#65 „Wir verurteilen keinen, den wir vom Berg holen“

Shownotes

Daten und Fakten

  • Der Alpinnotruf lautet in Österreich 140 (europaweit gilt die Notrufnummer 112).
  • Die Bergrettung in Österreich ist fast 130 Jahre alt. Sie wurde in Wien gegründet, nachdem im Jahr 1896 auf der Rax am Reistalersteig bei einem Lawinenunfall mehrere Personen ums Leben gekommen waren. Österreich war hier ein weltweiter Vorreiter. Der Alpine Rettungsausschuss Wien, aus dem ein Jahr später das Rettungskomitee wurde, war die erste offizielle Bergrettung der Welt.
  • Im Zweiten Weltkrieg beziehungsweise im Nationalsozialismus gab es eine Zäsur, aber zwischen 1947 und 1950 wurden die sieben Landesorganisationen neu gegründet, ebenso der Bundesverband als Dachorganisation. Das Burgenland hat keine eigene Landesorganisation, Wien bildet eine gemeinsame mit Niederösterreich. Es gibt übrigens auch eine Ortsstelle in Wien, deren Einsatzgebiet aber der Schneeberg ist. Und es gab einmal ein Bergrettungstelefon am Südbahnhof.
  • Heute gibt es knapp 13.000 freiwillige Bergretter:innen in Österreich, davon etwas mehr als 1.000 Frauen. Sie bringen rund 10.000 Personen pro Jahr sicher vom Berg – ein Viertel davon betrifft Unverletzte. Grundsätzlich gilt: Wer einen Einsatz verursacht, bekommt diesen in Rechnung gestellt. Warum der Unfall passiert ist, wird nicht unterschieden. Und bei der Rechnungslegung wird auch kein Unterschied gemacht, ob und welche Versicherung die zu bergende Person hat. Die Sozialversicherung übernimmt hier jedenfalls keine Bergekosten, die ganz unterschiedlich sein können: Sitzt zum Beispiel jemand bloß irgendwo im leicht zugänglichen Gelände fest und kann mit einer kleinen Fahrzeugbesatzung abgeholt werden, kostet ist mit etwa 150 Euro zu rechnen. Der durchschnittliche Standardeinsatz liegt laut dem Bundesverband der Bergrettung bei ungefähr 500 Euro. Ein Großeinsatz, bei dem mehrere Ortsstellen zum Einsatz kommen, zum Beispiel große Suchaktionen nach Lawinen im Gelände, kostet um die 1.000 Euro. Und muss ein Hubschrauber hinzugezogen werden, ist mit mehreren tausend Euro an Einsatzkosten zu rechnen. Aussuchen kann man sich das nicht: Wird der Alpinnotruf 140 gewählt, entscheidet die Leitstelle, welche Rettungskräfte entsandt werden. Wer sich finanziell absichern möchte, kann die mit dem Schutzbrief des ÖAMTC oder dem Sicherheitspass des ARBÖ tun – oder förderndes Mitglied der Bergrettung werden. Ab 36 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr gibt es vollen Schutz am Berg bis 25.000 Euro Einsatzkosten. Martin Gurdet, der Sprecher des Österreichischen Bergrettungsdienstes, betont dazu: Kein:e Bergretter:in bekommt für den Einsatz Geld. Was hereinkommt, fließt in Ausbildung, Ausrüstung und Infrastruktur. Daneben lebt die Bergrettung von fördernden Mitgliedern und Spenden sowie öffentlicher Unterstützung.
  • Wer Bergretter:in werden möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein oder ab 16 Jahren die Einwilligung der Eltern haben, Klettern im mindestens dritten Schwierigkeitsgrad im Vorstieg sowie in jedem Gelände bei allen Schneebedingungen sicher Ski fahren können. Die kostenlose Ausbildung umfasst mehrere Module, die innerhalb von fünf Jahren absolviert werden sollten, wobei es ein Probejahr gibt.
  • Seit 2019 haben freiwillige Mitglieder von Katastrophenhilfsorganisationen, (Berg-)Rettungsdiensten oder Freiwilligen Feuerwehren Anspruch auf eine Entgeltfortzahlung, wenn sie in ihrer Dienstzeit zu einem Einsatz ausrücken, sofern die Dienstfreistellung mit dem Unternehmensbetrieb vereinbar ist.

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Weiterführende Links

-Österreichischer Bergrettungsdienst

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