#28 Die perfekte Insta-Mom – nur für die anderen?

Shownotes

Perfekte Babys, die immer rosig und zufrieden sind, in ihrem wunderbar gestylten Kinderzimmer: Wer auf Social Media unterwegs ist, sieht diese Fotos jeden Tag. Auch wenn wir wissen, dass das inszeniert ist, „macht es trotzdem was mit einem, wenn man solche Bilder sieht", sagt die Psychologin Astrid Wirth im Gespräch mit WZ-Redakteurin Petra Tempfer. Psychologische Studien zeigen, dass Depressionswerte nach der passiven Nutzung von Social Media ansteigen können: Der Druck ist somit nicht nur gefühlt, sondern real.

Sich ausschließlich am gesellschaftlichen Druck zu orientieren, führe zu massiver Verunsicherung und sei nie gut, warnt der Psychoanalytiker Wilfried Datler. Und zwar heute genauso wie früher.

Im Vergleich zur Nachkriegszeit, als man Babys bloß nicht „verwöhnen" durfte, ist der Zugang aktuell ein ganz anderer. Das Wohl des Kindes steht im Vordergrund, und im Bücherregal eines jungelterlichen Haushalts reiht sich oft Ratgeber an Ratgeber. Tatsächlich komme es aber auf die richtige Mischung an, so Wirth und Datler: Für die Entwicklung des Kindes am besten sei die Balance zwischen Wärme, Regeln und Verständnis.

Weiterführende Links:

Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 30. Jänner 1884 (Seite 3):

Darüber, was für das Kind förderlich ist, herrschten im 19. Jahrhundert andere Ansichten als heute. Am 30. Jänner 1884 berichtete die Wiener Zeitung auf Seite 3 über ein neues Buch zur Kindererziehung folgendermaßen: Im Verlage der k. k. Hofbuchhandlung K. Prochaska in Wien und Teschen erschien soeben ein 141 Seiten starkes Büchlein unter dem Titel: „Die Kindererziehung mit besonderer Rücksichtnahme auf die Charakterbildung. Ein Leitfaden für Eltern zur leiblichen und geistigen Gesundheitspflege ihrer Kinder. Von Kathinka Freifrau von Rosen.“ Das Büchlein verspricht und bietet keine schulmäßige Erziehungslehre, sondern Ratschläge, welche aus praktischer Lebenserfahrung und umsichtiger Beobachtung abstrahiert sind. „Ich habe – sagt die Verfasserin – im Laufe der Jahre Gelegenheit gehabt, das häusliche Leben zahlreicher Familien aus den verschiedenen Klassen der Gesellschaft zu beobachten – viel Erfreuliches fand ich nicht. Die große Anzahl unvernünftiger Mütter und schlecht erzogener Kinder haben mich veranlasst, meine Ansichten über Kindererziehung und Familienleben zu veröffentlichen.“ Mögen dieselben die verdiente Beachtung finden.

Erziehungsstile (socialnet.):

permissiv: Beim permissiven Erziehungsstil üben Eltern wenig Kontrolle aus, stellen wenige Ansprüche, zeigen aber Wärme und Nähe.

vernachlässigend: Beim vernachlässigenden Erziehungsstil sind die Eltern nicht fordernd und nicht kontrollierend und zeigen wenig Wärme.

autoritär: Eltern mit einem autoritären Erziehungsstil sind kontrollierend und distanziert und zeigen weniger Wärme gegenüber ihren Kindern.

autoritativ: Der autoritative Erziehungsstil ist gekennzeichnet durch eine Kombination aus starker Kontrolle und hohen Ansprüchen einerseits, sowie Wärme, Rationalität und positiver Bestärkung andererseits.

Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind (dieser Erziehungsratgeber wurde in der Zeit des Nationalsozialismus verfasst und spiegelt die damaligen Ansichten von der Schwangerschaft bis zur Pflege des Säuglings wider; 1961 erschien eine von Johanna Haarer überarbeitete Neuauflage mit dem Titel: Die Mutter und ihr erstes Kind)

Habt ihr Fragen oder Vorschläge für unsere nächsten Folgen? Dann schickt uns eine Sprachnachricht über WhatsApp. Die Nummer lautet: +43 664 834 8344. Unseren Podcast könnt ihr auf Spotify, Apple, Google und anderen Plattformen kostenlos abonnieren.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.