglichkeit auf die Suche zu gehen. Man geht auf YouTube.

00:19:34: Dort sind Opern in Ausschnitten, dort gibt es massenhaft Opern in ganzen Aufnahmen mit Bild, ohne Bild, mit Video, ohne Video.

00:19:48: Historische Aufnahmen, zeitgenössische Aufnahmen, kann hören eigentlich, was man will.

00:19:54: Das einzige ist, man muss auf die Suche gehen und ich rate einfach einzugeben, Oper als Stichwort.

00:20:02: Und dann einfach durchklicken, einfach einmal anhören.

00:20:06: Man hin setzten so jetzt 20 Minuten, dann gebe ich mir jetzt einmal Oper.

00:20:13: Und dann durchklicken, was gefällt mir, was gefällt mir nicht.

00:20:17: Und wenn bei einem was gut gefällt, dann vielleicht doch einmal in die Oper gehen.

00:20:25: Nicht an die Verteidigart, schaut, dass man die billigste bekommt. Nur kann Geld rausschmeißen.

00:20:33: Es ist gescheitert, man hört sich drei oder vier Opern an als eine auf einer teuren Karte.

00:20:38: Für die teure Karte kann man vielleicht zwei, drei, vier Billige erstellen.

00:20:43: Und mit der Zeit wird man draufkommen, was einem gefällt, was einem nicht gefällt.

00:20:48: Man hat die Entdeckerfreude, eine Entdeckerfreude, die ist immer was ganz Besonderes.

00:20:54: Aber man darf sich nicht enttäuschen lassen. Es gibt so viel, wo man sich dann denkt, das war jetzt nichts.

00:21:00: Aber wenn was nichts war, dann heißt es noch lange nicht, dass alles andere was in diesem Schaden geschieht, nichts war.

00:21:09: Wenn einem der Emmentaler nicht schmeckt, heißt es noch lange nicht, dass man den Korkozola nicht mag.

00:21:17: Und beides ist Käse. Es ist bei Oper genau das Gleiche.

00:21:23: Man kann an Käse kommen, der einem schmeckt und an Käse kommen, der einem gar nicht schmeckt, aber ausprobieren.

00:21:30: Es ist wirklich ein Ausprobieren und man muss sich immer eines vorstellen.

00:21:35: Das ist eigentlich mein Kredo. Oper macht Spaß.

00:21:40: Wenn Oper nicht Spaß macht, ist es verloren, uninteressant.

00:21:44: Aber es gibt Oper, die Spaß machen. Nur es ist bei jedem eine andere.

00:21:48: Und die muss man halt herausfinden.

00:21:50: Und ich bin absolut kein Missionar. Ich habe keinen missionarischen Entetus.

00:21:55: Aber in keinem Gebiet, ich sage nur, es ist schade, wenn man sich diesen Spaß entgehen lässt.

00:22:02: Oper macht Freude.

00:22:04: Und wenn man eher auf Rockmusik steht, Popmusik, Hip-Hop, was auch immer.

00:22:12: Warum nicht auf einmal ein Oper hören?

00:22:15: So ganz anders ist das ja auch wieder nicht.

00:22:19: Da gibt es gerade zu Schlagertrainer in Opern.

00:22:23: Und ja, wie gesagt, es macht Spaß.

00:22:29: Und es macht in die Eisebarte, in Decke Freude.

00:22:32: Und ich glaube, man kann alles ist Musik.

00:22:36: Es kann nebeneinander bestehen bleiben.

00:22:39: Wo von ich abraten würde als erste Oper.

00:22:43: Also die Zauberfreude würde ich nicht nehmen.

00:22:46: Das ist wirklich der zweite Akt.

00:22:49: Das ist ein Problem, nicht weil er schlecht komponiert ist, sondern weil er sehr lang ist.

00:22:52: Und weil die Vorgänge auf der Bühne sehr dunkel sind.

00:22:55: Und auch sehr viele Wiederholungen.

00:22:58: Es hängt ein bisschen.

00:23:00: Der erste Akt ist einer der besten, der jemals komponiert worden ist.

00:23:03: Die Uraufführung der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart am 30. September 1791 in Wien,

00:23:16: hatte auch die Wiener Zeitung nicht interessiert.

00:23:19: Eine Meldung Wert war hingegen eine andere Uraufführung.

00:23:22: Vom 1. Oktober des selben Jahres ist in unserem Archiv zu finden.

00:23:26: Im K&K Nationaltheater wurde der letzten vergangenen Dienstag,

00:23:30: den 27. September zum ersten Mal vorgeführt.

00:23:34: Ein neues Original-Lustspiel in fünf Aufzügen von Herrn Johann Friedrich Jünger.

00:23:39: Die Geschwister vom Lande betitelt.

00:23:42: Johann Friedrich Jünger ist heute weit weniger bekannt als Mozart.

00:23:46: Welche Oper ist einer meiner Meinung nach eine gute Einstiegsoper?

00:23:50: Also die Zauberflöte ist es nicht.

00:23:52: Nein, die Zauberflöte ist garantiert nicht.

00:23:55: Ich werde sagen, von Schauspiel sehe ich keinen Mann.

00:23:58: Ich glaube, das ist die schlagkräftigste Oper, die je geschrieben wurde.

00:24:05: Oder man orientiert sich gleich an den Italienern.

00:24:09: Wer die Regoletto, der eine hervorragende Einstiegsoper,

00:24:15: weil es auch eine spannende Handlung hat.

00:24:18: Man muss sich vorstellen, der Herzog ist die unmoralischste Person,

00:24:24: die man sich vorstellen kann.

00:24:26: Er vergewaltigt, er verführt, er ist mies und er ist derjenige, der überlebt.

00:24:34: Von allen Hauptfiguren überlebt gerade dieser, übrigens, Monte Verdi,

00:24:39: hat etwas Ähnliches geschrieben,

00:24:42: Linkoranationen der Popäa, Grönung der Popäa,

00:24:46: Kaiser Nero, ein Waschlappen, Popäa, eine Prostituierte,

00:24:56: und die wird Kaiserin und der Kaiser wird zum Prostituierten.

00:25:03: Also es gibt schon spannende Handlungen in dem Schauern.

00:25:07: Auch solche Handlungen hat es so mitgegeben.

00:25:10: Wenn du jetzt, Opern so betrachtest, meinst du nicht auch,

00:25:16: dass man manche ein bisschen straffen könnte und dass sie nicht fünf Stunden lang dauern?

00:25:21: Das ist die große Frage.

00:25:23: Wenn man das einem Musiker sagt, einem Dirigenten,

00:25:28: dann wird er schreien, "Gott ist viel, das kann man einem Komponisten nicht antun".

00:25:34: Als Zuhörer sage ich mir bei vielen Opern,

00:25:38: "Wer nicht schlecht, wenn es ein Stundkürzer wäre,

00:25:42: ich mag diese elendlangen Opern gar nicht".

00:25:46: Ich finde zum Beispiel von Richard Wagner, den Tristan und die Solle,

00:25:51: geschrieben im 19. Jahrhundert und gilt als eine der großen Operngeschichte,

00:25:58: weil es wirklich auch wegbereitend war für die neue Musik, die nachgekommen ist.

00:26:03: Ein herrlicher Stück.

00:26:08: Und wenn er eineinhalb Stunden kürzer wäre, wäre er für mich noch schöner.

00:26:13: Es ist einfach zu viel.

00:26:16: Dann lob ich mal dann wirklich eher den Wert, die Opern von Wert sind alle ganz, ganz wenige ausnahmend.

00:26:22: Sehr knapp, sehr flott, sehr auf die Bühne ausgerichtet,

00:26:27: Drama, auch Schauspielseekarmen, das ist dramatur.

00:26:31: Und darum würde ich eher bei PC, würde ich eher PC und Werder als Einstiegsoper anraten.

00:26:40: Bei Wagner könnte man es mit den "Refligenden Holländer" versuchen.

00:26:43: Das ist eine der wenigen Wagner Opern, die kurz sind.

00:26:47: Und die auch sehr spannend sind und der dramatische Handlung,

00:26:50: haben sich ein Gespenstergeschicht in den "Refligenden Holländer".

00:26:53: Es ist ein Seegespenst und die Center verliebt sich in ihn,

00:26:58: obwohl sie ihn nur aus dem Wort einer Palade kennt.

00:27:01: Und der Spannende ist, dass die Palade drei Strophen hat.

00:27:04: Und die Opern drei Akte und jeder Akte entspricht einer dieser Strophen.

00:27:08: Ein sehr geschichtet gebautes Stück.

00:27:11: Das ist eine frühe Oper von Wagner in den 1840er Jahren geschrieben.

00:27:17: Und ein hervorragendes Stück.

00:27:21: Also für mich hat er Wagner nachher nie wieder.

00:27:23: Ich trau mich fast nicht zusammen. Für mich hat er nachher nie wieder

00:27:26: diese dramatische Schlagkraft erreicht.

00:27:28: Also wir sind am Ende unseres Podcasts angelangt.

00:27:31: Ich hoffe, dass deine Begeisterung sich auch jetzt ein bisschen verbreiten kann

00:27:35: und uns ausbreiten kann unter den Hörerinnen und Hörern.

00:27:38: Und das sind Zukunft vielleicht auch Feo von Monteverdi

00:27:41: mit anderen Ohrenhörern oder vielleicht ein Schlüsselerlebnis haben.

00:27:44: Und sich denken, hm, das ist eigentlich schon eine coole Musik.

00:27:47: Die drei wichtigsten Dinge, die mir nach unserer heutigen Folge

00:27:51: sofort hängen geblieben sind.

00:27:53: Jeder Komponist wollte eigentlich ein Schlagerstar sein

00:27:58: und wollte gehört werden, und zwar von der breiten Masse.

00:28:02: Opern müssen auch nicht immer nur von Totschlag und Liebestrahmen handeln.

00:28:06: Und vielleicht sollte man sich, das erste Mal in die Oper,

00:28:10: mal ein paar YouTube-Videos anschauen und dann auswählen,

00:28:13: für welche Oper man sich entscheidet.

00:28:15: Danke lieber Edwin für's Dasein.

00:28:17: Danke schön.

00:28:18: Danke euch Hörerinnen und Hörern fürs dranbleiben und fürs zuhören.

00:28:22: Und bis zum nächsten Mal.

00:28:24: [Musik]

00:28:28: Das war die heutige Folge von "Weitergedacht, der Podcast der WZ".

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00:28:39: Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen?

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00:28:45: Unsere Nummer lautet 0664834.

00:28:51: [Musik]

00:28:58: Missing Link.

00:29:00: Copyright WDR 2021

00:29:02: * Musik *

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